Freitag, 23. Juli 2010

499, Neue Kofferaufkleber sind da.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit verfügbar) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003





Susan, mein Engel … ick grüße dich … ick hoffe, dass noch Eiskaffe da is…



Aber sicher doch … frisch jebrüht und runterjekühlt … mit Vanille-Eis … und bei Nachfrage ooch mit Schuss.



Ick will aber nich nachfragen … ick will bestellen … een Eiskaffe mit Schuss … bitte.



Wenn du so nett bestellst, denn kann ick janich anders. In zwee Minuten bin ick bei dir.



Ick grüße euch, meine Lieben. Susan … falls noch Eiskaffe da is … ick hätte jern een.



Aber jerne … mit Schuss oder ohne?



Natürlich mit … aber nich zu knapp. Stell dir mal vor, Walther, in Argentinien wurde eene Haftanstalt von Puppen bewacht. Dit warn Schaufensterfiguren in Uniform … wejen Personalmangel … und zwee Strafjefangene hams jemerkt. Und die ham sich denn jesagt: Wir lassen uns nich weiter verarschen … wir haun ab. Und wat soll ick dir sagen? Dit hat jeklappt.



Dit kann ick mir vorstelln. Die Puppen konnten ja schlecht Alarm auslösen … und schießen schon janich.



So … zwee Eiskaffe mit … lasst dit euch schmecken, meine Lieben … Prösterchen.



Uff uns dreie … uff den Sommer … und uff dit Jute im Menschen.



Also … Emmy, dass wir uff uns und den Sommer anstoßen, dit kann ick ja noch verstehen … aber uff dit Jute im Menschen? Da hab ick so meine Zweifel. Ick nehme zum Beispiel noch mal den Mixa.



Du hattest doch jestern jesagt, dass wir den Mixa in Frieden ruhen lassen wolln. Der zieht doch in een Kloster … haste jesagt. Stimmt dit nu doch nich?



Doch … dit stimmt. Aber dit is een Frauenkloster … und die Nonnen wolln den wohl nich haben.



Mein Jott … der Mixa is doch völlig unjefährlich … zumindest für Frauen. Und außerdem ham se den doch noch vorn paar Wochen anjebetet … im wahrsten Sinne des Wortes. Na ja … Frauen sind ooch bloß Menschen. Der HSH Nordbank jeht schon wieder dit Jeld aus. Die Rede is von schlappen sechs Milliarden, die da in Kürze fehlen werden … anjeblich wejen dem Euro-Kurs … nich wejen dem Chef Nonnenmacher.



Trotzdem finde ick, dass man Nonnenmacher noch mal mit een Lied den Marsch blasen sollte. Ick hab letzte Nacht inne ARD eene Reportage jesehn … da hatte ick von Jänsehaut bis Schweißausbruch alle menschlichen Aggregatzustände. Da jing dit um deutsche Kinder an deutschen Schulen mit 90 Prozent Migranten. Ick hab wirklich nüscht jejen Ausländer … aber irjendwann is ooch jenug.



Wann war denn die Reportage? Davon hab ick janüscht mitjekriegt.



Keen Wunder … kritische Beiträge loofen inne Öffentlich-Rechtlichen immer erst denn, wenn keener mehr zukieckt. Dit war inne Nacht von Mittwoch uff Donnerstag, Sendungsbeginn 0.15 Uhr. Zum Glück jibs ja die Mediathek … und jestern war dit da noch drinne.



Der Ramelow vonne Linkspartei hat seine Klage jejen die Überwachung durch den Verfassungsschutz verloren. Die Schlapphüte dürfen den nu weiterhin bespitzeln … und seine Jenossen ebenfalls.



Ramelow hat ja öffentlich verkündet, dasse die Merkel ebenfalls überwachen solln … man kann ja nie wissen*)…



Übrigens … pünktlich zur Urlaubszeit jibs neue Kofferuffkleber. Also … ick könnte mich darüber totlachen … aber falls der Zoll keen Spaß versteht, kannste damit echte Probleme kriejen. Uff die Uffkleber sind zum Beispiel Rauschjift zu sehn, Waffen oder Jeldpakete. Ooch eene jefesselte Stewardess kannste dir uff dein Koffer kleben … is doch lustig.



Wie mans nimmt. Dit jibt ja ooch Leute, die sich über die Tour de France lustig machen. Bei dem Thema is mir aber dit Lachen schon lange verjangen. Susan … ick zahle.



Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen…



Und für Hardliner unter euch anne Nebentische jibs hier noch mehr schlechte Nachrichten. Ooch mein Korrespondent in Hoyerswerda hat noch wat für euch rausjesucht. Also denn … gruselt euch nochn bisschen.



*) Den folgenden Text habe ich im Frühjahr 2005 kurz vor der Bundestagswahl geschrieben und im Internet veröffentlicht. Er wurde damals innerhalb einer Woche mehr als 75.000mal abgerufen. Also … falls ihr das schon gelesen habt: Entschuldigung. Und falls noch nicht. So könnte es auch gewesen sein.




Der Plan „Guillaume II“

(umgangssprachlich Gijom)




Juli 1989. Erich Mielke greift zum Telefon. Zum einzigen, das nicht von der Stasi abgehört wird. Er ruft den Generalsekretär an: „Erich, wir müssen reden. So kommen wir nicht mehr weiter.“ Honecker willigt ein. Und so bahnt sich das folgenschwerste Treffen des ausgehenden 20. Jahrhunderts an.



Zwei Tage später. Bei Wandlitz, 25 Meter unter der Erde. Geheimer Bunker. Bis heute nicht entdeckt. Die beiden Kellnerinnen haben die Plaste- und Elastefolien von den Schnittchen entfernt, Bier und Wein in den Kühlschrank gepackt und verlassen den Ort der Wandlitz-Konferenz. Erich und Erich prosten sich zu. Dann ergreift Erich (Mielke) das Wort. Es wird ein Monolog, begleitet lediglich vom Nicken oder Schütteln des grauen Honneckerschopfes, aber nie unterbrochen.



„Erich, ick habe schlechte Nachrichten aus dem janzen Land. Dit Volk will reisen, nich nur nach die Sowjetunion und in die Tschechei, sondern vor allem in Westen und nach Majorka. Die Leute wolln Bananen und Kokosnüsse und nich mehr 10 Jahre uffn Telefon warten und 16 Jahre uffn Trabbi. Sie wolln schöne Wohnungen, anjeblich jibt dit im Westen noch bessere als unsere Plattenbauten, sie wolln andere Zeitungen lesen und wat wees ick noch alles. Die Volkswirtschaft jammert rum, dass sie nich investieren kann, also nich in richtig moderne Maschinen, die Innenstädte verfallen, wir könn keene Straßen baun, weil wir keen Jeld haben und nich jenug Bitumen. Wenn wir jetzt nich gleich handeln, denn kriegen wir dit nie mehr in Griff, Denn schwimmen uns nich nur die Felle davon sondern gleich der janze Sozialismus. Und dit wolln wir doch beede nich.



Nu hab ick een Plan. Und da wir ja beede Kommunisten sind, macht dit uns ooch nüscht aus, dass wir nich mehr erleben werden, ob die Sache uffjeht. Also, ob mein Plan klappt. Aber anders könn wir den Sozialismus nich retten.



Also pass uff. Wir übernehmen die Initiative. Ick schicke meine Leute montags demonstrieren. Die solln schrein: Wir sind das Volk! Und denn werden schon ville Leute mitloofen. Und wenn dit jenug sind, denn solln meine Männer schrein: Wir sind ein Volk! Verstehste, Erich? Dit soll heißen: Wir wolln die Wiedervereinigung. Hört sich verrückt an, aber anders kriejen wir dit nich hin. Soll doch olle Kohl ruhig denken, dass er dit jemacht hat. Tschekisten wie wir könn damit umjehn.



Unser Volk wird nach Neuwahlen schrein. Richtig so. Wir müssen bloß uffpassen, dass unsere Leute mitjewählt werden. Nich inne SED, die müssen wir inne CDU platzieren, weil die CDU bestimmt ooch bei uns jewinnen wird.



Und ick hab da ooch schon wen im Auge. Ick nenne se mal Angela M., völlig unscheinbar, Pfarrerstochter, aber ooch janz ordentlich inne FDJ, is sojar Doktor. Blitzgescheites Mädel. Mit der hab ick jesprochen. Die macht mit. Und ihren Führungsoffizier hab ick ooch schon: Lothar de … dit muss reichen, wejen die Jeheimhaltung.



Ick nenne den Plan mal ‚Gijom II’ – also wie damals in die SPD, aber jetz een paar Nummern größer.



Während wir dit Volk inne revolutionäre Stimmung versetzen, schleicht sich Angela M. in die CDU ein und versucht da uff sich uffmerksam zu machen. Vorher lässt se an sich noch ne Anti-Schönheitsoperation im Jesicht durchführen, damit die Politikerfrauen im Westen keene Angst um ihre Männer haben.



In eener Wahl, dit sage ick voraus, wird sich dit Volk jejen uns entscheiden. Sollet doch. Wir holen dit schon wieder zurück. Kohl jewinnt, verspricht den Leuten alles mögliche, führt überstürzt die D-Mark ein, die Leute könn alles koofen und sind erst mal glücklich.



Und denn wird die BRD bei uns kräftig investieren, Straßen, Häuser, Jeschäfte, Wohnungen – alles wird Kohl janz schick machen lassen, damit dit Volk zufrieden is. Jut, ville Betriebe werden über die Klinge springen, aber die könnten wir ooch im Sozialismus nich mehr halten.



Dit kostet natürlich alles irre viel Jeld. Mehr, als der Kohl hat. Also nimmt er Schulden uff, immer mehr, immer mehr und schließlich noch mehr. Denn wird ooch die Technik immer besser, die Mikrochips und so, und dit kostet alles Arbeitsplätze. Unsere jeschlossenen Betriebe und die neue Technik – ick schätze mal: drei Millionen Arbeitslose. Dit hält der Kohl nich ewig durch. Denn wird der abjewählt von die SPD. Da muss unsere Angela M. denn schon wat richtijet jeworden sein inne CDU.



Ick jeb der SPD mal so fünf, sechs Jahre. Denn können die sich ooch nich mehr an die Spitze halten, weil die Probleme nämlich so janz einfach nich zu lösen sind. Und mit Jequatsche schon ja nich. Dit Volk wird immer unzufriedener, und ville im Osten sehnen sich die DDR zurück, wejen die Vollbeschäftijung und die janzen Sozialleistungen – also nich wejen uns beede. Autos und Wohnungen ham se alle, Telefone ooch, neue Straßen sind jebaut, die Innenstädte saniert und nu fehlt eijentlich nur noch die soziale Sicherheit.



Und jenau zu dem Zeitpunkt muss Angela M. an die Spitze anjekommen sein. Janz oben, verstehste, Erich? Und denn wird se Kanzlerin und wir sind wieder an die Macht. Also wir beede nich mehr. Verstehste? Wir übernehmen janz Deutschland, ohne dass dit bis dahin eena merkt. Und denn führt Angela wieder den Sozialismus ein – wat sind schon 15 Jahre in die Weltjeschichte ohne uns. Aber denn setzen wir uns richtig fest … mitten in Europa.



Einverstanden Erich? Denn unterschreib mal hier den Parteiufftrag für Angela. Ick bring ihr den heute noch vorbei. Und 100 Westmark als Schmerzensjeld für die Gesichts-OP.“



Wird Mielkes Plan aufgehen?



Das Protokoll wurde bei Wandlitz ausgegraben von



F. F.


Offizieller Informant




Nachtrag aus heutiger Sicht: Angela M. hat es nicht geschafft, den Sozialismus wieder einzuführen, aber sie steht kurz davor, die soziale Marktwirtschaft zu Grunde zu richten. Parteiauftrag erfüllt!

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