Montag, 9. November 2009

249, Zum Tag der Deutschen Einheit.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog zwischen Emmy & Walther sind belastbar, sie entsprechen also den Tatsachen und können nachgeprüft werden.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003







Ick grüße die schöne Chefin … hallo Marlies, een Küsschen bitte und een Pils gleich danach ooch noch noch.

Schön, dir zu sehn, Walther … und nu setz dir hin, damit ick dein Jetränk schnell fertig machen kann.

Nich hetzen, meine Liebe … mach janz in Ruhe … ick muss ja noch uff Emmy warten, bevor ick een zum Anstoßen habe.

Na, die wird doch ooch gleich kommen, wie ick se kenne … uff Emmy is doch eijentlich immer Verlass.

Ja, da haste recht … dit is wirklich ne treue Seele. Mit Emmy kannste Pferde stehlen … aber ick wüsste nich, wat ick mit die Pferde denn machen sollte … ick kann nämlich janich reiten. Also werde ick lieber nich kriminell … jedenfalls nich wejen Pferde … ansonsten kann man ja nie wissen…

Hallöchen, liebe Maries … grüß dir, Walther … und mach mal bitte een Pils für mir, ick muss den ersten Arbeitstag vonne Woche runter spüln.

War der so schlimm, Emmy?

Wie mans nimmt … der war wie jeder Montag in jede Woche … und schlimm finde ick dit immer, wenn de nach zwee Ruhetage wieder uff die Piste musst … und dit noch bis zur Rente … ick darf janich dran denken…

Mein Jott, nu jammer mal nich so rum, Emmy … sooo lange is dit ja nu ooch nich mehr hin.

Danke für dit Kompliment … ick finde jedenfalls, dass ick mir janz jut jehalten habe für mein Alter.

Momentchen bitte … ick muss mal kurz störn … ick hab hier nämlich frisch jezappte Jetränke für euch … lasst dit euch schmecken, mein Lieben.

Prost … uff die schönen Frauen … und heute mal janz besonders uff die schöne und junge Emmy.

Und uff den Mauerfall … heute vor 20 Jahre. Kannst du dir noch erinnern, watte damals jemacht hast?

Aber jenau … ick war im Palast der Republik zu eenem Rockkonzert … ick bin heute noch heilfroh, dass ick dit überlebt habe.

Wieso denn ditte … war die Musik so schlecht oder so laut?

Nee, nich wejen die Musik … sondern wejen dit Asbest, wat se denn jefunden haben und wat anjeblich so lebensbedrohlich war, dass unsere neu jewählte Rejierung im März 1990 nur noch mit Mundschutz inne Volkskammer rinkam. Die Musik war richtig jut … die Stimmung ooch … und alle Musiker ham am Schluss von ihrn Ufftritt immer jesagt, dass wir alle da bleiben und nich abhaun solln … die ham jesagt, dass wir selber im Land wat verändern müssen … und dit jeht nich vom Westen aus … dit jeht nur, wennde inne DDR bleibst. Und als wir denn nach dem Konzert nach Hause jefahrn sind, vom Zentrum raus Richtung Marzahn, da kam uns so ville Autos entjejen … da hat meine Olle jesagt, dasse bisher janich jewusst hat, wie ville Leute zur Nachtschicht fahrn inne Stadt müssen … und dit ooch noch am Freitag.

Dit hab ick bisher allerdings ooch noch nich jewusst, dass dit so war damals.

Mensch, Emmy, die Leute sind doch nich zur Arbeit jefahrn … die wollten zu die Grenzüberjänge und nachkiecken, ob man da jetz wirklich durchkommt, wiese dit inne Nachrichten jemeldet hatten.

Dit jibt ja Leute, die sagen, dass die Mauer nich von Schabowski jeöffnet wurde sondern von Hajo Friedrich, der inne Tagesthemen vermeldet hat, dass man von jetz an sofort in Westen jehn kann … und denn sind die Leute also los, um dit mal zu testen. Also … vonne Zeit her kommt dit hin.

Ick bestelle erst mal gleich noch wat zu trinken … Marlies, wir hätten jerne noch zwee Pils.

Is keen Problem … meine Lieben … quatscht mal nochn bisschen … ick bin gleich bei euch.

Dit machen wir jerne … heute starten ja überall in Deutschland Maueröffnungspartys ... die größte natürlich wieder in Berlin rund um dit Brandenburger Tor. Da hamse ne Mauer aus anjemalte Domino-Steine uffjebaut … und wenn unsere Merkel und die janzen Staatsjäste da sind, denn lassense die umfalln … so, wie beim Domino-Day uff RTL. Na jut, so ville Steine, wie im Fernsehen, sind dit nich, dafür sind die aber riesengroß … also im Vergleich zu die im Fernsehen.

Und ne Menschenmauer wolln se in Berlin ooch uffstelln … die ham sich im Internet alle einjetragen, wo se sich hinstellen wolln, also da, wo die Mauerer wirklich war … und denn wolln se sich alle anne Hände fassen und zu een bestimmten Zeitpunkt loslassen und wegjehn … jenau um die Zeit, als die Grenzüberjangsstelle Bornholmer Straße vor 20 Jahre jeöffnet wurde. Da ham sich wohl rund 35.000 Menschen für jemeldet.

Ick muss noch mal kurz störn … meine Lieben … hier sind eure beeden Pils … Prösterchen.

Noch mal uff die schönen Frauen. Im Fernsehen is ja seit Tagen ooch nur noch Maueröffnung … uff alle Programme. Aber dit war ja wirklich een Ereignis, mit wat eijentlich keener jerechnet hatte.

Dit war ja ooch jut, dass dit so jekommen is. Dit konnte ja inne DDR so nich mehr weiter jehn, wie dit damals war. Allerdings hab ick persönlich noch jegloobt, dass wir unser Land verändern können … und nich, dass dit ruckzuck weg is … bloß wir sind übrig jeblieben. Und denn wurden wir übernommen … finde ick jedenfalls.

Und denn kam die Treuhand, denn kam die Wiedervereinijung … und denn kriegten wir die janzen Jesetze, Steuern, Versicherungen, Versandhäuser, Banken, Supermärkte und allet andere überjeholfen … und dit in eene Nacht … vom 2. zum 3. Oktober 1990.

Die Versandhäuser und die Supermärkte kam schon eher … die sind schon mitte D-Mark bei uns uffjetaucht … und da ham die dit Jeschäft ihres Lebens jemacht … stell dir mal vor: von een Tag uffn andern 17 Millionen neue Kunden … und dit janz ohne Werbung.

Ick hab jetz am Wochenende jehört, dass seit 1990 1,6 Billionen D-Mark zu uns in Osten jeflossen sind … aber ick hab dit Jefühl, dass eene Billion davon wieder im Westen jelandet is … und zwar in die Kassen vonne Westunternehmen … von Bau bis Versandhaus … oder von Auto bis Zentralheizung.

Jut … lass uns noch mal anstoßen uff den 9. November … und lass uns dit Fazit ziehn, dass nich allet daran schlecht war und ooch nich allet jut … wie dit eben immer is, wenn historische Ereignisse passieren. Und dit is nu mal eens, wat wir hautnah miterlebt haben. Marlies, ick würde jerne zahlen.

Denn bring doch meinen Zettel gleich mit … ick mach mir denn ooch uff die Socken…




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1 Kommentar:

  1. Es wäre doch schön wenn wir in Deutschland das nächste historische Ereignis erleben könnten:Eine neue friedliche Revolution gegen die neue Ungerechtigkeit in diesem Land.Fraglich ist nur,ob die Machthaber auch friedlich abtreten würden.Wir haben ja jetzt freie Wahlen,und vielleicht wacht der deutsche Michel in den kommenden vier Jahren doch noch auf.Beste Grüsse! H.

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