Samstag, 28. Februar 2009

Emmy & Walther (11): Stein(bach) des Anstoßes

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Weest du, ob die beede heute janich komm, Thorsten?

Wen meinstn, Susan.

Na, Emmy & Walther. Ick brauch doch den Tisch nachher für die Jesellschaft.

Wann kommt die denn?

So halbacht.

Is doch keen Problem, die beede bleiben doch imma nich lange, maximal ne Stunde. Und ick helf dir denn schnell beit Rübertragen in Saal und beit Eindecken. Ach, eena von die beede kommt gleich rin.

Wat isn hier los? Personalvasammlung? Oda machta beede Warnstreik? Krieje ick trotzdem een Pils?

Klar Walther, wir ham uns schon Jedanken gemacht, ob euch beeda wat passiert is.

Susan, du weest doch, dass uns so schnell nischt aus de Bahn wirft. Warum haste dir denn noch schicker jemacht also sonst? Biste uff die Piste heute?

Nee, wir ham nachher Jesellschaft.

Wer kommt denn?

Die Ortsgruppe oder wie dit heißt vonne SPD, und da brauch ick nachher euern Tisch.

Kannste die nich an een andern Tisch setzen, die paar Männekin?

Dit sind heute janz ville. Die bringn ihre künftijen freiwillijen Wahlhelfer mit, ach Emmy kommt ooch.

Noch n Pils, bitte. Und keene Angst, wenn die SPD kommt, denn bleim wa heute nich so lange, nich, dass noch eena denkt, wir jehörn dazu.

Hallöchen, alle zusammen. Is heute Personalvasammlung?

Hab ick ooch schon jefracht, is aba nich. Die SPD kommt.

Denn sind ja nachher die drei Barhocker besetzt.

Nee, die komm mit alle potentiellen Wähler, die brauchen heute unsan Achtatisch. Wir müssen schnella trinken.

Nee, nee, lasst euch Zeit, hier sind die Pils, jehn heute uffs Haus, weil ick euch n bisschen drängeln muss.

Prost SPD. Könn die nich jeden Tach kommen?

Lass mal, Emmy, denn müssen wa uns ne andre Kneipe suchen. Und, haste wat uff de Seele brennen?

Ach ja, muss ja schnell jehn heute. Also pass uff. Haste jestern Tagesschau jekieckt?

Weeste doch, mach ick jeden Abend, außa im Urlaub.

Sach mal, wat is denn da mit Polen los? Ick hab dit nich richtich vastanden. Da soll irjend ne Jedenkstätte mit Deutschland und de Polen eröffnet werden … warum jibtn dit n da Ärjer?

Weeste, wir ham kaum Zeit und du kommst mit son Klopper von Problem. Ick gloobe, wir müssen nachher noch am Imbiss jejenüber weiterquatschen. Ick versuche mal, mir kurz zu fassen. Also, nach Riesentheater zwischen Deutschland und Polen, also zwischen die Rejierungen, nich zwischen de Bevölkerung, ob dit nu Heimatvatriebene sind oder ob se vor de Russen freiwillich abjehauen sind, und wenn der Hitler damals nich … ach, dit würde jetz allet zu weit führn, dit lassen wa mal weg. Susan, Noch zwee Pils und zwee Kurze … und die Rechnung, ach nee, ham wa ja heute nich.

Mach doch mal endlich weita, Walther, Susan is in Eile.

Ja doch.

Nu schnauz mir mal nich so an.

Tschuldije, tut mir leid. Du bringst mir heute janz durcheinander.

Wehe, ihr kricht euch noch dit kloppen hier. Prösterchen, wie jesacht, uffs Haus.

Prost alle Mann. Polen und Deutschland haben sich also jeeinicht uff die Errichtung eener Jedenkstätte für die Vatriebenen. Und denn wird son Stiftungsrat berufen, zu gleiche Teile mit Deutsche und mit Polen. Der entscheidet denn, wo die Jedenkstätte hinkommt, wie se aussehen soll, wat se kosten darf und so weita.

Vastehe. Und wo is nu dit Problem?

Dit Problem is, dass die Bundesrejierung in diesen Stiftungsrat Frau Erika Steinbach vonne CDU nominiert hat.

Die blonde, die se inne Tagesschau jezeicht ham? Dit is doch ne janz schicke, die sieht doch richtich jut aus, die macht doch wat her in son Stiftungsrat.

Emmy, bei son Stiftungsrat jeht dit nich nach Aussehen, sondern nach politische Trachfähichkeit.

Mein Jott, andere sind doch ooch inne CDU.

Du machst mir dit heuta aba ooch schwer … und dit unta Zeitdruck. Also. Dit hat ooch nischt mit de CDU zu tun, sondern damit, dass Erika Steinbach die Verbandspräsidentin is vom Bund der Heimatvatriebenen. Aba wat noch ville schlimma is, die hat damals, als im Bundestach abjestimmt wurde über die Anerkennung der Oda-Neiße-Grenze, dajejen jestimmt. Um dit mal uffn Punkt zu bringen: die erkennt die Grenzen von Neunzehnhundatfünfundvirzich nich an. Zumindest innalich nich. Die wollte, und will vielleicht noch, die Grenze zu Polen von vor 1939 ham, vastehste? Also die sojenannten ehemalijen Ostjebiete.

Hm, vasteh ick. Und wat nu?

Dit darfste nich mir fragen, dit musste die Merkel fragen. Aba ick sach dir mal meine Meinung: ick hab wirklich keen Vaständnis dafür, wie unsensibel unsre Politiker an sone Sache ranjehn. Ick könnte mir in Grund und Boden schämen für die janze Bagasche im Bundestach, ick könnte platzen vor Wut!!!

Nu tob mal hier nich so rum, die SPD kommt gleich.

Mein Jott, Emmy, hoffentlich wern unsre Jespräche nich öffentlich jemacht oda abjehört. Ick gloobe, denn kann ick mir die Karten lejen. Ick hab mir dit in eene Woche schon mit fast alle vadorben, mit de Klimaforscher, mit de Bänker, mit de Partein und Politiker, mitte Justiz, mitte Kirche … und jetz och noch mitte Heimatvatriebenen…

…mit mir aba nich, Walther, Schönen Abend noch!

Freitag, 27. Februar 2009

Emmy & Walther (10): Pius-Bruder

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Hallöchen alle zusammen! Ach, du bist ja janz alleene, Marlies. Na, denn is ja jut, dass ick mir wenigstens uff de Beene jemacht habe.

Grüß dich, Emmy, schön dass de kommst. Nimmste n Pils?

Ja, Mülch hatte ick heute schon jenuch. Ick setz mir schon mal hin. Haste wat von Walther jehört?

Heute noch nich. Aba der kommt bestimmt ooch gleich. Der riecht dit doch förmlich, wenn du hier bist. Na, wat sage ick? Da kommta ja schon anjestiefelt.

Denn mach mal gleich noch n Pils, hab ick wenigstens een zum Anstoßen…

Ach, meine beeden Traumweiber sind heute hier. Tachchen, schöne Cheffin, grüß dir, Emmy.

Schön, dass de kommst. Kann ick dir gleich mal wat fragen. Is zwar schon n paar Tage her, aber mir bewecht dit imma noch. Dit mit dem Bischoff Willjamson, wo dit da den Ärjer mit unsan Papst jab. Wat war denn da nu jenau.

Ach, du meinst den Pius-Bruder.

Ick wees nich, ob der noch n Bruder hat.

Oba n Bruder hat, wees ick ooch nich. Is aba ooch ejal für deine Frage.

Die beeden Pils. Prost, meine Lieben!

Danke, schöne Cheffin, Prost Emmy. Also pass uff: die Piusbruderschaft is so ne abtrünnige Jemeinde von de Kirche. Die ham dit zweete vatikanische Konzil nich anerkannt und wurden daruffhin von de Kirche ausjeschlossen.

Wat ham die nich anakannt? Von dit Konzil hab ick ja noch nie wat jehört…

Ach, Emmy, die janze katholische Kirche kann ick dir an een Abend inne Kneipe nich erklärn. Da müssten wa uns hier uff Jahre einschließen lassen. Nimmet mal als jejeben, dass die Pius-Brüder eben ausjeschlossen wurden. Und nu wollte unsa Pabst denen im Januar wat Jutet tun und se in den Schoß der Kirche zurückholen. Und jenau een Tach vorher hat der Bischof Willjamson in een Fernsehinterview jesacht, dassa dit nich gloobt mit die Judenvanichtung bei Hitler. Anjeblich hat der Papst aba davon nischt jewusst, obwohl dit weltweit bekannt war.

Wat is denn dit fürn Quatschkopp? Braucha doch bloß mal hinfahrn nach Auschwitz oder Buchenwald. Da kanna sich ankiecken, wat der Hitler fürn Verbrecher war.

Jenau dit hatta aba abjelehnt. Er will die Jeschichte „nachlesen“, hatta jesacht, und denn bildeta sich ne eijene Meinung.
Na jedenfalls sind nu alle übern Papst herjefalln, weila die Pius-Brüder eben wieda zurückjeholt hat.
Und inzwischen bittet der Bischoff Willjamson Jott und alle Menschen um Vajebung für seine öffentliche Leugnung der Judenvanichtung. Er hat jesacht, dass sich seine Äußerungen bezogen haben uff zwanzich Jahre alte wissenschaftliche Erkenntnisse. Also ne richtige Entschuldigung is dit aba ooch nich.

Gloobst du eijentlich selba an Jott?

Nee, ick gloobe an janischt. Für mich persönlich is die Sache hier uff de Erde vorbei, wenn et denn eben soweit is. Aba ick hab ooch nüscht jejen die Leute, die an irjendeen glooben, ob dit nu Jott is oder Allah oder Buddha oder wie die alle heißen. Irjendwann wern wa ja alle wissen, wer schließlich Recht hatte, aba denn nützt dit och keen mehr. Und wenn et eben wirklich ne Hölle jeben sollte, und ick muss da rin, denn muss ick eben. Bin mal jespannt, wen ick denn da allet wieda treffe. Aba, wie jesacht, ick gloobe nich dran.

Aba, Walther, so ville Leute könn doch janich irren. Ick hab irjendwo jehört, dass eene Millijarde Menschen uff de Welt katholisch sind. Dit muss doch n Grund haben.

Hattet, Emmy, hattet. Kannste Dir noch an die Kreuzritter erinnern und an die Weltendecker? Die hatten immer ooch n paar Missionare uffn Pferd dabei oder uffn Schiff. Und während die eenen jeraubt und jemordet haben, haben die andern die Leute zu Jott bekehrt, notfalls mit Jewalt.

Also, ick will mir ja nich einmischen, Walther, aber heute biste mir unheimlich. Nehmta noch zwee Pils?

Keene Angst, Marlies, ick tu Dir ja nüscht. Bin ja keen Kreuzritter oder Weltentdecker.

Aba n bisschen missionarisch kommste mir heute schon vor.

Ach Marlies, issa doch imma. Aba woa Recht hat, hata Recht.

Mensch Emmy, du hast aba heute ooch n schwierijet Thema anjesprochen. Und ick will dir ja ooch nich vaschrecken. Du kannst glooben watte willst, nehm ick dir nich übel und ooch jakehn andern. Aba besonders die katholische Kirche is sowat von weit weg von de Wirklichkeit, da schüttelt mir dit eben. Da dürfen Frauen keene Priester wern, die haben wat jejen Schwule obwohl die halbe Priesterschaft davon betroffen is, weil se nich heiraten dürfen…

Darüber hab ick mir ooch schon jewundert. Warum issn dit so?

Weil se nur Jott treu sein solln. Is eben so. Der Papst hat die Vahütung mit Kondome vaboten und wat wees ick allet. Aba dit schärfst war ja, dass der Papst vorijet Jahr die Ausbildung von dreitausend Exorzisten weltweit anjeordnet hat.

Wat, von die Männer, die sich imma nackich vor Frauen hinstellen und den Mantel uffmachen? Um Jotteswillen…

Die zwee Pils, bitteschön. Ick hab dit Jefühl, ihr beede jeratet heute mit euer Thema völlig außer Kontrolle.

Nee, nee, Marlies, Emmy hat mir nur falsch vastanden. Exorzisten sind Teufelsaustreiber, die, die du meinst, heißen Exhibitionisten. Die, die ick meine, sollen anjeblich vom Teufel befallene Menschen wieda heiln. Dabei sind die armen Jestalten psychisch schwerst erkrankt und bräuchten dringend ärztliche Hilfe und nich sone Spinner vonne Kirche. So se hick dit jedenfalls.

Dit is ja wie im Mittelalter.

Dit is Mittelalter, liebe Emmy. Und wundan würde ick mir ooch nich, wenn se demnächst in Rom wieda Hexen vorm Petersdom vabrennen. Dit trau ick unserm Papst ooch noch zu.
Aba Emmy, bevor ick mir jetzt restlos um mein Seelenheil rede, lass uns mal Schluss machen.

Aba nur für heute.

Logisch Emmy. Und eens wees ick jenau: wennet den lieben Jott wirklich jeben sollte, denn hab ick später mal janz schlechte Karten. Aba da muss ick denn eben durch.
Marlies, mach mal bitte die Rechnung.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Emmy & Walther (9): Klimaerwärmung

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Grüß Dich Susan. Ach, ick muss mir erst mal setzen, bin total kaputt. Mach mir mal n Pils.

Grüß dich, Emmy. Warum biste denn so fertich?

Ick wees ooch nich, dit muss ans Wetta liejen. Dieset ewige hin und her … Schnee, Rejen, Schnee, Rejen … dit jeht nich nur uffs Jemüt, dit jeht ooch uff de Knochen.

Hallo alle zusammen. Susan, mach mal gleich noch ne Portion Pils.

Grüß dich, Walther, jut dass de kommst, munter mal die Emmy n bisschen uff.

Um Jotteswillen, wat is denn passiert, Emmy?

Ach Walther, dit Wetter macht ma einfach fertich. Haste jehört, wat in Bayern los is?

Nee, sach bloß, der Seehofer hat wieder irjend ne Braut geschwängert…?

Dit wees ick nich. Jehört hab ick davon jedenfalls noch nischt. Nee, ick meine dit Wetta. Da schneit dit wie varrückt. Die wissen janich mehr wohin mit dit janze Zeug. Straßen jesperrt, janz hohe Lawinenjefahr, die müssen sojar den Schnee von de Dächer fejen, damit nich die janzen Häuser zusammenkrachen.

Mensch Emmy, dit is doch normal, schließlich ham wa Winta, und da schneit dit nu mal.

Jetzt trinkt erst mal n Schluck. Prost ihr beede.

Prost. Ja, Walther, natürlich is Winter. Aba ick denke, wir ham Klimaerwärmung. Davon merk ich aba nüscht. Son kalten Winta hatten wa je ewich nich mehr. Ick darf janich an meine Heizkostenabrechnung denken. Da wird wohln fürn Pils in de Kneipe nich mehr ville übrig bleiben…

Klimaerwärmung ham wa trotzdem. Dit is nu mal so. Klima is wat langfristijet. Klima passiert nich von een Jahr uffs andere, dit kann Jahrzehnte dauern und manchmal soja Jahrhunderte oder noch länger.

Aba Walther, ick seh noch unsere Kanzlerin vor de Eisberje stehen, wo se jesacht hat, dass wir wat jejen den Klimawandel tun müssen, bevor et zu spät is.

Ja, und da ham sich die Eisberje gleich fürchterlich erschrocken und ham uffjehört abzutaun. Die sind förmlich erstarrt, als unsere Merkel so scharfe Worte jefunden hatte.

Nu hör doch mal uff, Walther, immer unsere Kanzlerin anzumotzen. Schließlich hat se doch Recht.

Kann sein, muss aba nich. Da sind sich nämlich nich mal die Wissenschaftler drüber einich, wie dit is mit de Klimaerwärmung. Die een sagen, dass dit an unserm Zehohzwei-Ausstoß liegt, die andern sind der Meinung, dass sich dit Klima schon seit Jahrmilliarden immer wieder ändert und dass dit die Natur von sich aus macht, ejal, wat wir ausstoßen.

Und wat gloobst du, Walther?

Ick tendiere zur zweiten Meinung. Dit Klima hat sich schon imma jeändert, praktisch, seit dit die Erde jibt. Weeste warum Grönland Grönland heißt?

Bestimmt, weil da die Grönländer wohnen.

Falsch, Emmy. Dit kommt von Grünland, also uff englisch Grienlend, um dit mal korrekt auszusprechen. So haben dit nämlich die alten Wikinger jenannt, als se Grönland entdeckt haben. Und wat denkste, warum? Weilet grün war. Wäret vereist jewesen, denn hättn sit Weitlend jenannt, weit is ooch englisch und heißt weiß. Und denn hättn se ooch janich mitn Schiff hinfahren können, denn hättn se nämlich loofen müssen.

Noch n Pils am Stammtisch jewünscht?

Ja, eens nehm wa noch. Walther erklärt heute wieda so schön.

Ick bin ja noch ja nich fertich. Bewiesen is, dass selbst die beeden Pole schon fünfmal eisfrei warn, und damals jab et noch ja keene Menschen. Und dit Mittelmeer war schon mehrfach völlich ausjetrocknet im Laufe der Erdjeschichte. Und hier, über Berlin, wo wir beede grade inne Kneipe sitzen, war schon mal zwee Kilometer Eis. Also wie jesacht: nich inne Breite sondern inne Höhe. Und als Hannibal mit seine Elefanten damals über de Alpen jezogen is, da sollen die Berje ooch schon mal eisfrei jewesen sein.

Walther, ick bin fasziniert über dit Wetter. Und du meinst, dass dit allet wieda passieren kann? Also Mittelmeer ohne Wasser und über Berlin zwee Kilometer Eis? Mein Jott, ick darf janich an die Heizkosten denken…

Ick denke mal schon. Und um die Heizkosten brauchst du dir keene Jedanken mehr zu machen. Dit dauert erst mal noch n paar tausend oder hunderttausend Jahre. Jetz wird’s ja erstmal wärmer. Also langfristich jesehen. Wusstest du eijentlich, dass se in de Themse, also in England, Nilpferdknochen jefunden haben?

Wer hatn die da rinjeschmissen?

Keena. Inne Themse ham mal Nilpferde jelebt. Dit is bewiesen, und dit heißt, dass da mal sone Temperaturen jeherrscht haben müssen, wie heute in Ejypten. Und damit ooch bei uns hier inne Jejend.
Dit is eben so: mal wird’s kälter und mal wird’s wärmer uff de Erde. Ob wa dit wolln oda nich.

Ick bin janz sprachlos, Walther. Wobei ick sagen muss, dat et mir lieber is, wenn et wärmer wird, als wenn et kälter wird.

Tja, Emmy, wir müssen dit eben nehmen, wie et kommt. Dit is jenau wie mit de Rechnung, die ick hiermit bestelle. Die muss ick ooch nehmen wie se kommt, obwohl se heute besonders hübsch kommt.
Susan, zahlen bitte!

Mittwoch, 25. Februar 2009

Emmy & Walther (8): Obama

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Tachchen alle zusammen, hallo Peter, Du mal wieder im Dienst? Dachte schon, du bist inne Karibik ausjewandert.

Mensch Emmy, meine Kleene, schön, dass de dir mal wieder inne S-Bahn traust. Nimmste n Pils?

Woruff de Dir valassen kannst. Mach mal gleich zwee, da kommt grade Walther anjeschlichen … mein Jott, der wird imma langsamer.

Hallöchen ihr beede. Ahh, wie ick sehe, is mein Pils schon in Arbeit, denn kann ick ma ja hinsetzen.

Und jibs wat neuet, Walther?

Bei uns nich, aba in de USA. Obama hat jestern mit sein Vorjänger Busch abjerechnet.

Hattern einsperren lassen?

Soweit isset wohl noch nich, aber im Kongress, wat sozusagen der Bundestach in de USA is, da hatta Klartext jeredet, und der Busch hat dabei janich jut ausjesehen.

Ach, der Busch war ooch da?

Nee, natürlich nich. Der erholt sich doch uff seine Rensch in Texas vons Rejieren.

Prösterchen, ihr beede, hier sind die zwee Pils.

Achtzehn mal wurde Obamas Rede von Stending Ovechen untabrochen.

Wat isn dit fürn Heini?

Mensch Emmy, Stending Ovechen is stehender Applaus, so wie bei de Rolling Stons oder wie bei de Wildecker Herzbuben, wenn se den Silbereisen würjen.

Die beede ham den doch noch nie jewürgt…

War nur mal n Beispiel. Also: Stending Ovechen … dit is Bejeisterung total, dit is Zuvasicht, dit is Emotion, dit is Glaube an die Zukunft, dit is Vatrauen, dit is Optimusmus, dit is…

Nun krich dir mal wieder ein, und nimm erst mal n Schluck.

Weeste Emmy, wenn ick so in Bundestach kiecke, denn is dit in Amerika jenau dit Jejenteil. Da drüben spürste, dass jetzt eena die Sache wirklich inne Hand nimmt, zumindest vasucht der dit. Aba bei uns hast de ja nich mal den Eindruck, dasset die Merkel so richtich berührt, also diese janze Krise.

Nu sei doch nich imma so hart mit unsere Volkskanzlerin aus Templin. Woher soll die denn so tempramentvoll sein? Kannste dir noch erinnern, wie die ihre Emotionen bei de Fußball-WM rausjelassen hat? Die konnte einem da doch so richtig leid tun, wenn die sich übern deutschet Tor jefreut hat.

Hör uff Emmy, ick tu mir jedetmal selber leid, wenn ick die sehe, und wenn ick unsere janzen Abjeorneten zusammen sehe, wat ja im Bundestach äußerst selten der Fall is, denn tut mir sojar janz Deutschland leid.

Nehmta noch ne Runde, ihr beeden Weltvabesserer?

Ach ja, Peter. Aba sach mal, ick hab mein Jeld vajessen, kannste dit bis morjen anschreiben?

Nee, nee, Emmy, kommt janich infrage, dein bisschen Zeug übernehme ick heute. Aba noch mal zu Amerika. Da hamse die Oberbänker in Kongress zitiert und die Abjeorneten haben die förmlich vahört. Und dit wurde ooch im Fernsehen übertragen. So wat hab ick noch nich jesehen. Da brüllte een Abjeordneter sone Tusse von de Bank an, ob se sich noch erinnern kann, uff welcher Arschbacke se sich gerade ausgeruht hat, als ihre Mitarbeiter dit Finanzchaos anjerichtet haben. Die Tante vonne Hochfinanz sackte förmlich in sich zusammen, kieckte uff de Erde und zuckte mitte Schultern. Mann, hat der sich die zur Brust jenommen. Warum lachste denn, Emmy?

Ick muss grade dran denken, wie dit aussieht, wenn sich der Pofalla vonne CDU den Ackermann zur Brust nimmt. Wenn der Pofalla tief Luft jeholt hat, denn is ja für Ackermann dit Schlimmste schon vorbei.

Jenau so sieht dit aus. Kennste Volka Pispers.

Bitteschön, zwee Pils für Euch beede.

Danke und Prost. Du sprichst von dem Kabarettisten?

Richtich. Der hat neulich mal ausjerechnet, wat alle Abjeorneten im Bundestach im Jahr kosten. Jenau 16 Euro pro Bundesbürger. Und denn hatta die Zuschauer jefracht, wat se denn für 16 Euro pro Jahr anderet erwarten?

Der Mann bringt dit immer wieda uffn Punkt. Und woa Recht hat hatta Recht… Aba wir könn dit ja dieset Jahr allet ändern.

Wie solln dit funktionieren? Du meinst doch nich etwa die Wahlen im September?

Doch, die mein ick.

Emmy, hör uff zu träumen! Da treten doch imma wieda die selben Flachzangen an. Denk doch bloß mal an Ulla Schmidt … die wern wa einfach nich los, ejal, wer die Wahl jewinnt … die klebt wie Dreck an ihrem Stuhl. Die wirtschaftet jetz schon seit neun Jahre dit deutsche Jesundheitswesen in Grund und Boden.
Aba Emmy, wir könn heute Abend und hier inne Kneipe nich alle Probleme diskutieren. So ville Durscht hab nich mal icke.

Najut, denn ziehn wa dit Resümee für heute, dass olle Obama dit scheinbar ernst is mit dem Neuanfang in Amerika und wir müssen uns eben mit dit abfinden, wat wa uns selba jewählt haben.

So isset Emmy. Mit diese weisen Worte komm wa jetz also zum Höhepunkt des heutigen Abends: Peter, mach mal die Rechnung, und denk dran, dass ick die Pils von Emmy heute ausnahmsweise mit übernehme.

Aba nich dass dit einreisst, dass ihr beede jetz immer zusammen bezahlt. Dit halbiert mir schließlich mein Trinkjeld…

Emmy & Walther (7): 1,30 €

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Mein Jott, die schöne Chefin selber is heute im Amt. Grüß dich Marlies, und mach mir mal bitte n Pils.

Tach, mein Schatz, ein Küsschen uff de Wange wirste doch wohl noch jestatten.

Soville Du willst, Marlies. Aba nich, dass de dir noch in mir vakieckst.

Keene Chance, Walther, ick bin mein Norbert treu. Kommt Emmy ooch?

Ick denke doch.

Tachchen alle zusammen. Da komm ick ja gerade richtich, um dit Schlimmste noch zu verhindern.

Nee, nee, Emmy, der Kuss war rein freundschaftlich. Zwischen uns beede looft nischt. Aba sach mal, warum bist n so rot im Jesicht. Biste den janzen Weg jerannt?

Nee. Ick bin stinksauer! Ick reje mir nur noch uff, seit ick dit jelesen habe.

Mein Jott, hab ick wat vapasst? Wat issn passiert, dass et dir so aus de Bahn wirft?

Na, dit mit die Vakäuferin, die se jekündicht haben wejen Eeneurodreizig Pfandbongs. Steht hier inne Bild gleich janz vorne.

Ach dit meinste. Ja, hab ick ooch von jehört, alladings inne Nachrichten. Bild lese ick nich.

Zwei Pils für meine Lieblingsgäste. Zahl ihr heute wieda zusammen oder jetrennt?

Jetrennt von Tisch und Bett.

Sach mal Walther, du weest doch imma allet, wie kann man denn eene Vakäuferin, die seit 31 Jahre in dem Laden arbeitet, wegen sone Pillepalle kündijen? Dit jeht doch janich.

Du siehst doch, dasset jeht. Und rechtens isset ooch, jedenfalls nach de Jesetzbücha. Mit klaren Menschenvastand hat dit nischt zu tun, da jeb ick dir Recht.

Nu hör doch mal uff, Walther, die Frau hat seit fast 20 Jahre bei Kaisers an de Kasse jesessen und vorher schon rund 11 Jahre im Osten, schließlich hatten wa ja damals ooch schon Kaufhallen. Die kann man doch nich wejen zwee Pfandbongs entlassen, und denn ooch noch Recht kriejen.

So steht dit aba im Jesetz, da spielt dit keene Rolle, ob et sich um Eeneurodreizig handelt oder um Eenskommadrei Millijarden.

Jetzt fängst de schon wieda mit die Bänker an. Bleib doch mal bei die kleene Vakäuferin.

Hast ja schon wieda Recht, Emmy. Die Bänker werden ja ooch nich entlassen, und wenn, denn mit reichlich Abfindung. Aber dit entscheidet eben der Arbeitjeber, und Kaisers wird dit wohl nich machen. Die sind froh, dasse die los sind.

Walther, du kannst mir doch nich erzählen, dass die froh sind, sone Fachkraft zu valieren. Ick kann dit janich fassen. Und vastehn tu ick dit ooch nich.

Marlies, mach mal noch zwee Pils, ick gloobe, heute rede ick mir mal wieder den Mund fusselig.

Schon in Arbeit.

Emmy, bewiesen is ja nischt. Aba et besteht der begründete Verdacht, dass die Kassiererin die beeden Pfandbongs unterschlagen hat, und dit reicht aus, um se zu kündijen. So steht dit im Jesetz, wat unsere Volksvatreter vor ville Jahre beschlossen haben. Und da kann sich die Richterin drehen und wenden, wie se will, die muss dit so urteilen.

Gloobst Du, dass die arme Frau ihren Job uffs Spiel setzt wejen Eeneurodreizig? Dit macht doch keen Mensch.

Ach Emmy, Du bist zu jut für diese Welt. Dit jibt noch janz ville ähnliche Beispiele. Da hamse zum Beispiel, kann ick mir erinnern, in irjend ne Partyplattenbude eene Mitarbeiterin jekündigt, die hat die Jurkenreste uffjejessen, die nich mehr uff die Platte jepasst haben. Ooch jekündigt, ooch rechtens. Is eben so. Klingt bekloppt, kann keen normaler Mensch vastehn, nich mal icke.

Die Pils für euch beede. Prost und uff ne bessere Welt. Aba ooch wir drei können mit Sicherheit nich jeden retten.

Schon richtig, aba reden kann man doch drüber, weil ick dit nämlich wirklich nich vastehe.

Also pass uff, Emmy. Wat ick denke und ville andere ooch: die Frau is inne Jewerkschaft, hat jestreikt und sorgt also eventuell für Unruhe im Unternehmen. Und denn musse eben weg. Ob dit mit die beeden Pfandbongs nu richtich is oder nich oder ob dit n abjekatertet Spiel war, dit kann ich nich beurteilen. Ick denke mir zwar wat, aber dit darf ick nicht öffentlich sagen, man wees ja heute schon wieda nich, wer am Nebentisch mithört…

Is doch ja keene weiter hier außer uns beede und die schöne Cheffin.

Und ick hab nischt jehört.

Schon klar, Marlies, bist wirklich ne ehrliche Haut. Tja, meine beeden, ick muss jetzt nach Hause, Hart aber Fair fängt gleich an.

Mit Plasberg?

Is immer mit Plasberg. Und ick vamute mal, die Jeschichte mit die Kassiererin wird demnächst ooch noch mal da uffjerollt. Marlies, mach mal die Rechnung, obwohl ick eijentlich janichmehr politische Sendungen ankiecken will. Man regt sich nur noch uff. Und denn ooch noch dit: jede Menge Wahlen in dieset Jahr. Marlies, sach mal Norbert, dassa die Bestellmenge an Bier verdoppeln soll für dieset Jahr, denn dit is allet nüchtern janich zu ertragen.

Macht Dreieurosechzig. Zahlste bar?

Dienstag, 24. Februar 2009

Emmy & Walther (6): Ausgeschaefflert

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Mensch Susan, Du wirst ja immer schöner.

Hallo Walther, lass Dir küssen, wir ham uns ja ewich nich jesehn.

Aba nur uff die Wange, sonst werd ick süchtich. Apropos süchtich: Is Emmy schon da?

Nee, bisher nich, aba die wird schon gleich kommen.

Denn mach mir mal n Pils meine Kleene, ach da kommt grade ne rote Mütze vorbeijeloofen, die ick kenne. Mach mal zwee Pils, Emmy is gleich am Ziel.

Hallo, Ihr Süßen! Biste ooch grade rin, Walther?

Janz jenau. Ick musste mal wieder unter normale Leute. Du kannst ja nich mehr fernsehkiecken … uff alle Sender loofen se mit rote Pappnasen rum und rufen Helau, oder die fahrn mit de Schieer oder mit n Bob. Ick freue mir uff Ascha-Mittwoch und uff Frühling.

Bitteschön, zwee Pils. Na denn: zum Wohl.

Prost Walther, Prost Susan, schreib mal die beede uff mein Zettel, ick bin Walther noch wat schuldig.

Wat biste mir denn schuldig?

Bei unsa letztet Treffen hab ick vasprochen, dass ick heute allet übernehme, weil de mir dit so toll erklärt hattest mit de Boni vonne Bänker. Vielleicht kannste mir ooch gleich noch wat anderet erklären. Inne Nachrichten looft jetz imma so ne blonde Olle rum, die manchmal ooch heult. Die heißt Schäfer oder so. Wer issn dit?

Die heißt nich Schäfer, die heißt Schaeffler und is irre reich, jeschätzte sechs Milliarden, siehste ja schon an ihre Klamotten, die sind bestimmt nich von C&A.

Jenau die mein ick. Und warum is die so reich und warum heult die jetz ewig?

Dit is ne Unternehmer-Witwe, aba im Moment keene lustije. Die hat sich vaspekuliert, die hat sich übernommen, aba jewaltig.

Und wie hat se dit jemacht?

Also pass uff, Emmy: die Schaeffler-Gruppe baut alle möglichen Autoteile und da hat sich die damals noch lustije Witwe jedacht: koofste die Firma Continental, die bauen ja ooch Sachen fürt Auto, zum Beispiel Reifen. Dit passt ja perfekt. Bloß Continental is viermal so groß jewesen wie die janze Schaeffler-Gruppe zusammen.

Und dit war wohl zu ville?

Janz jenau. Du musst Dir dit mal so verstellen, als würde Norbert, also der Chef von die Kneipe hier, dit Hotel Adlon koofen.

Norbert hat doch ja nich so ville Jeld … jedenfalls nich von uns.

Wieda richtich. Norbert holt sich dit Jeld vonne Bank.

So doof is doch keene Bank, dasse Norbert so ville Kohle jibt, dit Adlon kostet doch bestimmt Millionen.

Die Banken sind noch ville döver. Die haben der Frau Schaeffler Millijarden jejeben, damit se dit Ding durchziehen kann. Und denn kam die Autokrise.

Ooch dit noch.

Dit is so, als würden zu Norbert ins Adlon keene auslänische Jäste mehr kommen, weil er nich englisch kann, vastehste…?

Vasteh ick.

Aba ick vasteh nich, warum ihr beede heute Abend bloß quatscht und die Gläser noch imma halb voll sind.

Die sind halbleer, Susan, bring mal gleich noch zwee Pils. Also, pass uff, Emmy, die Schaefflern kann nu ihre Zinsen für die Kredite nich mehr abstottern, und da wird se eben janz traurig. Aba die wird ooch frech. Die will, dass der Staat, also ooch wir beede, einspringen.

Könn wa aba nich, jedenfalls icke nich. Ick muss ja schon die Bänker retten.

Dit Schlimme bei die Schaefflern is ja, dass se Continental viel zu teuer einjekooft hat.

Man muss eben imma Preise vergleichen wenn man shoppen jeht.

Richtich, Emmy! Man muss immer wissen, wat die Sache wert is, die man sich anschaffen will. Und Madam Schaeffler hat ne Bude jekooft, die nach drei Monaten nur noch die Hälfte wert is, eben durch die Autokrise. Und nu hat se die Scheiße, also die Kredite, am Hals. Und nu jeht ihr dit Jeld aus.

Die janzen ersparten Milljarden?

Nee, an die will se ja nich so richtig ran, eher jeht ihr dit Betriebskapital aus. Dit heißt, sie denkt ja nu ooch schon darüber nach, private Kohle locker zu machen. Aber vor allem der Staat soll zupacken, weil et um zigtausend Arbeitsplätze jeht.

Entschuldigt, dass ick dazwischenquatsche – hier sind eure Pils. Und Prost.

Danke Susan, dit Leerjut kannste gleich mitnehmen. Also pass uff, Emmy, dit janze Dilemma is aba noch ville schlimma. Hilft der Staat Schaeffler-Conti, denn jehn die andern Zulieferer uff die Barrikaden, wejen dem Wettbewerb, und alle andern stehn denn ooch Schlange, von Opel bis Märkel, quatsch Märklin, und von Schießer bis Rosenthal.

Rosenthal ooch? Is der nich schon lange tot?

Doch nich Hänschen Rosenthal. Ick spreche von die Porzellanbude. Denn wolln alle Jeld vom Staat und nich nur die Banken.

Und wir müssen dit allet bezahlen?

Jenau so isset, Emmy. Du und ick und all die andern.

Kommt janich in Frage. Denn vasauf ick mein Jeld lieba. Susan, mach mal noch zwee Doppelte und die Rechnung, aber einfach!

Sonntag, 22. Februar 2009

Emmy & Walther (5): Boni, Pleiten, Trinkgeld

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Grüß Dich Walther, Dir hab ick ja ewich nicht jesehn? Hat Dir die Krise jetzt ooch endlich erwischt?

Hallo Torsten, mach mal schnell n Pils. Axien hab ick nich, die kann ick mir bei Eure Bierpreise ja nich leisten. Is Emmy schon da?

Emmy is pullern, schon ne janze Weile.

Hoffentlich loofte se nich leer.

Keen Problem, ick kann se janz schnell wieda nachfülln.

Nu hör uff zu quatschen und mach endlich dit Pils fertig.

Bier wird jezapft und nich jeschöpft …

Hör uff mit die alten Sprüche.

Ach nee, wen seh ick denn da? Mensch Walta, trauste Dir ooch mal wieda unter die Leute? Du siehst ja schon janz blass aus um de Neese!

Meine Jesichtsfarbe kommt von die schlechten Nachrichten, die ick schon wochenlang höre. Allet jeht den Bach runter, und wir beede sind mitten drin.

Bitte der Herr, Ihr Pils. Zum Wohl.

Danke Torsten, uff Dir is zum Glück noch Valass. Prost denn … uff die Krise!

Ach Walter, ick freu mir ja so, dass de mal wieda vorbei kommst. Erzähl doch mal, wat jibt et denn so Neuet bei Dir?

Bir mir jibt et janischt Neuet. Aba die Welt hat sich verändert, vastehste, nischt is mehr wie et mal war. Und wir müssen allet retten … die Banken, die Betriebe, Märklin is Pleite, Opel steht kurz davor, Schießa is insolvent…

Wat, Schießa ooch? Mach keen Quatsch, von wem soll ick denn jetz meine Schlüppa koofen?

Deine paar Schlüppa, die kriste ooch bei Aldi, da koofste doch ooch Deine Blusen und Jacken … und Dein Klopapier und so.

Meine Schlüppa hab ick noch nie bei Aldi jekooft, Feinripp ham die doch janich. Hab ick da jedenfalls noch nich jesehn.

Quatscht doch mal nich so ville, sonst jeht unsere Wirtschaft hier ooch noch pleite. Nehmta noch n Bier und vielleicht ooch n Kurzen?

Ach Torsten, dit bisschen Wirtschaft hier halten wa erst mal noch am Leben. Mach mal ne Runde für Emmy und mir und mach mal ooch gleich zwee Doppelte, damit wenigstens Deine Wirtschaft heute so richtig brummt.

Ihr beede seid so jut zu mir!

Danke Walter, die nächste Runde jetht uff mir. Aba nu erklär mir doch mal die Sache mit die Banken. Die haben Millionen vaballat … wo is denn dit janze Jeld?

Emmy, die haben nich Millionen vaballert sonder Billionen.

Und wo is da der Unterschied?

Der Unterschied sind eijentlich nur sechs Nullen. Aba dit is janz ville Jeld, wat nu weg is. Aba jenau jenommen war dit Jeld eijentlich nie da. Die haben Jeld oda Axien vakooft, die et eijentlich janich jab. Die haben mit Luft jehandelt und andere warn so doof und haben die janze Luft jekooft, also sagen wir mal – damit Du dit bessa vastehtst – die Bänker haben eenen riesigen Luftballon imma weita uffjeblasen, denn ham sen vascheuert, denn hat eena rinjepickt und denn issa jeplatzt … und nu is die janze Luft weg. Und dafür wolln se ooch noch Boni.

Wat sind denn Boni?

Bitte die Herrschaften, Ihre Runde, na denn Zum Wohl!

Torsten, Du machst grade meinen Vortrach kaputt. Also pass uff, Emmy, Boni sind praktisch Prämien. Die kriejen die Bänker, wenn se für ihre Bank janz ville Jeld vadienen, also richtig wat leisten.

Aber die ham doch janischt jeleistet, wenn nu dit janze Jeld weg is, oder wie Du so schön erklärt hast, die janze Luft raus is. Wofür wolln die denn noch Boni oder wie dit heißt?

Emmy, Du hast dit erfasst. Die wolln praktisch ne Belohnung für die janze Katastrophe, die se anjerichtet haben.
Ick mach mal n Beispiel: also, wir bestelln bei Torsten den janzen Abend zig Pils, aber dit Bier kommt hier nich an. Er lässt unterwegs die Gläser fallen oder schüttet Dir allet übert Kleid, aber zu Trinken kriejen wa nischt. Und zum Feierabend kommta kassieren und will ooch noch 20 Euro Trinkjeld.


Der spinnt doch wohl. Der kricht maximal zwee Euro…

…aber nur, wenna uns ordentlich bedient hat. Und wenna allet vaschüttet hat, denn jeh ick mir bei Norbert, wat der Chef is, beschweren. So, Emmy, und nu pass uff, wir bleiben noch mal bei unser Beispiel mit die vaschütteten Pils. Wire beede zahln also die Rechnung nich und Trinkjeld jeben wa natürlich ooch nich. Und nu jeht Torsten uff de Straße und quatscht die Leute an, die vorbeikomm, dass die unsere Rechnung bezahlen solln und dit Trinkjeld ooch.

Na, die wern ihm aba wat erzählen. Die jeben janischt, weder für die Rechung und schon janisch fürt Trinkjeld. Die husten ihm wat.

Siehste Emmy, im richtigen Leben is dit eben allet anders. Da zahln die Leute, weil Torsten ihnen nämlich gleich in die Tasche greift. Also die Regierung uns, wenn Du dit jenau nimmst. Torsten, mach mal die Rechnung!

Soll ick die 20 Euro gleich mit uffschreiben…?

Emmy & Walther (4): Weihnachtsgeschäft

Original erschienen am 19.12.2007.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003

Walther:
Hallo Thorsten, wenn de Dir jetz noch n weißen Bart umhängst, denn passte noch besser in Deine umdekorierte Kneipe.


Thorsten:
Is doch grade een alter Sack jekommen. Mehr kann man zu Weihnachten nich erwarten. Und für die Deko is imma Susan zuständig. Ooch zu Ostern. Wat willstn trinken?

Walther:
Wie immer. Is Emmy noch janich da? Wo treibt die sich denn bloß wieda rum? Wahrscheinlich kooft se Jeschenke für mich.


Thorsten:
Oder die bastelt Dir wat aus Krondeckel und leere Zijarettenschachteln. Da sammelt sich ja dit Jahr üba janz schön wat an…

Walther:
Nu hab mal n bisken mehr Respekt vors Alter. Ach, ick seh die rote Zippelmütze vorbeiwackeln, denn mach mal gleich noch n Pils und n Kurzen.


Thorsten:
Ick hab Deine Traumfrau ooch schon jesehn - is allet in Arbeit.

Emmy:
Tach, Ihr beede. Thorsten, jib mir mal gleich n großet Glas Wasser.


Thorsten:
Emmy, biste krank? Willste mir den Umsatz vasaun? Wasser is aus!

Emmy:
Mein Jott, ick hab Blumen jekooft. Und da man ja nie weeß, wie lang der Abend in de S-Bahn wird, hilft Wasser fürt Übaleben von dit Jemüse.


Walther:
Jut, dit Argument lassen wa jelten. Aba nu sach doch mal, wo de so spät herkommst?


Emmy:
Ick war einkoofen. Ein Jedränge, dit kann sich keena vorstelln. Aba die Vakäuferinnen jammern überall rum: Die Leute koofen nischt, die kiecken bloß, die grabschen allet an und bringn ewig die Rejale durcheinander… Wir sortieren mehr als wa vakoofen…


Walther:
Na, dit is doch klar. Die Leute ham ja keen Jeld mehr. Wird ja allet teurer – Strom, Benzin, Jas, Märchensteuer und wat wees ick noch allet. Und außerdem baun se immer mehr Shoppingzenter … dreie, viere pro Jahr alleene in Berlin. Überall jibs dit selbe. Und ob ick nu bei Roßmann in Marzahn oder am Alex einkoofe ist doch scheißejal.


Emmy:
Du koofst ja nirjends bei Roßmann ein, Du kennst doch nur Jetränke-Hoffmann.


Walther:
Nu mal langsam Emmy, ick brauch ja ooch mal Zahnpaste oder neue Socken. Also shoppen muss ick ooch jelejentlich. Aba zurück zu dit Übaanjebot von Centern und dit Untaanjebot von Jeld: Dit muss jejen n Baum jehn. Wenn son neuet Center öffnet, denn wird dit jestürmt in de erste Woche. Wejen de Sonderanjebote. Und denn kehrt janz schnell der Alltach ein.


Emmy:
Kann ick bestätijen. Aba die Mietvaträje von de Händler loofen nich nur über eene Woche sondern übern paar Jahre. Und deshalb jammern die alle rum, wenn der Alltach einzieht.


Walther:
Tja, die großen Ketten stehn dit durch, aber die Einzelhändler ham janz schnell feuchte Oogen. Und denn setzt een Wechsel in den Centern ein, den kriste ja nich mit.


Emmy:
Den kriste doch mit. Denn tauchen da so ne Schilda uff wie „Wir bauen für Sie um“ oder „Wir erweitern unser Angebot. Hier demnächst Spielsachen oder Drogerieartikel oder Fotoarbeiten“ – mit andern Worten: Hier kann jeda machen wat er will, Hauptsche, wir vamieten wieder.


Walther:
Mensch, Emmy, ick sehne mir nach die kleenen Läden zurück, wo de den Chef oder die Cheffin noch kennst, wo de anschreiben lassen kannst oder wo se Dir allet besorjen, wat im Moment nich im Anjebot is.


Emmy:
Ach, Walta, hör bloß uff, mir wird janz schummerich. Hoffentlich hält Norbert hier mit seine Kneipe durch.


Thorsten;
Da müssta wat für tun. Umsatz machen, und zwar kräftich. Ick mach Euch mal noch ne Runde fertig, damit wenichstens meine Zukunft sicha is.

Walther:
Ach, Thorsten, wir könn die Welt ooch nich retten. Dit sach ick ooch imma die Vakäufa von die Straßenzeitungen: Ick hab Euer Elend nich jemacht, und ick kann dito ooch nich allet ausbüjeln. Wenn ick jedem, der mir so im Laufe des Tages anquatscht, een Euro jebe, denn is meine Kohle fürn Monat nach drei Tage weg. Und denn muss ick mein Leidensweg ooch jedem in de S-Bahn erzählen, dass ick unvaschuldet in die Situation jekommen bin, dass ick keene Drogen nehme und keen Alkohol trinke … na Du weest schon…


Emmy:
Weeste Walta, ick wer janz melancholisch. Ob dit an Weihnachten liecht?


Walther:
Nee, Emmy, dit liecht am System. Torsten, ick zahle heute mal allet zusammen.

Emmy & Walther (3): Verdienste und Gehälter

Original erschienen am 12.12.2007.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Susan:
Hallo Walther, Mensch, wir ham uns ja ewig nich mehr jesehn…

Walther:
Ej, Susen, Du mal wieder im Dienst? Mein Jott, siehst Du jut aus, Dich brauch man sich wirklich nich schönsaufen, Du bist ooch nüchtern betrachtet n Hingucker. Bring mir mal trotzdem dringend een Pils … und n Kurzen.


Emmy:
Ach nee, der Herr Jeheimrat flörtet mits Personal und vajißt glatt meine Jetränke.


Walther:
Mensch Emmy, hättst mir ja mal n kleenen Vorsprung jeben können, bevor de hier in de Kneipe rinpolterst. Ick will hier den Abend klar machen und Du machst n Strich durch. Dit kann ja noch lustig werdn heute…


Susan:
Hier, die Jetränke, und jetzt jebt mal ne Runde Ruhe, ick hab ooch noch andre Jäste zu vasorjen.


Emmy:
Wat jibs Neuet, Walta? Haste ooch son Streß mit die Jahresjehälter von de Bosse in die Konzerne?


Walther:
Die jehn mir am Arsch vorbei. Dit is mir doch scheißejal, dass der Wendelin von Porsche 60 Millionen im Jahr kricht. Der baut doch ooch tolle Autos, die sich scheinbar jut vakoofen. Irjendwo muss ja dit Jeld herkommen, watse dem bezahlen. Und ick gloobe, die Porsche-Arbeiter vadienen so schlecht ooch nich. Jut, keene Millionen, aba mehr als bei andre Autofirmen.


Emmy:
Ja, vielleicht is Porsche n blödet Besispiel. Nimm doch mal die Aldi-Brüder, die solln jeda rund 17 Milliarden uffs Konto haben. Dit sind 17 mal tausend Millionen – so ville kann man doch nich vadienen.


Walther:
Siehste doch, dasset jeht. Die hattn mal ne tolle Idee in ihrem Laden und haben dit knallhart durchjezogen. Die ham selba mal vakooft und Rejale nachjefüllt, und jetz lassen se dit eben machen. Sind ja ooch schon janz schön alt.


Emmy:
Walta, ick gloobe, Du willst mir heute nich vastehn. Seit wann nimmst Du denn die Mänejer in Schutz? Bleibst Du ooch noch ruhig, wenn ick Dir Schremp an Kopp werfe und Esser und wie die alle heißen…?


Walther:
Ick lass mir heute nich erschüttern. Weßte, Emmy, Du redest üba Wirtschaft und Wirtschaftsbosse. Jut, ob die Jehälta imma jerechtferticht sind, will ick nich beurteilen. Aber die wern ja ooch aus Einnahmen bezahlt. Und die Schauspieler und die Sportler und Nena und Tokio-Hotel solln so ville vadien, wie es det Jewerbe herjibt.


Emmy:
Hast Du Drogen jenommen, dass Du durch janüscht mehr zu erschüttern bist? Oder haste jeerbt oder im Lotto den Jackpot jeknackt??? Walta, ick hab Angst um Dir!!!


Walther:
Nu mal ruhig, Emmy. Keene Angst, ick werde schon noch wütend – und zwar richtig. Nämlich denn, wenn ick an die valogene Bagaje im Bundestag denke. An die, die jetze noch drinne sind, und noch aggressiver werde ick, wenn ick an die denke, die sich schon rausjekooft haben.


Emmy:
Mensch Walta, Deine Halsschlagadern drohen, gleich zu platzen. Susen, dringend zwee Kurze!!! Mein Jott, uff wen biste denn so wütend?


Walther:
Du, da kann ick Dir janze Seiten vollschreiben. Minister Müller zum Beispiel rejelt allet per Ministerbeschluß und steigt denn bei Eon ein, Schily jehört zum Vorstand von die Bude, die Schips für Reisepässe herstellt weil er noch schnell dit Jesetz durchjepeitscht hat, Schröder macht in Öl und Jas mit Staatsbürgschaft … und ick bin sicher, dass nach de nächste Wahl Exminister Tiefensee bei de Bahn ufftaucht, und nich grade als Fahrkartenkontrolleur…


Emmy:
Und März und die andern Flachzangen wolln ihre Nebeneinkünfte nich offenlejen .. hast ja Recht Walta.


Walther:
Weeste Emmy, so ville Scheinheiligkeit von unsere Volksvatreta in Sachen Menejerjehälter is ja kaum noch auszuhalten. Real betrachtet, müsste der Bundestag ooch ohne Strom jede Nacht tachhell strahlen, so ville Heilijenscheine leuchten da drinne rund um die Uhr. Mach mal die Rechnung, Susen … aba Trinkjeld jibs heute nich…

Emmy & Walther (2): Strom bei Lidl

Original erschienen am 11.12.2007.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Walther:
Grüß Dich Pedder, musste heute für Torsten Dienst schieben?


Peter:
Nee, nee, hab mit Torsten jetauscht, der hat heute Handwerker.

Walther:
Allet klar, Emmy kann ick nich sehen, also isse nich da, vamut ick. Mach ma een Pils und zwee Kurze, kann ick wenichstens mit Emmy schon ma anstoßen…


Emmy:
Tach Leute. Ick fasset nich. Toll, dass de mia schon n Schnaps mitbestellt hast. Jib ma gleich her. Prost Leute, uff den Schreck muss ick erst mal een trinken.


Walther:
Wat denn fürn Schreck, meine Kleene? Haste mal wieder in Spiegel jekieckt?


Emmy:
Du mit Deine Komplimente. Nee, ick war einkoofen bei Lidl. Mein Katzenfutter war alle und Klopapier hat ick ooch nich mehr ville.


Walther:
Also: Du rin zu Lidl – und Kloopapier alle, oder nur rosa oder wat?


Emmy:
Nee, allet Paletti, wie immer. Ick packe da also mein Zeuch in Wagen, da quatscht ma eena von de Seite an: Woll’n se nich Strom koofen, meine Dame? Wat, sach ick, Strom, hier bei Lidl? Is det een Sonderangebot? Daruff der: Na logisch, Sie sind doch hier im Discaunter, hier jibt det doch nur Sonderanjebote…


Walther:
Strom bei Lidl? Jetzt hör aber ma uff, Emmy? Warst Du vorhin schon inne andre Kneipe?


Emmy:
Nee, Walter, nu hör doch mal zu. Also, ick kieck an dem Typ ruff und runta und sage: Na jut, jehm se mir mal een Kilo mit, aber in dünne Scheiben bitte! Und nur, wenn er janz, janz frisch is! Daruf der Typ: Mitjeben kann ick den nich, aber an de Kasse könn se den kriegen. Und dit hier hab ick an de Kasse jekricht.


Walther:
Tatsache. Strom imma een Cent bilja als woanders, garantiert! Von e wie einfach. Aber weeste, Emmy, ick wunder mir über janüscht mehr. Bei Schibo, wat diese Kaffebude is, kannste Dir ja ooch krankenversichern oder frische Schlüppa koofen – allet keen Problem. Is eben jede Woche ne andre Welt, in der nu ooch noch Tommi Jottschalk mit rumtobt.


Emmy:
Krankenkasse bei Schibo? Ick globe, mein Schwein feift, Schlüppa stimmt, die hab ick da ooch schon jeholt, hießen aba anders und warn ville teurer.


Walther:
Dit hieß bestimmt Dessus. Aba jibt et denn sowat in Deine Größe? Und dit mit de Krankenkasse stimmt ooch, die kannste bei Schibo gleich abschließen, wahrscheinlich wirste von de Vakäuferin kurz abjehört und der Puls uffjeschrieben und denn jeht dit los. Vielleicht kannste Dir da ooch an de Kasse krankschreiben lassen, wenn Dir der kalte Kaffe hochkommt…


Emmy:
Mensch Walta, nu lass uns doch mal wieder über Strom reden. Wat is denn e wie einfach? Kann ick damit nur einfache Jeräte betreiben und Birnen bis 40 Watt? Oder nur n Fernseha aus dem Sonderanjebot, oder wat?


Peter:
Hier, zwee frische Pils für Euch, die jeb ick aus, Prost! Übrijens: e wie einfach is ne Tochter von Eon.

Emmy:
Pedda, Du willst uns vaaschen, Eon is doch sauteuer, die jehörn doch zu den Preistreibern bei Strom. Warum solln die mir den Strom denn billja jeben. Trotzdem danke für die Pils.


Walther:
Ach Emmy, Du bist eben nur ne Frau, die in teure Schibo-Schlüppa rumrennt. Also pass uff: Eon und die andern treiben den Preis hoch für ihre vielen Kunden. Denn gründen se jeda ne Billigmarke und bieten den Strom da n bisschen billja an, aber imma noch zu teuer. Mit die Billigmarke, ob Jello, iesi, oder wie die alle heißen, dringen se in die Vatriebsjebiete der andern ein – is aba abjesprochen mit de sojenannten Mitbewerber, man will sich ja nich wehtun. Dit nennse denn Wettbewerb, damit dit Kartellamt die Schnauze hält…


Emmy:
Also: Kann ick nu bei Lidl Strom koofen oder nich?


Walther:
Kannste machen. Aber gloob mir, sparn tuste nur, wenn de Deine Hauptsicherung rausdrehst und wegschmeißt. Du bist den Janoven imma ausjeliefert. Pedda, mach ma die Rechnung, ick muss heute eher ins Bett. Will morjen früh bei Aldi mein Urlaub buchen…

Emmy & Walther (1): Springer und die PIN-AG

Original erschienen am 10.12.2007.

Der Ort dieses erhellenden Dialoges ist der Stammtisch in der
Gaststätte zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Str. 1, 1261 Berlin.

Emmy: Hallo Torsten, bring mal zwee Pils und zwee Kurze, aber zackzack!

Torsten: Jeht nich. Bier wird jezapft und nich jeschöpft

Emmy: Allet klar, hast ja Recht. Is Walther schon da?

Torsten: Is pinkeln, aber schon ne janze Weile

Emmy: Hoffentlich looft er nich leer.

Torsten: Und wenn schon…ach, da kommt er ja

Walther: Grüß Dich, meine Kleene. Hast Dir wohl doch noch die Tagesschau rinjezogen. Und, hat det wat jebracht?

Emmy: Ach hör uff. Springer will seine PIN-AJ schließen. Tausende neue Arbeitslose, ick darf ja nich dran denken…

Walther: Mensch, sei doch froh, kriste keene Post mehr vons Finanzamt und die janzen andern Behörden, ooch der Polizeipräsident muss denn seine Blitzer mit’n Funkwagen rumschicken.

Emmy: So hab ick det noch ja nich jesehn. Aber stimmt ja. Die Briefe von Tante Frieda komm mit de Post, weil se Imehl nich kann. Warum is det denn so? Warum schickt Tante Frieda denn ihre Briefe nich ooch mit PIN?

Walther: Kann ick Dir sagen: Weil Tante Frieda janich wees, wo se die Briefmarken kricht und wo die Briefkästen stehen…

Emmy: Und wo kooft det Finanzamt die Briefmarken?

Walther: Det Finanzamt kooft die ja nich. Dit is ne Behörde, die macht Ausschreibungen.

Emmy: Mit de Post?

Walther : Nee, wejen de Post. Also, ick muss mal weiter ausholen: Unsre Behörden verwalten ja Steuerjelder. Also zum Beispiel die Mehrwertsteuer, von die beeden Pils hier. Die jeht an dit Finanzamt. Und damit jehn die janz sparsam um.

Emmy: Is ooch besser so.

Walther: Du vastehst janüscht. Die sind von Jesetzes wejen vaflichtet, Uffträje so zu vajeben, dass der billichste Anbieter dit Rennen macht.

Emmy: Is doch jenau mein Ding, bin ick ooch dafür.

Walther: Mensch Emmy, jetzt hör doch mal zu bis zu Ende. Springer hat also an die Behörden een Anjebot jemacht, wat 10 Cent pro Brief billijer is als bei de Post. Aber dafür zahln se ihre Leute een Jehalt, von dit keene leben kann.

Emmy: Und wovon leben die?

Walther: Vom Arbeitsamt.

Emmy: Wieso vom Amt? Die haben doch Arbeit.

Walther: Ja, Arbeit ham se jenug, aber eben zu wenig Jehalt.

Emmy: Und warum zahlt Springer nich mehr?

Walther: Weil se denn dit selbe Porto nehmen müssen wie de Post.

Emmy: Und warum machen se dit nich?

Walther: Weil se denn den Ufftrach nich kriejen.

Emmy: Aber dit Arbeitsamt lebt doch ooch von de Steuern…

Walther: … und von de Beiträje

Emmy: Aber ooch von de Steuern.

Walther: Aber dit is ne andre Behörde!!! Mensch, nu krich doch dit mal in Dein Kopp!!! Dit Finanzamt und der Polizeipräsident sparen ville Jeld beis Porto, weil die ville mehr Briefe vaschicken als Tante Frieda.

Emmy: Aber dit Arbeitsamt…

Walther: …dit is ne andre Behörde…

Emmy: …macht doch n schlechtet Jeschäft

Walther: Dit is doch dit Finanzamt ejal…

Emmy: Ick vasteh dit einfach nich…

Walther: Ick ooch nich … aba jetz muss ick erst mal pinkeln. Torsten, noch zwee Pils und zwee Kurze. Und die Rechnung.