Freitag, 29. Oktober 2010

597, Wo sind unsere Arbeitslosen...?

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit verfügbar) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003





Ick grüße dir, Thorsten. Heute sieht ja dit Wetter mal nach Frühling aus … is also Pilswetter. Ick nehme een großes.



Keen Problem, wir ham so ville Pils im Keller, dass wir dit sojar verkoofen müssen. Und … wie war die Woche?



Na ja … Montag war grausam … und ab Dienstag wurde die Stimmung immer besser … heute jehts mir richtig jut.



Dit hört sich ja entspannt an … du kriegst grade Besuch, Walther…



Ick grüße euch, meine Lieben. Thorsten … een Pils hätte ick jerne … mach maln großes.



Nüscht lieber als dit. Denn fangt mal schon an zu quatschen … denn verjeht die Zeit schneller.



So machen wir dit. Ach, meine Kleene … nu sind wir ja mitten im Herbst der Entscheidungen anjekommen. War dit schön ruhig im Sommer, als Mutti noch in Italien wandern war.



Ick frage mir bloß, warum die immer wieder ausn Wald rausjefunden hat. Wahrscheinlich ham ihr die Sicherheitsleute jeholfen … oder ihr Professor Sauer.



Ejal … jedenfalls isse wieder zurück … und nu wird losrejiert … nach jenau een Jahr Schwarz-Jelb … man soll ja nich hetzen inne Politik. Und außerdem … wat willst du denn? Immerhin hat unsere Rejierung endlich mal die Hartz-IV-Empfänger und die Großverdiener gleich jestellt.



Hab ick da wat verpasst … oder wovon redest du?



Ick rede vom Elternjeld. Dit wurde nich nur für die Hartz-IV-Empfänger jestrichen, sondern ooch für Ehepaare, die über 500.000 Euro im Jahr verdienen. Also … jerechter jeht dit doch nu wirklich nich.



Warst du heute schon inne andere Kneipe? Hauch mir mal an.



Nee … ick bin stocknüchtern … aber wat jerecht is, is nu mal jerecht … dit muss man ja ooch mal sagen dürfen.



Momentchen, meine Lieben … ick muss mal kurz stören … eure zwee Pils sind fertig. Lasst dit euch schmecken … Prösterchen.



Uff die netten Herrn inne S-Bahn … und uff een schönes Wochenende. Jestern war ja im Bundestag der Teufel los … die ham sich jehaun wie die Kessel-Flicker. Wejen Atomkraft.



Weeste, Emmy, ob die Atomkraftwerke sicher sind oder nich, dit kann ick nich beurteilen. Fakt is aber, dass keener wees, wo se mit die strahlenden Abfälle hin solln. Endlager jibs nich.



Und die Stromkonzerne verdienen sich dumm und dämlich. Jedenfalls bis zur nächsten Wahl. Denn wolln ja Rot-Grün wieder aussteijen vom Ausstieg vom Atomausstieg. Also … rin inne Kartoffeln … raus aus die Kartoffeln … alle vier Jahre. Dajejen is jedes Kaspertheater ne voll durchdachte Veranstaltung.



Dit is mit Arbeitslosenzahlen jenau dit selbe. Die von den Laien hat verkündet, dass wir weniger als 3 Millionen Arbeitslose ham … ick frage mir, wo die über sechs Millionen Hartz-IV-Empfänger jeblieben sind…



…und die Mini-Jobber, die Umschüler … und die, die für een Euro die Wälder fejen? Rein statistisch jibs die alle nich mehr … aber in echt schon. Die rechnet bloß keener mehr mit … so einfach is dit, die Arbeitslosenzahlen zu senken.



Selbst kranke Arbeitslose wern nich mitjezählt inne Statistik … über sone bekloppten Zahlen kannste ja nich mal mehr lachen. Jestern wurde im Bundestag dit Sparpaket gleich mit durchjewunken. Und wir Raucher wern wieder zur Kasse jebeten. Ick fühle mir wie een Aussätziger, der im Lotto den Jackpot jeknackt hat. Keener will wat mit mir zu tun haben, aber alle wolln mein Jeld.



Wie die Jas-Lieferanten. Die wolln ooch alle unser Jeld … besonders von uns im Osten. Inne neuen Bundesländer is dit Jas nämlich am teuersten. Warum ooch immer. Und uns bringt keener dit Barjeld in Aktentaschen … so wie dem Karsai in Afghanistan. Der kann sich nämlich über Nachbarschaftshilfe ausn Iran freun. Hoch lebe unser Engagement am Hindukusch.



Warte mal ab, bis Wikileaks die ersten Akten über Afghanistan online stellt … da wird uns Hörn und Sehn verjehn.



Ick hab erst mal noch ne Weile die Papiere über den Irak zu verarbeiten. Und ick bin mir sicher, dass dit, wat da drinne steht, nich mal die halbe Wahrheit is. Aber ick fürchte, dass die Menschen dit nie lernen werden, dass man mit Krieje keene Konflikte lösen kann.



Du sagst dit, Emmy. Aber … ick muss langsam los. Thorsten, mach doch bitte meine Rechnung fertig.



Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen…



Und für Hardliner unter euch anne Nebentische jibs hier noch mehr schlechte Nachrichten. Also denn … gruselt euch nochn bisschen.



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