Sonntag, 22. Februar 2009

Emmy & Walther (5): Boni, Pleiten, Trinkgeld

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Grüß Dich Walther, Dir hab ick ja ewich nicht jesehn? Hat Dir die Krise jetzt ooch endlich erwischt?

Hallo Torsten, mach mal schnell n Pils. Axien hab ick nich, die kann ick mir bei Eure Bierpreise ja nich leisten. Is Emmy schon da?

Emmy is pullern, schon ne janze Weile.

Hoffentlich loofte se nich leer.

Keen Problem, ick kann se janz schnell wieda nachfülln.

Nu hör uff zu quatschen und mach endlich dit Pils fertig.

Bier wird jezapft und nich jeschöpft …

Hör uff mit die alten Sprüche.

Ach nee, wen seh ick denn da? Mensch Walta, trauste Dir ooch mal wieda unter die Leute? Du siehst ja schon janz blass aus um de Neese!

Meine Jesichtsfarbe kommt von die schlechten Nachrichten, die ick schon wochenlang höre. Allet jeht den Bach runter, und wir beede sind mitten drin.

Bitte der Herr, Ihr Pils. Zum Wohl.

Danke Torsten, uff Dir is zum Glück noch Valass. Prost denn … uff die Krise!

Ach Walter, ick freu mir ja so, dass de mal wieda vorbei kommst. Erzähl doch mal, wat jibt et denn so Neuet bei Dir?

Bir mir jibt et janischt Neuet. Aba die Welt hat sich verändert, vastehste, nischt is mehr wie et mal war. Und wir müssen allet retten … die Banken, die Betriebe, Märklin is Pleite, Opel steht kurz davor, Schießa is insolvent…

Wat, Schießa ooch? Mach keen Quatsch, von wem soll ick denn jetz meine Schlüppa koofen?

Deine paar Schlüppa, die kriste ooch bei Aldi, da koofste doch ooch Deine Blusen und Jacken … und Dein Klopapier und so.

Meine Schlüppa hab ick noch nie bei Aldi jekooft, Feinripp ham die doch janich. Hab ick da jedenfalls noch nich jesehn.

Quatscht doch mal nich so ville, sonst jeht unsere Wirtschaft hier ooch noch pleite. Nehmta noch n Bier und vielleicht ooch n Kurzen?

Ach Torsten, dit bisschen Wirtschaft hier halten wa erst mal noch am Leben. Mach mal ne Runde für Emmy und mir und mach mal ooch gleich zwee Doppelte, damit wenigstens Deine Wirtschaft heute so richtig brummt.

Ihr beede seid so jut zu mir!

Danke Walter, die nächste Runde jetht uff mir. Aba nu erklär mir doch mal die Sache mit die Banken. Die haben Millionen vaballat … wo is denn dit janze Jeld?

Emmy, die haben nich Millionen vaballert sonder Billionen.

Und wo is da der Unterschied?

Der Unterschied sind eijentlich nur sechs Nullen. Aba dit is janz ville Jeld, wat nu weg is. Aba jenau jenommen war dit Jeld eijentlich nie da. Die haben Jeld oda Axien vakooft, die et eijentlich janich jab. Die haben mit Luft jehandelt und andere warn so doof und haben die janze Luft jekooft, also sagen wir mal – damit Du dit bessa vastehtst – die Bänker haben eenen riesigen Luftballon imma weita uffjeblasen, denn ham sen vascheuert, denn hat eena rinjepickt und denn issa jeplatzt … und nu is die janze Luft weg. Und dafür wolln se ooch noch Boni.

Wat sind denn Boni?

Bitte die Herrschaften, Ihre Runde, na denn Zum Wohl!

Torsten, Du machst grade meinen Vortrach kaputt. Also pass uff, Emmy, Boni sind praktisch Prämien. Die kriejen die Bänker, wenn se für ihre Bank janz ville Jeld vadienen, also richtig wat leisten.

Aber die ham doch janischt jeleistet, wenn nu dit janze Jeld weg is, oder wie Du so schön erklärt hast, die janze Luft raus is. Wofür wolln die denn noch Boni oder wie dit heißt?

Emmy, Du hast dit erfasst. Die wolln praktisch ne Belohnung für die janze Katastrophe, die se anjerichtet haben.
Ick mach mal n Beispiel: also, wir bestelln bei Torsten den janzen Abend zig Pils, aber dit Bier kommt hier nich an. Er lässt unterwegs die Gläser fallen oder schüttet Dir allet übert Kleid, aber zu Trinken kriejen wa nischt. Und zum Feierabend kommta kassieren und will ooch noch 20 Euro Trinkjeld.


Der spinnt doch wohl. Der kricht maximal zwee Euro…

…aber nur, wenna uns ordentlich bedient hat. Und wenna allet vaschüttet hat, denn jeh ick mir bei Norbert, wat der Chef is, beschweren. So, Emmy, und nu pass uff, wir bleiben noch mal bei unser Beispiel mit die vaschütteten Pils. Wire beede zahln also die Rechnung nich und Trinkjeld jeben wa natürlich ooch nich. Und nu jeht Torsten uff de Straße und quatscht die Leute an, die vorbeikomm, dass die unsere Rechnung bezahlen solln und dit Trinkjeld ooch.

Na, die wern ihm aba wat erzählen. Die jeben janischt, weder für die Rechung und schon janisch fürt Trinkjeld. Die husten ihm wat.

Siehste Emmy, im richtigen Leben is dit eben allet anders. Da zahln die Leute, weil Torsten ihnen nämlich gleich in die Tasche greift. Also die Regierung uns, wenn Du dit jenau nimmst. Torsten, mach mal die Rechnung!

Soll ick die 20 Euro gleich mit uffschreiben…?

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