Mittwoch, 10. Juni 2009

113, Vom König Kunde zum Trottel Steuerzahler.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog zwischen Emmy & Walther sind belastbar, sie entsprechen also den Tatsachen und können nachgeprüft werden.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003






Ick grüße dir, Thorsten. Mach mir mal bitte een Pils.

Dit is ja mal wat neuet von dir … sowat interessantes haste bei mir ja lange nich mehr bestellt. Mit Blume oder ohne?

Ohne … mir reichen die Blumen uffn Tresen … aber mit viel Schaum druff.

Du bist und bleibst n Quatschkopp.

Na, na … nu mal nich sone Äußerungen hier über die Jäste … vor allem nich über die Stammjäste.

Ick grüße euch, ihr beeden. Een Pils hätte ick jerne, Peter.

Du darfst Thorsten zu mir sagn, Emmy.

Ach Jott, entschuldige. Aber mit eure tägliche Wechselei inne Bedienung kann man ja ooch mal durcheinanderkomm.

Macht nüscht, Annette … kann mir ja ooch mal passiern … weil hier immer wieder andere Jäste kommen.

Nu hol doch mal nich deine janzen Weiberjeschichten vor … bloß um mir zu ärjern.

Du hast doch damit anjefangen … aber ick hab gleich eure beeden Pils mitjebracht. Sehr zum Wohle.

Prösterchen. Und, Emmy, jibs wat neuet?

Der Arcandor-Chef hat jestern jesagt, dass in jedem Ende ooch een Anfang steckt. Quelle und Karstadt arbeiten erst mal weiter … aber die Jehälter übernimmt dit Arbeitsamt … Insolvenzausfalljeld, wie dit wohl heißt.

Dit is wirklich een Skandal, dass die Schickedanz und die andern Eijentümer von Arcandor sich da völlig raushalten. Die müssen doch sowat von arrogant und ignorant sein … da fehlen einem glatt die Worte.

Na, dir fehln se eijentlich nie. Du kannst dir immer so schön uffrejen über Sachen, mit die du janüscht zu tun hast.

Du, mit Arcandor, Karstadt und Quelle ham wir alle zu tun.

Ick denke, du jehst nich einkoofen? Und dass du bei Quelle schon mal wat bestellt hast, dit kann ick mir ooch nich verstelln.

Da haste Recht. Ick rede ja nich von mir als König Kunde, sondern von mir als Trottel Steuerzahler. Wat denkste denn, wo dit Insolvenzjeld herkommt … wer dit uffbringen muss?

Die Schickedanz wahrscheinlich nich.

Nee, uff keen Fall. Dit zahlen wir mal wieder, die Bürjer. Die Mittel vonne Bundesanstalt für Arbeit sind nämlich aus Beiträje ooch schon lange nich mehr zu finanzieren … da müssen Steuern fließen … denk doch ooch mal an die ville Kurzarbeiter, die wir im Moment haben.

Een Bundestagsabjeordneter vonne SPD hat vorjeschlagen, dass Nichtwähler künftig ne Strafe von 50 Euro zahl solln … um die Wahlbeteilijung anzukurbeln.

Denn jehe ick eben hin und schreibe uff den Wahlzettel: Ihr seid ja alle doof. Und denn mache ick so ville Ausrufezeichen dahinter, wie Platz is uff dem Zettel. Bei die Europawahl hätte dit allerdings janz schön lange jedauert … weil der so riesig war … wie du jesagt hast. Aber jetz hab ick erst mal Durscht. Thorsten, mach mal bitte noch zwee Pils.


Ick bin schon dabei. Ick hatte nämlich jefürchtet, dass ihr beede heute nur zum Quatschen herjekommen seid. Und da habe ick schon mal wat vorbereitet.

Ach, Thorsten, du bist heute wieder so jut zu uns. Meine 60 Cent Trinkjeld kannste schon fest einplanen.

Wenn dit so weiterjeht mit euch, denn muss ick irjendwann noch Vermögenssteuer zahln…

Jestern ham se ja unserm Zoodirektor wieder den Zeijefinger anjenäht, den ihm een Affe abjebissen hat … aber heute musste der wieder amputiert werden … wejen ne Entzündung.

So … ick trete noch mal kurz zu euch an Tisch … um euch wat uffzutischen … nämlich zwee Pils. Prösterchen.

Prösterchen. Ja, ja, dit jibt schon Schicksale kann ick dir sagen. Jestern habe ick bei Frontal 21 im ZDF een Beitrag jesehn über Opel und den möglichen Käufer Magna. Da jehört noch ne russische Bank zu und der russische Autobauer Gas … Gas wiederum jehört eenem Oligarchen, der Riesen-Schulden bei der Bank hat. Ick denke mal, bei Opel sind noch lange nich alle Messen jesungen.

Ja, die Russen ham unheimlich schnell jelernt, wie Kapitalismus eijentlich funktioniert. Ick denke mal, die Russen wolln ooch bloß Staatsknete ham von uns … so, wie eijentlich alle. Mein Jott, wat ham wir mal ruhig jelebt … also früher.

Emmy, so kannste dit nu aber ooch nich sehn. Schließlich kannste jetz jeden Tag Bananen essen und dreimal im Jahr nach Mallorca fliejen. Und so laut und offen hätten wir uns früher nich unterhalten könn. Und so schöne bunte Zeitungen hatten wir damals ooch nich.

Na ja, wahrscheinlich jeht eben nich allet zusammen. Aber ick finde, jetz, wo der Kapitalismus praktisch alleene uff die Welt is … mal abjesehn von Nordkorea und Kuba … China kannste da ja ooch nich mehr zurechnen … also jetz macht der Kapitalismus dit, wat er am besten kann … ausbeuten.

Ja, aber der Kapitalismus hat sich ooch weiter entwickelt … früher hat der nur die Arbeiter ausjebeutet … und heute gleich den janzen Staat mit. Thorsten, ick zahle, mach mal bitte mein Zettel fertig.

Mein ooch … ick jehe gleich mit.




www.alberei.blogspot.com




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen