Freitag, 12. März 2010

366, Berlusconi macht sich seine Gesetze.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003





Ick grüße dir, Thorsten … dass ick von dir ins Wochenende jeschickt werde, dit hat mir grade noch jefehlt.



Willste een Küsschen, Walther…?



Bleib mir bloß vom Leibe. Wenn de mir unbedingt ne Freue machen willst, denn kannste mirn Pils vorbei bringen.



Ick will dir aber keene Freude machen. Wenn du Pils trinken möchtest, denn musste dit ordentlich bestelln. Und denn haben wir beede praktisch een Bewirtungsvertrag jeschlossen. Ick liefer die bestellte Ware und jehe finanziell in Vorleistung, weil du nämlich erst bezahlst, wenn die gastronomischen Leistungen für dir abjeschlossen sind und du dir uffn Heimweg oder sonst wohin machen willst.



Mein Jott, warst du grade zum Lehrjang? Krieje ick denn nu mein Pils oder willst du mir heute besoffen quatschen?



Der Herr haben noch nich bestellt … der Bewirtungsvertrag is noch nich zustandejekommen … bisher haste dir uff Jeschäftskosten hier nur uffjewärmt.



Herr Ober … een Pils bitte.



Na siehste … jeht doch. Man muss dir eben den Sachverhalt nur richtig erklärn.



Hoffentlich kommt Emmy bald … als Jesprächspartner bist du nämlich wirklich nich zu jebrauchen.



Ick grüße euch, meine Lieben. Ick hätte jerne een Pils, Thorsten.



Aber jerne doch. Setz dir mal zu dem alleinstehenden Herrn an Tisch 1 … der sucht dringend een zum Quatschen.



Habt ihr beede schon wieder Argumente ausjetauscht? Dit hört sich nämlich janz danach an.



Im Jejenteil. Wir beede haben een Bewirtungsvertrag abjeschlossen … ick bin mal jespannt, wann der Heini da hinter die Theke den endlich erfüllt.



Bei uns wird dit Bier jezappt … und nich jeschöpft, mein Herr.



Na, dit kann ja noch ne lustije Zeit heute hier werden. Ejal … dit jeht mir nüscht an. Die Katholische Kirche renn die Mitglieder weg. Im Februar warn die Austritte noch im normalen Bereich … aber jetz, im März, jing die Anzahl drastisch nach oben.



Dit is ja keen Wunder. Die Leute kriejen mit, dasse für ihrn Glauben an den lieben Jott die Kirche als Organisation janich brauchen. Die Kirche hat sich doch als Institution bloß dazwischen jeschaltet … also zwischen Jott und Gläubige … und die leben ja ooch nich schlecht mit dem Jeschäftsmodell. Und jetz, durch die aktuellen Missbrauchsfälle und die Täuschungsmanöver der sojenannten Würdenträjer, merken die Leute eben, dass die Bischöfe und andere hohe Berufskatholiken moralisch und sexuell im Mittelalter stehn jeblieben sind.



Die Jeschichte der Pädophilie is so alt wie die Menschheitsjeschichte … und ick fürchte, dit wird ooch so bleiben. Viele Menschen kriejen eben ihre krankhaften Triebe nich in Griff. Aber der Riesenfehler, den die Katholiken machen, is, dasse versuchen, an ihre völlig überholten sexuellen Vorstellungen festzuhalten und denn ooch noch staatliche Ermittlungen jejen Straftäter nich unterstützen … im Jejenteil … die behindern die Strafverfolgung.



Eure Sorjen möchte ick haben. Ick muss hier schindern, wie ne Hafennutte … und ihr wollt inzwischen die katholische Kirche reformieren … kühlt euch mal mit zwee Pils uff normale Betriebstemperatur. Prösterchen.



Prost … uff die netten Herrn inne S-Bahn. Nu hat Jesundheitsministerchen Rösler mit seinem Reförmchen der Pharma-Industrie den Preiskampf anjesagt … und schon schimpfen alle mit ihm. Als Minister haste dit aber ooch nich leicht…



Weil dit nüscht halbes und nüscht janzes is, wat der Rösler sich da ausjedacht hat. Dit is doch völlig bekloppt, wenn der verlangt, dass die Pharma-Industrie Jutachten zur Wirksamkeit neuer Medikamente vorlejen soll, die die Pharma-Fritzen selber in Ufftrag jejeben haben. Uff sone Idee musste erst mal kommen, wenn de die Pillendreher anne Preisleine lejen willst. Und die Krankenkassen fürchten zurecht, dasse den Preisverhandlungen mit der Industrie nich jewachsen sind. Da jing jestern, als der Rösler seine Pläne vorjestellt hat, ooch keen Erdbeben durch die Pharma-Betriebe … höchstens een müdes Lächeln … wohljemerkt, een mitleidiges Lächeln bei so ville Hilflosigkeit.



Jestern hat Sigmar Gabriel dit skandalöse Verhalten der Atomindustrie im Umjang mit dem Atommüll-Lager*) Asse anjeprangert. Da sieht dit aber ooch drinne aus wie bei Hempels unterm Sofa. Der Gabriel war doch grade erst Bundesumweltminister … warum fällt dem denn erst heute uff, dass dit da so nich weiterjehn kann?



Weil die Asse als Zwischenlager unter Landesrecht steht und damit vom niedersächsischen Umweltministerium verwaltet wird … anjeblich kontrolliert vom CDU-jeführten Bundesforschungsministerium. So is dit eben in Deutschland ... wir jehn eener strahlenden Zukunft entjejen … und die Parteien streiten sich um Zuständigkeiten.



Experten bezweifeln sowieso, dass die überhaupt möglich is, die Asse schnell zu räumen. Pro Fass sind nur rund 4 Minuten vorjesehn … und dabei wees keene Sau, wie ville Fässer da unten eijentlich jenau liejen. Also … Zustände sind dit. Und ick dachte immer, in Deutschland is alles jeregelt.



Isset ja ooch … wenn dit zum Beispiel um Schneefejen jeht. Aber nich doch bei radioaktivem Abfall. Wat mir am meisten ankotzt is aber, dass die Steuerzahler dit janze unterirdische Chaos in Ordnung bringen müssen, während die Stromkonzerne … also die Verursacher von dem janzen Dilemma, erst mal schnell ihre Kontoauszüje durchkiecken. Und unsere Politiker lassen sich mal wieder vorführn. Weeste, der Gabriel haut jetz mal kurz uff die Kacke, aber wenn der wirklich jewollt hätte, denn wäre der als Umweltminister mal ordentlich dazwischen jejangen.



Dit sind doch alles Schaumschläger … inne Opposition hamse ne große Fresse, und wenn se Rejierungsarbeit leisten, denn ziehn se den Schwanz ein und kuschen jejenüber der Industrie. Da is der Berlusconi janz anders druff … der is Italiens Rejierungschef und ändert sich die Jesetze so, wie er dit jerne hätte. Jut, der macht dit nich zum Jemeinwohl … sondern zu seinem eijenen … aber immerhin … der traut sich dit.



So … da wäre ick denn noch mal … mit frische Jetränke. Bitteschön … zwee Pils für euch. Prösterchen. Von alleene bestellt ihr ja nich.



Weil wir dit nich brauchen, wenn du Dienst schiebst. Du drängelst ein die Jetränke ja förmlich uff. Trotzdem Prost. Die Autobahn A 1 bröckelt. Da wurde erst vorn paar Monate een Teilstück fürn Straßenverkehr freijejeben … und jetz is der Belag bereits wieder reparaturbedürftig. Und weeste, welche Firma da jebaut hat? Berger Bilfinger.



Sind dit nich die Bauexperten, die ooch die Kölner Innenstadt mit ihrn U-Bahn-Bau tiefer jelegt haben?



Jenau die. Die sollten vielleicht in Zukunft lieber Grünflächen anlejejn und pflejen … wenn da wat schief jeht, is dit nich so schlimm … dit wächst wieder nach. Aber ick hab noch nie jehört, dass Asphalt nachwächst.



Dem Westerwelle macht seine janze Südamerika-Reise keen Spaß mehr. Der hatte sich soooo uffn paar leckere Jeschäftsessen mit seine FDP-Kumpels jefreut … und nu ziehn se den armen Kerl hier in Deutschland jeden Tag wejen Vermischung von privat, dienstlich und jeschäftlich durch alle Medien. Die Rede is sojar von Korruption, Vetternwirtschaft und Klientelpolitik. Und dit bei Westerwelle … dit is ja keen Wunder, wenn der uffs Schärfste dajejen protestiert.



Hör mir bloß mit dem Westerwelle uff. Dit lohnt doch wirklich nich, über den Heini noch Worte zu verlieren … noch dazu, wo gleich Wochenende is. Dit is doch einfach nur peinlich, mit wat für Spitzenpolitiker wir uns hier in Deutschland ewig rumärgern müssen … selbst, wenn se im Ausland sind.



Da jeht in Frankreich mit Sarkozy und Carla Bruni die Post aber janz anders ab. Anjeblich ham die beede een Verhältnis … also, nich mittnander … sondern mit andere. Die Jerüchteküche brodelt jedenfalls uff höchste Kochstufe.



Dit is mir ejal, wat Politiker und ihre Anjehörigen in ihre Freizeit machen … die wern dafür jewählt, dasse die Staatsjeschäfte möglichst erfolgreich erledigen und nich dafür, dasse treu sind. Is aber ooch ejal, Emmy. Ick muss langsam nach Hause. Thorsten … ick hätte jerne meine Rechnung.



Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen. Und alle anne Nebentische wünsche ick een schönes Wochenende … dit natürlich ooch, Walther.



Danke … gleichfalls. Und Stammjäste lade ick wieder zu mir nach Hause ein … ick hab da een bisschen wat vorbereitet … kieckt einfach Sonnabend und Sonntag mal bei mir vorbei. Bis gleich … oder bis Montag…










*) entschuldigt bitte, liebe Leser … aber dreimal denselben Buchstaben hintereinander nach der Rechtschreibreform zu schreiben, bringe ich als gelernter Schriftsetzer einfach nicht übers Herz… (der Autor)







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