Mittwoch, 18. November 2009

258, Rund 80.000 waren auf der Straße.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog zwischen Emmy & Walther sind belastbar, sie entsprechen also den Tatsachen und können nachgeprüft werden.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003


Hallo, Thorsten … ick grüße dir … mach mir mal bitte een Pils … mein Hals is komplett ausjetrocknet.

Ach, du großer Jott … willste erstmal een Glas Wasser? Dit jeht janz schnell.

Ick will mir ja nich die Hände waschen … ick hab Durscht. Ick setz mir mal schon hin.

Mach dit, Walther … ick hab jetz jedenfalls stramm zu tun mit deine Bestellung.

Nu jib mal nich so an … wenn ick jetz nich jekommen wäre, denn wäre die Kneipe komplett leer.

Jenau dit meine ick ja. Ick könnte janz in Ruhe mein Kaffe trinken und mir uff die Jesellschaft einstelln, die in eene Stunde kommt … denn brennt hier nämlich die Luft.

So lange bleiben wir ja nich … ick will dit nämlich nich sehn, wennde hier hektisch durch die Jejend rennst und mit Teller und Tabletts jonglierst. Wenn ick Äckschen ham will, denn jehe ick ins Kino.

Als du dit letzte Mal im Kino warst, da jabs doch bestimmt noch jakeene Tonfilme…

Nu is aber jenug, Thorsten.

Hallöchen, ihr beede, ick grüße euch … und een Pils hätte ick jerne … wenn’s recht is.

Is sehr recht … meine Liebe. Und nu fangt endlich an zu quatschen … aber nich mit mir … ick muss mir jetz komplett uff die Arbeit konzentrieren.

Mein Jott, dass Bier zappen so anstrengend is, hab ick bisher noch janich jewusst. An unsere Universitäten is ja zurzeit janz schön wat los … nich, dass die besonders fleißig studiern … im Jejenteil, die streiken.

Haste dit ooch schon mitjekriegt, Walther? Dit jeht doch schon seit vorije Woche … jestern warn dit 80.000, die in janz Deutschland uff die Straße jejangen sind. Und die ham ooch völlig berechtigte Forderungen … mehr Jeld und Zeit für ihre Studienbedingungen. Die reden von Verschulung der Studienjänge … dit soll heißen, dass die Vorlesungen quasi so funktioniern wie Unterricht inne Schule.

Dit is ja eijentlich immer so, dass Streikende, ejal aus welche Berufs- oder Bildungsgruppe, mit ihre Forderungen Recht haben … aber entweder bleiben se völlig uff die Strecke, zum Beispiel bei Betriebsschließungen oder Abbau von Arbeitsplätze … oder die müssen sich mit wenijer zufrieden jeben, als se eijentlich fordern.

So … meine Lieben … lasst euch mal kurz störn … eure zwee Pils sind fertig … Prösterchen.

Prost, die Herren. Ick finde immer, dass Streiks wichtig sind, um uff Probleme uffmerksam zu machen. Wir beede zum Beispiel wissen doch janich, wat los is an die Unis … jut, dass die Studienjebührn zahlen müssen, dit hat sich rumjesprochen … dass ville Unis marode sind, kann man sich vorstelln, warum soll da der bauliche Zustand besser sein als an unsere Schulen … aber von die Studienbedingungen und so hab ick bisher nüscht jewusst. Ick denke mal, die streiken noch ne Weile.

Ick finde sowieso, dass unser janzet Bildungssystem irjendwie marode is … ejal ob Uni oder Schule … meiner Meinung nach jehört sowat in die Hände vom Bund und nich in die Länder. Dit kann doch nich sein, dass Bildung in jedet Bundesland nach andre Jesetze und Lehrpläne funktioniert … oder besser jesagt: Nich funktioniert. Übrijens … Niedersachsen hat heute sojar schon reagiert … die wolln die Studienjänge überarbeiten.

Haste eijentlich wat aus Meseberg jehört, wo unser Kabinett derzeit in Klausur tagt? Aber, bevor du antwortest, bestelle ick noch zwee frische Pils. Thorsten, mach mal bitte noch ne Runde fertig.

Ick bin schon dabei … den Umsatz lasse ick mir doch nich durch die Lappen jehn.

Tja … Meeseberg und Klausurtagung … der Politikberater Spreng hat dit da als Gruppentherapie bezeichnet. Der sagt sinnjemäß, dass sich die Koalition nu zusammenreißen muss, weil der Koalitionsvertrag schlampig ausjehandelt war. Und für 2011 hamse jestern Steuersenkungen in Höhe von 20 Milliarden zujesagt … jejen den dringenden Rat der Wirtschaftsweisen. Ick gloobe, die Koalition richtet unser Land nu restlos zu Grunde … dit sind doch allet Laiendarsteller, die sich zu ne Theatergruppe zusammen jefunden hat … und die nenn se Rejierung.

Mein Jott, du jehst ja heute janich zimperlich um mit unsere höchsten Repräsentanten. Wenn uns eener anne Nebentische zuhört … wat soll der denn von uns denken?

Hör dir mal den Schmickler aus die Mitternachtsspitzen an … denn weeste, wovon ick rede … der hat unsere Rejierung zur Wahl gratuliert … der hat ne Rede jehalten, die könn die sich hintern Spiejel stecken. Und da stimmt jedet Wort, wat der die ins Stammbuch jeschrieben hat.

So … ick störe noch mal schnell … hier sind eure zwee Pils … lasst dit euch schmecken, meine Lieben.

Ick dachte schon, du bist einjeschlafen hinter dein Tresen. Prösterchen. Israel macht ooch schon wieder Ärjer. Die ham den Siedlungsbau im besetzten Ost-Jerusalem jenehmigt … die UNO reajierte bestürzte … Obama is entsetzt. Der Obama hatte die Israelis nämlich inständig jebeten, mit ihre aggressive Siedlungspolitik in die Palästinenser-Jebiete uffzuhörn … aber die denken mal wieder janich dran.

Sowat nennt man ooch Politik der Nadelstiche … so lange pieken, bis die andere Seite zurückschlägt … und schon hat man wieder een Grund, richtig druffzuhaun … Merkel wird se denn schon wieder in Schutz nehmen und jejen alle Vorwürfe und Anfeindungen verteidijen. Mutti richtet dit denn schon wieder.

So, Emmy … war wieder ne nette halbe Stunde mit dir … aber ick muss langsam los. Thorsten, mach doch bitte meine Rechnung fertig.

Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen … ick mache mir denn ooch uff die Socken.




Zum kleinen Rätselspaß geht’s hier.



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