Mittwoch, 7. Juli 2010

483, Vorsicht in Berlin: Räuber in Uniform.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit verfügbar) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003






Ick grüße dich, Thorsten. Na, biste bisher jut durchn Sommer jekommen … oder hatteste schon Hitzestau?



Nö … alles im Lot. Willste mich heute bloß ausfragen … oder hätteste ooch Lust uffn Pils?



Aber sicher doch. Ick setz mich mal schon hin … die Temperaturen machen mich fertig. Im Büro is ja Klima…



…hier is ooch Klima … und zwar dit natürliche, dit echte. Bei uns is nämlich alles echt.



Wirklich alles? Habt ihr nich inne Speisekarte „Falscher Hase“ drinne?



Nich, dass ick wüsste. Manchmal kommt hier zwar een falscher Fuffziger rin … aber für unsere Jäste könn wir ja nüscht.



Tachchen, mein Lieben. Thorsten, mein junger Freund, mach mir doch bitte een Pils … möglichst schnell.



Bei uns wird dit Pils jezappt … und nich jeschöpft. Aber … dit mit dem „jungen Freund“ haste wirklich nett jesagt. Du bist doch mein Schatz, Emmy. Setz dich zu Walther, und fangt beede an zu quatschen … ick kümmer mich um eure Bedürfnisse.



So machen wir dit, keene Frage. Eene deutsche Touristin hat sich aus Ägypten een Souvenir mitjebracht, watse eijentlich janich ham wollte.



Hatse sich bei Assuan een Skorpion einjetreten?



Du bist janich so weit weg, Walther. Als die zu Hause ihrn Koffer uffjemacht hat, da kieckte zwischen ihre Klamotten een Schlangenkopp raus. Und die Olle dachte, dasse von der anstrengenden Rückreise völlig übermüdet is … und hat sich erstmal schlafen jelegt.



Hört sich ja spannend an. Aber … nu erzähl doch mal weiter. Wie is denn die Sache ausjejangen?



Na, als die Dame am nächsten Morjen ausjeschlafen hatte, da war die Schlange immer noch im Koffer … allerdings an ne andere Stelle. Denn hatse die Feuerwehr jerufen, und die hat dit Vieh einjefangen. Die Schlange war aber nich giftig.



So … da bin ick schon. Zwee Pils für euch … bitteschön … und Prost.



Een Krankenhaus in England hat Räume vermietet … für ne Porno-Produktion. Wahrscheinlich wolln die wat mit Krankenschwestern drehn, die nüscht außer ihrm Körper unterm Kittel haben … und denn beugen die sich zu dem Patienten mit der OP-Narbe uffn Waschbrettbauch … und denn…



Die Engländer ham wenigstens Ideen, wie se für ihre Krankenhäuser zusätzlich Jeld einnehmen können. Uff sone Einfälle komm se bei uns nich. Hier wern immer nur die Beiträge erhöht. Dit is doch wirklich ne Schande, dass unsere Flitzpiepen inne Rejierung uns Bürgern immer mehr inne Taschen greifen. Ick komme mir langsam vor wie inne Räuber-Republik.



Du hast ja völlig recht, Emmy. Anstatt mal zu überlegen, wie se Jeld im Jesundheitswesen einsparen, wie se der Pharma-Lobby die Grabbelhände abschlagen können, wern wir mal wieder zur Kasse jebeten.



Unser Minister-Lehrling Rösler is uff ne janz geile Idee jekommen: Der Beitragssatz wird erst mal für alle erhöht … und die Krankenkassen können noch Zusatzbeiträge nach Belieben drufflegen … ohne Obergrenze. Dit is praktisch eene Lizenz zum Jeld drucken… Übrigens: Wat im Jesundheitswesen wirklich los is, dit kannste dir hier ankiecken(!) … Apotheken verkoofen destilliertes Wasser als teure Krebsmedikamente. Begründung: Die Patienten sterben doch sowieso bald…



Ick gloobe, den Tag, an dem unsere Laien-Politiker mal ne kluge Entscheidung treffen … also eene, die inne Zukunft weist … den Tag erleben wir nich mehr. Und denn kommt ja noch dazu, dass die Koalition völlig zerstritten is … und die CDU noch mal mit sich alleene. Der Unmut jejen Mutti wird langsam unerträglich … ick kann die dämliche Fresse von der ooch nich mehr sehn. Da kriegste doch sofort schlechte Laune, wenn die Merkel dich vonne Titel-Seite erschreckt.



Die Förderung für Solarstrom hat unsere Rejierung ooch jekürzt … um bis zu 16 Prozent. Begründet wird dit unter anderem damit, dass der Solarstrom immer billiger wird … und zwar durch technischen Fortschritt.



Dit kann ick nich beurteilen. Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose. Strom is sowieso ne janz unsichere Sache. Die englische Queen hat in Toronto im Dunkeln jesessen … wegen Stromausfall … und zwar mitten inne große Veranstaltung. Und … als dit Licht wieder anjing, jing die Veranstaltung weiter … als wäre nüscht jewesen.



Ick finde die Luft hier heute janz schön trocken. Thorsten … mach uns doch bitte noch zwee Pils.



Die sind schon in Arbeit … ick komme gleich … quatscht mal nochn bisschen.



Dit machen wir. Die Ölpest im Golf von Mexiko is inzwischen ooch in Texas anjekommen. Damit sind alle US-Bundesstaaten betroffen, die da ihre beliebten Urlaubsstrände haben. Ick wünsche erholsame Ferientage … aber bloß nich an Strand jehn…



Die Urlauber könn sich ja andere Reiseziele suchen … aber die Fische und Vögel wern da bleiben müssen. Die wissen ja nich, wat dit für ne jefährliche Brühe is, die da anjeschwommen kommt. Für BP wern inzwischen schon Notfallpläne ausjearbeitet, falls der Konzern nich mehr zu retten is. Wat da alles dran hängt, dit hab ick janich jewusst … sogar Pensionäre sind davon betroffen.



So … ick bins noch mal … zwee Pils für meine Stammjäste … lasst dit euch schmecken, Prösterchen.



Uff die netten Herren inne S-Bahn … Prost. Vor die Polizisten in Berlin musste dich ooch in Acht nehmen. Dit kann passiern, dass dich da een paar Uniformierte ausrauben … am hellerlichten Tag. Jetz wurden zwee davon zu langen Haftstrafen verurteilt. Die beeden Polizisten hatten grundlos Vietnamesen durchsucht, ihnen Jeld wegjenommen … ooch schon mal die Monatskarten oder Handys. Einfach so.



Nich zu fassen. Jenau so wenig, wie die Tatsache, dass Adolf Hitler noch immer Ehrenbürger von Radebeul bei Dresden is. Aber … ick muss trotzdem langsam los. Thorsten, ick hätte jerne meine Rechung.



Denn bring doch mein Zettel gleich mit…



Und falls ihr anne Nebentische noch Lust uff mehr schlechte Nachrichten habt … keen Problem … davon ham wir noch jenug



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