Hallöchen, Peter … wat denn nu? Is Walther heute noch janich da … oder is der uffn Klo?
Nee, isser nich … vielleicht jeht der heute fremd ... also inne andre Kneipe? Willste trotzdem wat trinken? Ick bin nämlich grade beim Zappen.
Ja, denn mach mir gleich een Pils mit. Ick setz mir mal schon hin … der wird ja bestimmt gleich kommen … denke ick mal.
Aber sicher doch … uff Walther is doch eijentlich Verlass … und wenn ihm mal wat dazwischen kommt, denn ruft der doch immer an. Aber … da kommter ja grade anjestürmt.
Ick grüße euch … Mensch, is dit ein Wind heute … ick bin fast wegjeflogen … mach maln Pils, bitte, Peter.
Ick bin schon dabei … in drei Minuten bin ick bei euch … fangt mal schon an zu quatschen.
Du hattest wohl Jejenwind … weil de so spät kommst?
Nee, ick hab die Schulzen jetroffen, meine Nachbarin … und da hamwa noch schnell zwee Minuten jequatscht. Nüscht wichtijet … nur so … die hat uffn Bus jewartet … und du weest doch selber … wenn man quatscht, denn verjeht die Zeit schneller … ooch die Wartezeit.
Ick hätte mir jestern beölen können, als ick jehört habe, wat in die Klausurtagung von unsern Kabinett beschlossen wurde. Nüscht.
Immerhin hamse doch tatsächlich beschlossen, dass für die wichtijen Themen, wie Steuern, Jesundheit und Neuverschuldung sowie Kriegseinsätze jetz kompetente Arbeitsgruppen einjesetzt werden … und Anfang Dezember treffense sich zur nächsten Beratung. Im Focus hamse jeschrieben, uns erwartet een Politikstil der permanenten Beratung. Und dit kann Mutti am besten … Probleme uff die lange Bank schieben … vielleicht jewinnt ja Finanzminister Schäuble nächsten Samstag im Lotto.
Du bist ja schon wieder so böse heute zu unsere Politik-Darsteller … Walther, Walther…
So, ick muss mal kurz störn … eure Bestellung is nämlich fertig … lasst dit euch schmecken, meine Lieben.
Prost, die Herren. Ick dachte, du hast dir über Nacht beruhigt … aber dit scheint nich der Fall zu sein.
Mir jeht der Schmickler aus die Mitternachtsspitzen nich ausn Kopp … der hat ja sowat von Recht mit dem, watter sagt zu unsere Laien-Spieler-Truppe. Ick hab mir dit bestimmt schon 10mal anjehört.
Die Studenten, die überall demonstrieren, die hatten richtig witzije Plakate dabei. Uff dem eenen stand als Forderung: Reiche Eltern für alle! Dit hatter bestimmt bei die Linkspartei im Bundestagswahlkampf uffjeschnappt.
Erstaunlich is aber, dass die wirklich schon wat erreicht haben. Die Schawan will jetz ne Bafög-Erhöhung durchsetzen und diese beeden neuen Studienjänge überarbeiten lassen. Immerhin … dass dit so schnell jeht,damit habe ick nich jerechnet … Hut ab.
Een konkretet Erjebnis von Schloss Meseberg fällt mir übrijens doch noch ein: Unsere drei Kriegseinsätze in Afghanistan, am Horn von Afrika und vorm Libanon, um een Jahr zu verlängern.
Stell dir mal vor … unsere Kriegsmarine hat in die janze Zeit, diese da schon rumschippern, nich een Jewehr … jeschweige denn een Maschinenjewehr … von die Waffenschmuggeler beschlagnahmt, die dit Zeug übert Meer in Libanon bringen. Sowat nenne ick effektiven Einsatz von Steuermitteln.
Vielleicht traun se sich ja nu, seit die Marine da is, ooch nich mehr hin … in Libanon. Vielleicht haben die Waffenschmuggler Angst…
Bestimmt … die machen sich vor Angst in die Hose, wennse eene von unsere Fregatten oder een Zerstörer von uns ooch nur von weitem sehn. Die ham ja schon sone jefährlichen Schiffsnamen … zum Beispiel „Mecklenburg-Vorpommern“ … da bricht die Schmuggler sofort der Angstschweiß aus.
Peter, mach uns mal noch ne Runde Pils fertig.
Wenn ick nich euer Jesabbel aus die Ferne jehört hätte, denn hätte ick jedacht, dass ihr beede einjeschlafen seid. Aber … keene Angst, die Pils sind gleich fertig.
Nich hetzen, mein Kleener … je länger dit noch dauert, desto mehr Dampf könn wir beede noch ablassen.
Dit mache ick ooch. Vattenfall und RWE erhöhn ab Januar wieder die Strompreise … und zwar kräftig. Als Begründung hamse jesagt, dass die Einspeisungsjebührn für Öko-Strom immer mehr zu Buche schlagen. Jut kann sein … aber der Hauptgrund is, dass die Aktionäre mehr Rendite ham wolln. Die verarschen uns doch alle … die Politiker jenauso die die Manager und die Banker … alle in een Sack stecken … mitn Knüppel druff haun … du triffts immer den Richtijen.
So, da bin ick schon … noch mal sehr zum Wohle, meine Lieben.
Noch mal uff die Herrn. Ihr seid doch die beeden Besten … also jedenfalls jetz im Moment. Inne Ukraine streiken die Studenten übrijens ooch … besser jesagt, die Studentinnen … wejen sexuelle Belästijungen.
Ja, ja … die männlichen Studenten sind inne Ukraine eben ooch nich prüde … kann ick mir denken.
Von wejen Studenten … die Professoren und Wohnheimbetreiber sind die Grabscher … eene Studentin hat jesagt, dass ohne Sex keene juten Noten zu kriejen sind und een Platz im Wohnheim schon janich. Die ham vorm Bildungsministerium demonstriert … aber frage mir nich, wie!
Übrijens: Guantanamo wird später jeschlossen … hat Obama jestern verkündet. Der wees nich wohin mit die Häftlinge … na ja, die andern machen dem dit aber ooch nich leicht, seine Wahlversprechen einzulösen … so is dit eben.
Walther … ick muss langsam los … Peter, ick hätte jerne die Rechnung.
Bring mal meinen Zettel gleich mit. Emmy … ick muss dir mal noch wat erzähln, dit is janich lustig. Und wenn de een empfindsamet Jemüt hast … denn hör jetz lieber weg … dit betrifft ooch die anne Nebentische. aber mir bewegt dit so … ick muss dit einfach loswerden. Ick höre manchmal nachts im WDR die Sendung „Domian“, da könn Leute anrufen und mit dem Domian über allet reden, watse so beschäftigt … und der Domian versucht denn, dem Anrufer Tipps und Anrejungen zu jeben.
Jut, also jestern rief da ne Frau an, die is jetz Rentnerin und sagte, dasse mit ihm noch mal über den Enke reden muss, also über den Torwart, der sich vorn Zug jeschmissen hat. Der wurde betrauert und bedauert rund um die Uhr. Manchmal wurde sojar der Lokführer noch erwähnt, dessen Leben nu ooch völlig aus die Bahn is. Und denn sagte se, dass keen Mensch an die Männer und Frauen denkt, die die Reste von sone Selbstmörder einsammeln müssen … und denn fing se an zu weenen. Die war nämlich mal leitende Krankenschwester inne Psychiatrie, und dit Krankenhaus war in unmittelbare Nähe zu ne Hochjeschwindigkeitsstrecke vonne Bahn. Dreimal is ihr dit passiert, dass in ihre Dienstzeit een Patient abjehaun is und sich vorn Zug jeschmissen hat. Sie wurde denn immer jeholt, um die Toten zu identifizieren … denn hat se wieder jeweent und jesagt … da war nüscht mehr zu identifizieren. Denn musste se in die janzen blutijen Reste rumwühlen, bisse een Ring oder ne Kette odern Schuh jefunden hat, wat se zuordnen konnte. Da warn nämlich ooch die Klamotten nich mehr zu erkennen … allet blutjetränkt … und keener wees, welche Reste da noch irgendwo am Zug jeklebt haben oder inne Jejend bis sonst wo rumjeflogen sind. Und an die Leute, die die Arbeit machen müssen, denkt keener … die wern nirjends ooch nich mal nur erwähnt. Und nach der dritten Aktion wurde se verrentet … aber ihr Leben is komplett zerstört … und denn hat se noch mal jeweent und jesagt, dass sich Leute, die in ihre Verzweiflung nich mehr anders könn, uff keen Fall vorn Zug schmeißen solln … die solln sich uffhängen oder erschießen oder verjiften … und keener von die janze Trauerjemeinde soll denken, dass in dem Sarg, der da im Stadion jestanden hat, ooch nur noch wat annähernd menschlichet drinne jelejen hat oder gar uffjebettet war … dit warn nur noch die traurijen Reste, die se irjendwo vonne Lok jekratzt haben. Und denn hat se uffjelegt … und Domian musste erst mal janz kurz seine Erkennungsmelodie einspieln … der konnte bestimmt drei Minuten lang nüscht mehr sagen … und feuchte Augen hatter ooch jehabt.
So, Emmy … ick muss los.
Unser Rätsel für Fortgeschrittene finden Sie hier!
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