Montag, 13. Juli 2009

130, Vergeht Walther der Appetit auf Pils?

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog zwischen Emmy & Walther sind belastbar, sie entsprechen also den Tatsachen und können nachgeprüft werden.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003





Mensch, Susan, dit is aber schön, dir mal wieder zu sehn. Ick nehme heute mal een Pils und zwee Küsschen.

Du spinnst wohl, Walther … Pils kannst so ville kriejen wie du willst … aber Küsschen jibs maximal eens … so, und nu setz dir hin.

Ja, ick mach ja allet, wat du willst.

Dit musste ja nich … aber hier inne Kneipe hab noch immer ick dit sagen … wenn Marlies und Norbert nich da sind.

Is ja jut, Susan … ick bin ja janz lieb … und mit een Küsschen bin ick natürlich ooch höchst zufrieden.

Na siehste, denn verstehn wir uns ja wieder.

Hallo, ihr beede. Ick bringe den Sommer mit und ick hätte jerne een Pils.

Mach ick sofort, Emmy … setz dir mal schon zu dein Walther.

Mach ick glatt. Und, Waltherchen, jibs wat neuet?

Hör bloß uff, Emmy. Ick hab grade inne S-Bahn in mein Spiejel jelesen…

…ick denke, inne S-Bahn is dit zur Zeit mächtig eng…

…na, mein Spiejel nimmt ja nich mal halb so ville Platz weg wie deine Bild-Zeitung … also, da hab ick jedenfalls jelesen, dass dit Finanzministerium in Hessen unheimlich erfolgreiche Steuerfahnder, die jejen richtig Reiche ermittelt haben, mit psychiatrische Jutachten versetzt hat oder in vorzeitjen Ruhestand jeschickt haben soll. Wenn dit stimmt, und da keene Köppe rolln … und zwar die richtijen … denn … denn…

…denn bringe ick erst mal zwee Pils. Ick wünsche juten Appetit und sage schon mal Prösterchen.

Prost, Susan, Prost, Walther … willste noch n Kräuter, bevor du kollabierst?

Nee, Emmy … ick muss een klaren Kopp behalten. Dit sind doch allet totale Arschlöcher, korrupte Schweine und arrogante Fatzkes, die da überall rumrejiern und entscheiden wie Könige oder Fürsten. Dit kann doch so nich weiterjehn. Wo soll denn dit noch hinführn … da müssen wir doch mal wat jejen machen … aber bloß wat?

Dit is die entscheidende Frage, Walther. Wählen jehste ja nich mehr … denn wirste ooch nüscht verändern könn.

Veränderungen mit Wahlen schaffste nich mal in 50 Jahre … da hilft nur ne Revolution…

Nu lass doch nich wieder deine radikale Seite raushängen. Dit Volk is eenmal uff die Straße jejangen … 1989 … und dit allet, wat du beklagst, dit hat dit Volk nu davon … korrupte Banker … gierige Manager … außer Kontrolle jeratene Politiker … eben Kapitalismus pur. Jetz jeht doch keener mehr uff die Straße … dit nächste Resultat kann doch nur noch een Atomkrieg sein. Und den wolln wir ja alle nich.

Ja, dit stimmt ja … aber weiterjehn kann dit so uff keen Fall mehr. Ne friedliche Revolution hat nüscht jebracht, Jewalt hat nüscht jebracht, wählen bringt nüscht … ick hab schon ja keen Appetit mehr uff Pils.

Na, dit wolln wir doch erst mal sehn … Susan, mach uns mal bitte noch zwee Frische.


Aber jerne doch. Und, Emmy, sorg mal dafür, dass sich Walther nich so uffregt … nich, dass ick nochn Notarzt holn muss … du weest doch, dass dit hier mit Parkplätze nich so rosig aussieht.

Nee, nee, Susan, so schlimm is dit nich. Dit kriejen wir mit Pils und jute Worte schon wieder hin…

Ick hab jestern jelesen, dass die Menschheit vor 72.000 Jahren schon mal fast ausjestorben wäre.

Aus dieselben Gründe?

Nee, wejen een Vulkanausbruch uff Indonesien … der war so gigantisch, dass die Temperatur uff unsere jesamte Erde um 18 Grad jefallen is … und ne dicke Ascheschicht von dit Ereignis ham se kürzlich im Grönlandeis jefunden.

Wat dit nich allet jibt…

Jetz jibs erst mal frischet Pils für euch beede. Prösterchen … sehr zum Wohle oder wat ooch immer … lasst dit euch uff jeden Fall schmecken.

Machen wir … Prost uff euch beede, uff Susan und Walther … und uff die Menschheit … außer Banker, Politiker und Manager.

Bei Opel jibt dit anjeblich ooch schon wieder neue Entwicklungen. Jetz muss Magna wieder um die Übernahme fürchten, weil irjendeen anderer Bewerber sein Anjebot nachjebessert hat. Ach weeste, dit lohnt janich mehr, über sowat zu reden … weil dit allet een paar Tage später schon wieder janz anders sein kann.

Dit verstehe ick ooch nich. Aber dit is inne Wirtschaft wie inne Politik … jeden Tag klare Worte und jeden zweeten Tag een völlig anderet Erjebnis. Du kannst dir nur noch daruff verlassen, dass de dir uff nüscht mehr verlassen kannst.

So is dit Emmy … du hast dit mal wieder uffn Punkt jebracht. Aber ick sage dir noch mal: Wenn dit mit Hessen stimmt, wat ick im Spiejel jelesen habe … denn werde ick wilde Sau spieln … zumindest schriftlich.

Wie meinste denn dit?

Denn werde ick Briefe überall hinschreiben, wie die bisher noch keener jelesen hat. Ick hab mir grade een neuet Briefmarkenheftchen jekooft.

Lass dit, Walther … Briefe, wie die bisher noch keener jelesen hat, die liest ooch in Zukunft keener. Reje dir hier bei mir inne S-Bahn uff … und denn is schon jut. So, jetz muss ick aber zahlen. Susan, mach mal bitte meine Rechnung.

Und bring denn mein Zettel gleich mit, Susan … ick jehe ooch langsam.




www.alberei.blogspot.com




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