Dienstag, 24. Februar 2009

Emmy & Walther (6): Ausgeschaefflert

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn, Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin, Fon: (030) 5627003


Mensch Susan, Du wirst ja immer schöner.

Hallo Walther, lass Dir küssen, wir ham uns ja ewich nich jesehn.

Aba nur uff die Wange, sonst werd ick süchtich. Apropos süchtich: Is Emmy schon da?

Nee, bisher nich, aba die wird schon gleich kommen.

Denn mach mir mal n Pils meine Kleene, ach da kommt grade ne rote Mütze vorbeijeloofen, die ick kenne. Mach mal zwee Pils, Emmy is gleich am Ziel.

Hallo, Ihr Süßen! Biste ooch grade rin, Walther?

Janz jenau. Ick musste mal wieder unter normale Leute. Du kannst ja nich mehr fernsehkiecken … uff alle Sender loofen se mit rote Pappnasen rum und rufen Helau, oder die fahrn mit de Schieer oder mit n Bob. Ick freue mir uff Ascha-Mittwoch und uff Frühling.

Bitteschön, zwee Pils. Na denn: zum Wohl.

Prost Walther, Prost Susan, schreib mal die beede uff mein Zettel, ick bin Walther noch wat schuldig.

Wat biste mir denn schuldig?

Bei unsa letztet Treffen hab ick vasprochen, dass ick heute allet übernehme, weil de mir dit so toll erklärt hattest mit de Boni vonne Bänker. Vielleicht kannste mir ooch gleich noch wat anderet erklären. Inne Nachrichten looft jetz imma so ne blonde Olle rum, die manchmal ooch heult. Die heißt Schäfer oder so. Wer issn dit?

Die heißt nich Schäfer, die heißt Schaeffler und is irre reich, jeschätzte sechs Milliarden, siehste ja schon an ihre Klamotten, die sind bestimmt nich von C&A.

Jenau die mein ick. Und warum is die so reich und warum heult die jetz ewig?

Dit is ne Unternehmer-Witwe, aba im Moment keene lustije. Die hat sich vaspekuliert, die hat sich übernommen, aba jewaltig.

Und wie hat se dit jemacht?

Also pass uff, Emmy: die Schaeffler-Gruppe baut alle möglichen Autoteile und da hat sich die damals noch lustije Witwe jedacht: koofste die Firma Continental, die bauen ja ooch Sachen fürt Auto, zum Beispiel Reifen. Dit passt ja perfekt. Bloß Continental is viermal so groß jewesen wie die janze Schaeffler-Gruppe zusammen.

Und dit war wohl zu ville?

Janz jenau. Du musst Dir dit mal so verstellen, als würde Norbert, also der Chef von die Kneipe hier, dit Hotel Adlon koofen.

Norbert hat doch ja nich so ville Jeld … jedenfalls nich von uns.

Wieda richtich. Norbert holt sich dit Jeld vonne Bank.

So doof is doch keene Bank, dasse Norbert so ville Kohle jibt, dit Adlon kostet doch bestimmt Millionen.

Die Banken sind noch ville döver. Die haben der Frau Schaeffler Millijarden jejeben, damit se dit Ding durchziehen kann. Und denn kam die Autokrise.

Ooch dit noch.

Dit is so, als würden zu Norbert ins Adlon keene auslänische Jäste mehr kommen, weil er nich englisch kann, vastehste…?

Vasteh ick.

Aba ick vasteh nich, warum ihr beede heute Abend bloß quatscht und die Gläser noch imma halb voll sind.

Die sind halbleer, Susan, bring mal gleich noch zwee Pils. Also, pass uff, Emmy, die Schaefflern kann nu ihre Zinsen für die Kredite nich mehr abstottern, und da wird se eben janz traurig. Aba die wird ooch frech. Die will, dass der Staat, also ooch wir beede, einspringen.

Könn wa aba nich, jedenfalls icke nich. Ick muss ja schon die Bänker retten.

Dit Schlimme bei die Schaefflern is ja, dass se Continental viel zu teuer einjekooft hat.

Man muss eben imma Preise vergleichen wenn man shoppen jeht.

Richtich, Emmy! Man muss immer wissen, wat die Sache wert is, die man sich anschaffen will. Und Madam Schaeffler hat ne Bude jekooft, die nach drei Monaten nur noch die Hälfte wert is, eben durch die Autokrise. Und nu hat se die Scheiße, also die Kredite, am Hals. Und nu jeht ihr dit Jeld aus.

Die janzen ersparten Milljarden?

Nee, an die will se ja nich so richtig ran, eher jeht ihr dit Betriebskapital aus. Dit heißt, sie denkt ja nu ooch schon darüber nach, private Kohle locker zu machen. Aber vor allem der Staat soll zupacken, weil et um zigtausend Arbeitsplätze jeht.

Entschuldigt, dass ick dazwischenquatsche – hier sind eure Pils. Und Prost.

Danke Susan, dit Leerjut kannste gleich mitnehmen. Also pass uff, Emmy, dit janze Dilemma is aba noch ville schlimma. Hilft der Staat Schaeffler-Conti, denn jehn die andern Zulieferer uff die Barrikaden, wejen dem Wettbewerb, und alle andern stehn denn ooch Schlange, von Opel bis Märkel, quatsch Märklin, und von Schießer bis Rosenthal.

Rosenthal ooch? Is der nich schon lange tot?

Doch nich Hänschen Rosenthal. Ick spreche von die Porzellanbude. Denn wolln alle Jeld vom Staat und nich nur die Banken.

Und wir müssen dit allet bezahlen?

Jenau so isset, Emmy. Du und ick und all die andern.

Kommt janich in Frage. Denn vasauf ick mein Jeld lieba. Susan, mach mal noch zwee Doppelte und die Rechnung, aber einfach!

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