Mittwoch, 2. Dezember 2009

266, Schlecker wird immer kreativer.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (wenn verfügbar) für weitere Informationen verknüpft.

Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003





Ick grüße dir, Thorsten … heute würde ick die Woche jerne mit een Pils teilen … lässt sich dit einrichten?

Ick denke mal … ja. Soll ick für Emmy ooch schon mal vorarbeiten? Die kommt doch bestimmt gleich … oder meinste nich?

Die kommt … dit is so sicher wie dit Amen inne Kirche … und falls wirklich nich, denn schaffe ick dit zweete Pils ooch noch.

Dit will ick doch meinen … und wenn ick schon vorjezappt habe, denn jeht dit schneller, wenn dit Tür uffjeht … und Emmy is da … ach, da isse übrijens schon. Nich hetzen, meine Kleene … Walther hat für dir schon mal mitjeordert.

Dit is aber lieb von dir … denn dürfte dit ja heute nich so lange dauern, bis die Jetränke serviert werden.

Nu is aber jenug, Emmy … sowat wie Wartezeit kennt ihr beede doch überhaupt nich, jedenfalls nich hier in die Kneipe … und schon janich, wenn ick da bin.

Mein Jott, reg dir ab … oder verstehst du ja keen Spaß mehr?

Jede Menge, aber nich, wenns um Service und zufriedene Jäste jeht, das lasse ick uff die S-Bahn nüscht kommen … ick rede wohl jemerkt nich über die Berliner S-Bahn … sondern üder die in Kaulsdorf … von unsern Umjang mit Kunden können die Damen und Herren vonne Deutsche Bahn noch janz schön wat lernen…

Is ja jut, Thorsten … wenn dit nich so wäre, denn würde ick mit Walther schließlich nich jeden Tag hier drinne sitzen … also een besseret Lob könn die Jäste doch ihre Stammkneipe janich machen.

Stimmt … und dehalb bin ick schon bei euch … lasst dit euch schmecken, meine Lieben … Prösterchen.

Prost … uff die Herren der Schöpfung. Haste schon jehört, Walther, die Köhler heiratet den Schröder … wat sagste denn dazu?

Dit is mir piepe … ooch wenn Frau Müller Herrn Meyer heiratet, denn jeht mir dit nüscht an.

Mensch … Köhler is doch unsere neue Familienministerin … dit hast du mir doch selber erzählt.

Und die heiratet den Schröder??? Na jut … der Altkanzler war schon immer een alter Bock. Is seine Doris a.D. wenigstens als Trauzeugin einjeladen?

Du kriegst doch mal wieder janüscht mit … die Köhler heiratet nich den Altkanzler … ihre Flamme heißt Ole Schröder und is parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium … und inne CDU isser außerdem ooch.

Na, wenn dit so is, denn wern die beede bestimmt kirchlich heiraten. Aber ick sage dir janz ehrlich … dit is mir so egal, als wenn in China een Sack Reis umfällt. Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS kriegt seinen Militärtransporter nich fertig … und teurer wird dit Ding natürlich ooch noch. Und wenn die Rejierungen die Mehrkosten nich uffbringen, denn drohn se, die Entwicklung von dem A 400 M janz einzustellen … und über 10.000 Arbeitsplätze zu streichen.

Tja, die wolln eben die Rejierungen richtig unter Druck setzen, damit die tiefer inne Taschen greifen … und da sind Arbeitsplätze immer een kräftijet Argument … dit ham ja zig andere Unternehmen schon vorjemacht … und unzählije wern dit nachmachen.

Dit Schlimme is ja, dass EADS schon rund 10 Jahre lang an dit Ding rumbastelt … die Transportmaschinen sind schon technisch veraltet, bevor überhaupt der erste Prototyp eenmal abjehoben hat. Da kannste dir doch bloß an Kopp fassen.

Weil wir grade über Arbeitskräfte jesprochen haben … Schlecker wir da ooch immer kreativer. Die machen die alten Schlecker-Filialen zu eröffnen janz inne Nähe Schlecker XL … und die altjedienten Mitarbeiterinnen könn sich denn bei ne Zeitarbeitsfirma bewerben, um in die neuen Filialen zum halben Lohn zu arbeiten. Dit is Jewinnmaximierung nach Schlecker-Art … ick hab dit jestern bei Frontal 21 im ZDF jesehn. Und bei Plusminus hamse dit selbe Thema ooch beim Wickel jehabt.

Der Anton Schlecker is ja schon Milliardär … wahrscheinlich willer der erste Billiardär werden. Wat sagste denn zu dem Volksentscheid inne Schweiz, wo die Bürjer sich jetzt jejen den Bau von Minarette entschieden haben? Die Türkei hat schon uffjerufen, Schweizer Käse und Schokolade zu boykottieren … und die Schweizer an sich ham Angst vor Anschläge und sowat.

Weeste, Walther … dit is een zweischneidijet Schwert … und hat eijentlich ooch nich direkt wat mit Einschränkung von Relegionsfreiheit zu tun. Die ham ja nüscht dajejen, dass die Leute inne Moschee renn und da beten … dit jeht ja darum, dass die nich wolln, dass jejenüber von ihrm Haus son Minarett steht, wo fünfmal am Tag … von früh bis spät also … eener durch sein Megaphon zum Jebet ruft. Da wirste doch Knülle im Kopp … dit hält doch keen Mitteleuropäer aus. Dajejen is ja Glockenjebimmel die reinste Seelenmassage.

So … meine Lieben, da ihr mal wieder dit Bestellen verjessen habt, wird jetz zwangsserviert … ob ihr wollt oder nich. Lasst dit euch trotzdem schmecken … Prösterchen.

Prost die Herren. Jestern wurde doch tatsächlich höchstrichterlich entschieden, dass der Sonntag der Kirche und der Familie jehört … und Ladenöffnungszeiten bleiben am Sonntag die Ausnahme.

Tja, Emmy … dit jibt eben ooch höchstrichterliche Fehlurteile … son Rechtsspruch is einfach nich mehr zeitjemäß. Überleje doch mal, wie ville Leute ooch Sonn- und Feiertags arbeiten müssen. Dit jeht von Polizei über Gastronomie, Jesundheit, Radio und Fernsehen, Theater, Oper, Kino, Fitness und Zoo bis Kraftwerk und Notdienste … selbst Pfarrer und Pastoren müssen sonntags arbeiten … dit is nu mal so inne moderne Jesellschaft … aber davon sind die Kirchen scheinbar noch meilenweit entfernt.

Haste jehört, dass Friedensnobelpreisträjer Obama die amerikanischen Truppen in Afghanistan kräftig uffstocken will? Wat sagste denn nu dazu?

Dit is der Anfang vom Ende … der bereitet den kompletten Abzug vor … dit kannste mir glooben. Dit wird so jemacht, wenn man nich mehr wees, wie man da raus komm soll, ohne seine Jesicht komplett zu verlieren.

Dit verstehe ick nich. Kannste dit mal so erklären, dass ne normale Frau dit nachvollziehen kann?

Dit hab ick im Internet jelesen … da hat sich een amerikanischer Jeneral sehr einleuchtend drüber jeäußert … ick wees bloß nich mehr, wo dit war. Ick hab schon rumjesucht … aber dit nich wiederjefunden.

Walther, du kommst langsam ooch in dit Alter, wo de dir allet sicherheitshalber uffschreiben solltest … die Zeit jeht eben ooch an dir nich spurlos vorbei. Aber wat hat der Jeneral denn nu jesagt?

Der hat vonne alte Taktik jesprochen. Immer wenn eene ausländische Kriegspartei nich mehr wees, wiese aus die Sache rauskommt, wird der Soldaten- und Materialeinsatz jewaltig erhöht … dit führt zwangsläufig dazu, dass sich der Jegner zurückzieht, weil ihm janüscht anderet übrig bleibt. Und denn stellt man sich hin und erklärt, dass sich die Lage nu beruhigt hat … kaum noch Angriffe und Anschläge … die Lage wird so beurteilt, dass man nu die einheimischen Truppen den Rest überlassen kann … und denn zieht man sich janz schnell zurück.

Dit hört sich interessant an. Und wenn die Nato abjezogen is, denn komm die Taliban aus ihre Höhlen und Verstecke und stelln ruckzuck wieder die alten Zustände her … tja, und denn kann die Nato sagen: Wir ham unser Bestet jejeben … und wenn ihr nich inne Lage seid, den Rest selbst zu erledijen … denn müsst ihr jetz eben sehn, wie ihr damit klar kommt.

Du hast dit komplett erfasst, Emmy … dit Ziel is, ohne Jesichtverlust da irjendwie rauskomm aus dem janzen Schlamassel. Dit funktioniert natürlich nur rein theoretisch, denn jeder Normalbürjer wees, dass tausende Soldaten und hunderttausende Zivilisten völlig umsonst jestorben sind oder jetz als Krüppel rumloofen. Krieg is eben dit mieseste Jeschäft, wat dit jibt.

Dit warn schönet Schlusswort, Walther. Ich zahle jetz … Thorsten, mach mal bitte meine Rechnung.

Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen.

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