Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.
Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003
Im Gespräch natürlich: Emmy & Walther … und Marlies serviert.
Ick grüße die schöne Chefin … Marlies, een Pils würde ick jerne trinken … lässt sich dit so kurz vor Ostern noch einrichten?
Nüscht leichter als dit, Walther. Schließlich müssen wir uns ja schon mal warm arbeiten für die Feiertage … mit Draußensitzen wird dit ja wohl noch nüscht … also herrscht denn hier drinne inne Kneipe Jedränge … so ville is jetz schon sicher…
Ihr seid also jut jebucht zu Ostern…
So is dit, Walther … willste ooch vorbei kommen, oder jibste Tisch 1 für die vier Tage frei?
Ick hab reichlich Familientreffen übers Wochenende … mal zu Hause … mal unterwegs … also, inne S-Bahn siehste mir über Ostern nich.
Ick grüße euch, meine Lieben. Marlies, mein Engelchen, machste mir een Pils?
Aber natürlich, liebe Emmy. Setz dir mal schon hin … und denn fangt beede an zu quatschen, damit die Warte-Zeit schneller verjeht.
Jenau … dit machen wir. Jestern jabs also im Cern-Institut in Genf den kleenen Urknall … zu sehn oder zu hörn war davon allerdings nüscht ... außer, dass die Wissenschaftler irjendwann losjejubelt und mit Sekt anjestoßen haben. Und Schwarze Löcher sind wohl ooch nich entstanden … jedenfalls is nüscht verschwunden … außer unser Bundes-Köhler … aber der war ja schon Tage vorher wieder unterjetaucht … nach seine Rejierungs-Mecker.
Ick hab jehört, dass dit bis zu 10 Jahre dauern kann, bis die Erjebnisse von dem Urknall ausjewertet sind. Na ja, von sone Teilchen-Physik verstehe ick sowieso nüscht. Und wahrscheinlich musste ooch een jewissen Glauben haben an die Wissenschaft…
Weil wir grade mal wieder beim Glauben sind: Die katholische Kirche hat jestern neue Offenheit demonstriert … die ham sone Art Meldestelle für Missbrauchsopfer und Täter einjerichtet … da kann man sich anonym oder mit Namen hinwenden … und denn soll einem jeholfen werden.
Jetz wird euch erst mal jeholfen … mit zwee frische Pils. Lasst dit euch schmecken … Prösterchen.
Uff die schönen Frauen inne S-Bahn. Kritiker und ooch Mitglieder der katholischen Kirche ham aber jesagt, dass dit nur een janz kleener erster Schritt is, den die Hirten da jejangen sind. Die erwarten eijentlich alle, dass die Kirche ihr Verhältnis zur Sexualität und ooch zur Rolle der Frauen grundlegend überarbeitet und denn ändert.
Dit sehe ick jenauso … die müssen sich vom Mittelalter nu endlich mal verabschieden und inne Jetztzeit ankommen … alles andere könn se sich sparn. Die Zusatzbeiträge machen übrijens die Krankenkassen mächtig zu schaffen. Manche schlagen aber ooch gnadenlos zu. Dit soll Kassen jeben, die wolln über 37 Euro mehr … und zwar pro Monat. Da wirste doch erst mal krank, wenn de den Brief uffmachst. Rund 500.000 Mitglieder ham ihre Kasse jekündigt und jewechselt. Mein Jott … wat dit wieder alles kostet.
Stell dir mal vor, Emmy, bei die Regionalwahlen in Italien ham doch Berlusconi und seine Bündnispartner glatt wieder jewonnen. Dit is nich zu fassen. Die Italiener müssen doch irjendwann mal mitkriejen, wat se sich mit dem Typ immer wieder für ne Laus in Pelz setzen. Korrupt … Verbindung zur Maffia … sexgeil … selbstherrlich … verlogen. Wat muss der denn nu noch machen, damit der nich mehr inne Rejierung kommt?
Ick denke mal, die Italiener interessieren sich eben mehr fürs schöne Wetter und für jute Laune statt für Politik. Anders kann ick mir dit jedenfalls nich erklärn. Weil du grade vonne Maffia jesprochen hast … in Taiwan is kürzlich een einheimischer Maffia-Boss verstorben … und der hat testamentarisch 1,4 Millionen Euro für soziale Zwecke jespendet. Dit is nich schlecht … oder?
Dit kommt druff an. Wenn er sich damit sein Platz im Paradies erkoofen wollte, denn isset verwerflich … wenn der dit jemacht hat, weil er irjendwat bedauert, denn isset zumindestens beachtenswert … aber nich beachtlich. Ick könnte mir nämlich vorstelln, dass der in sein Maffia-Leben ne janze Menge Schuld uff sich jeladen hat. Aber … die Nutznießer von der Spende wird dit ziemlich ejal sein. Und dit is ooch jut so.
Jestern jabs een Urteil im sojenannten Maultaschen-Prozess. Da wurde doch eene Altenpflejerin jekündigt, weil se 6 Maultaschen mit nach Hause nehmen wollte, die da uff ihre Arbeit übrig jeblieben warn. Und nu ham sich die beeden Parteien vor Jericht uff een Vergleich jeeinigt. Die Kündijung bleibt bestehen … aber die Kläjerin, also die Jekündigte, kriegt rund 42.000 Euro Abfindung und Jehaltsnachzahlung.
Weeste, Emmy, ick bin bei die sojenannten Bagatell-Kündigungen innerlich hin- und herjerissen. Sicher hört sich dit albern an, wenn jemand jekündigt wird wejen sechs Maultaschen oder een Pfandbon über 1 Euro 30. Aber wenn sowat eben verboten is, dass man Restessen mit nach Hause nimmt … denn darf man dit eben nich machen. Na klar wäre ne Abmahnung in son Fall sicherlich anjebrachter … aber eben nich zwingend nötig.
Ick bin mir sicher, dass der Volkszorn vor allem deshalb so hoch kocht, weil die eenen wejen ne jejessene Wurschtscheibe rausfliejen … und die dicken Fische kriejen noch Millionen ausjezahlt, wenn se janze Unternehmen oder Konzerne zu Grunde jerichtet haben.
So is dit, Emmy. Aber jetz bestelle ick erst mal noch wat zu trinken. Marlies, mein Engelchen … mach uns doch bitte noch zwee Pils.
Nüscht lieber als dit. Ick bin in drei Minuten bei euch … quatscht mal nochn bisschen…
Dit machen wir. Man kann sich allerdings ooch viel elejanter seiner Mitarbeiter entledigen. Die „Kieler Nachrichten“ ham alle Mitarbeiter der Druckerei inne Leiharbeitsfirma ausjelagert. Und als die da nu anjefangen haben, eenen Betriebsrat zu gründen … da wurden se quasi jefeuert … jetreu dem Motto: Wehret den Anfängen.
Dit is dit Prinzip Schlecker … würde ick sagen. Anjeblich nich jewollt und beabsichtigt von unsere Star-Politiker … aber per Jesetz trotzdem jeregelt. Mein Jott … wenn die doch bloß mal Jesetze hinkriejen würden, wo ooch mal unsere Rechte eindeutig jeregelt sind … und nich bloß die vonne Arbeitjeber. Aber … dit wern wir wohl nich mehr erleben.
Een Bielefelder Fitness-Studio verwehrt eener Ägypterin, die da mitn Kopptuch rin will, den Zutritt, obwohl se Mitglied is. Mit Kopptuch wäre nich jestattet … sagt der Inhaber … nur mit ohne. Und nu fühlt sich die Dame diskriminiert … und will Klage einreichen.
So … frische Jetränke für euch, meine Lieben. Ick sage noch mal: Prösterchen … uff euer Wohl.
Uff unser aller Wohl … würde ick sagen. Zurück zum Kopptuch … jetz bin ick mal innerlich jespalten … so, wie du vorhin bei die Bagatellkündigungen. Wenn ick in islamische Länder reise, denn wird mir als Touristin immer jesagt, ick soll meine Schultern und Arme bedecken, keene Mini-Röcke anziehn … und een tiefen Ausschnitt schon janich zeijen. Ick würde damit die religiösen Jefühle der Menschen verletzen.
So is dit. Aber insjesamt sind wir in Deutschland … und ooch in viele andere Länder … wesentlich toleranter, wat religiöse Jefühle und damit verbundene Bekleidung betrifft. Von mir aus kann jeder rumloofem wie er oder sie will … da hab ick nüscht dajejen … außer jejen Burka … da erschrecke ick mir zu Tode, wenn mir Frauen begegnen, die völlig verhüllt sind und denn ooch noch verjitterte Jesichter haben. Dit passt hier einfach nich her … dit is Mittelalter … frauenfeindlich … und jehört für mir abjeschafft.
Haste jestern Abend Frontal 21 jesehn? Da hatten sie wieder sehr interessante Themen … natürlich jings um die katholische Kirche und die Missbrauchsfällt … um Contergan … diesmal allerdings nich um den Skandal von damals, sondern um den Wirkstoff, der da drinne is, der heute noch vonne Pharma-Industrie verwendet wird … allerdings zum hundertfachen Preis von früher … und um die Bespitzelung von Arbeitnehmer. Dit warn mal wieder 30 Minuten zum ununterbrochenen Uffrejen (!), kann ick dir sagen.
Emmy … sei nich sauer … aber ick muss langsam los. Marlies, ick hätte jerne meine Rechnung.
Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen…