Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn
Fon: (030) 5627003
Mensch, Emmy, grüß dir. Du strahlst ja heute übert janze Jesicht. Wat issn passiert?
Grüß dir, Peter, stell dir vor, ick hab ne Reise inne Türkei jewonnen. Einfach so, obwohl ick janich an irjendeen Preisausschreiben teiljenommen habe. Is dit nich toll?
Also, Emmy, da wäre ick vorsichtich. Nimmste n Pils?
Nu frach doch nich immer. Na klar nehm ick n Pils.
Ick muss fragen, sonst könnteste dit als Nötijung auslejen, wenn ick dir einfach eens hinstelle.
Wenn de mir nich anders nötigst, denn seh ick jerne darüber weg, Peter.
Hallo Peter, hallo Emmy. Schön, dass ihr beede schon da seid.
Mir bleibt ja nüscht anderet übrig. Ick arbeite ja hier, aba ihr beede kommt doch immer freiwillich.
Is mein Pils ooch schon in Arbeit? Ick kann heute nur eens trinken, hab nur zwee Euro bei.
Walther, du bist einjeladen. Ick hab nämlich jewonnen. Und zwar ne Reise inne Türkei.
Mach keen Quatsch, Emmy, wie hastn dit jemacht?
Ick hab janüscht jemacht, ick hab bloss jewonnen. Kieck doch selber, den Brief hatte ick vorjestern im Briefkasten.
Lass mal lesen …………………………………. hm, dit hört sich an, wie die Reise von meine Nachbarin, die Schulzen, parterre rechts, du weest schon.
Hat die ooch jewonnen?
Die zwee Pils, entschuldigt die Störung.
Danke, Peter. Is schon ne Weile her, ick gloobe so een Jahr. Die hat so ville für die Reise bezahlt, da hätte se ooch ne Kreuzfahrt übern Atlantik machen können.
Na, denn war dit ne andere Reise. Kieck mal, hier steht klar und deutlich, dass allet gratis is, bis uff een freiwillijet Ausflugspaket für 149 Euro. Und Ausflüje musste bei jede Reise bezahln.
Jenauso fing dit bei ihr ooch an. Denn kam se in een Hotel mitten in die Wallachei, also keen Ort weit und breit, da blieb ihr janüscht weita übrich, als dit Ausflugspaket zu buchen. Und damit fing der janze Ärjer an.
Wat denn fürn Ärjer? Son Ausflugspaket is doch ne tolle Sache. Eenmal bezahlen und sich denn alle Sehenswürdichkeiten ankiecken. Wat isn daran schlimm?
Dit Schlimme warn die Sehenswürdichkeiten.
Also Walther, du bist doch eijentlich jenau dit Jejenteil von Kulturbanause. Wat hast du denn jejen Weltkulturerbe, schöne Städte und sowat allet?
Janüscht, aba da sind se ja ooch nich hinjekommen. Dit Ausflugsprogramm fing mit ne Teppichfabrik an, denn kam ne Parfümerie, denn ne Joldschmiede und ne Silberschmiede, denn ne Jewürzbude, denn warn se inne Molkerei mit anjeschlossene Käsefabrik und sowat allet. Peter, mach mal noch zwee Pils, aber uff meine Rechnung, falls de mir dit bis morjen anschreiben würdest, Emmy wird wohl grade schlecht. Zur Not trinke ick die beede alleene.
Jeht klar, is schon in Arbeit.
Dit jing die janze Zeit so, dass die nur von Fabrik zu Fabrik jefahren wurden?
Jenau so isset. Und überall mussten se wat koofen, weil se förmlich jenötigt wurden.
Dit Thema Nötigung hatte ick vorhin schon mit Emmy. Hier, eure Pils.
Ach, Peter, dit war doch nich so jemeint. Prost denn, die beede Pils zahle ick trotzdem ooch. Oda vielleicht gerade deswejen. War dit wirklich so schlimm bei die Schulzen?
Dit kann ick dir sagen, Emmy. Die musste sojar noch Überjepäck bezahln beim Rückflug. Insjesamt hat se, wenn ick mir recht erinnere, über tausend Euro ausjejeben.
Peter, kannste den Brief mal bitte gleich wegschmeißen? Aber janz weit weg, dass der mir bloß nich noch mal in die Pfoten kommt.
Lass mal, Emmy, sowat kannste jeden Tag wieder kriejen. Hab ick übrijens ooch schon jehabt.
Ooch, ohne dass de an een Preisausschreiben teiljenommen hast?
Jenauso isset. Der kam von meine Berliner Zeitung, die ick ja abboniert habe. Vom Chefredakteur persönlich. Der hat mir als treuen Leser jenau sone Reise jeschenkt.
Biste aber nich jefahrn, oder?
Eure Pils. Zum Wohl.
Zum Wohl, Peter. Natürlich bin ick nich jefahrn. Ick hab erst mal im Internet recherchiert, und denn hab ick son Forum jefunden, wo een Leser der Berliner Morjenpost von sein Chefredakteur jenau die selbe Reise jewonnen hatte. Und der hat denn weltweit berichtet, wat ihm passiert is. Jenau dit selbe, wie die Schulzen.
Aba wie ick dir kenne, haste doch irjendwat jemacht.
Jenau. Ick hab n Brief jeschrieben an den Chefredakteur, aber so eenen, den die Sekretärin bestimmt gleich wegjeschmissen hat, damit sich ihr Chef nüscht antut. Ick hab ihm jeschrieben, dass ick jeden Tach meine Zeitung haben will und nich noch irjendwelche Kaffeefahrten uff Türkisch. Die soll er bitteschön alleene machen. Apropo machen: Peter, mach mal die Rechnung, ick muss los.
Meine gleich mit Peter, heute, am Sonntag, kann ick mein Martin nich den janzen Tag alleene zu Hause rumsitzen lassen…
Für ausgeflippte Rätselfans: Besuchen Sie mal meinen zweiten Blog. Sie finden ihn über meine Profilansicht oder über folgende Adresse:
www.alberei.blogspot.com
Ich würde mich freuen, wenn wir uns gleich wieder sehen…
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