Donnerstag, 3. Dezember 2009

267, Die Thüringer Allgemeine putscht.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (wenn verfügbar) für weitere Informationen verknüpft.

Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003



Hallo Peter … ick grüße dir … und würde heute mal een Pils bestellen. Lässt sich dit einrichten?

Dit is durchaus machbar, lieber Walther … setz dir mal schon hin und atme erstmal tief durch … is ja nur noch een Arbeitstag … denn haste die Woche wieder jeschafft.


Dit stimmt … und in drei Wochen is denn Weihnachten … in vier Wochen is Silvester … und am nächsten Tag jeht die janze Kacke wieder von vorne los ... bloß mit neue Vorzeichen … dit janze nennt sich denn 2010 … ansonsten ändert sich nüscht … wirste sehn, Peter.


Ja, is ja richtig … aber wat willste denn machen? Du weest doch: Die Zeit macht nur vor dem Teufel Halt.


Dit stimmt … denn kommt wieder Ostern … denn Pfingsten … denn kommt Sommer … und denn wieder Weihnachten … bis irjendwann Schluss is.


Aber jetz kommt erst mal Emmy … ick grüße dir, nimmste een Pils?


Ja, Peter, mach mal eens fertig … vielleicht trinke ick nachher noch eens … ick hoffe, der Fasskeller jibt dit her.


Daruff kannste dir aber verlassen … wir ham jetz reichlich jebunkert … hier sind nämlich jeden Tag Weihnachtsfeiern, und die Jäste wolln nich ausschließlich Pfefferkuchen essen und Kaffe trinken…


Dit kann ick mir vorstelln … na, Walther, wat brennt dit heute uff die Seele, mein Kleener?


Du kannst dir doch hier nur noch uffrejen … ick hab inne Tagesschau jehört, dass der Röttgen, wat unser neuer Umweltminister is, den Gerhard Hennenhöfer in sein Ministerium holt … ausjerechnet als Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit.


Der Namen hab ick noch nie jehört … und wat is nu daran so schlimm?


Lasst euch mal kurz störn, ihr Quatschköppe … ick bringe hier die erste Runde Jetränke für euch … Prösterchen.


Prost. Also der Hennenhöfer, der hat denselben Job schon mal jemacht … und zwar, als die Merkel Bundesumweltministerin war … vor ihrn Nachfoljer Trittin isser zum Enerjieriesen E.ON jeflüchtet … hat in dessen Ufftrag den Atomausstiegsplan mit Rot-Grün ausjehandelt, war denn inne Anwaltskanzlei tätig, die den Betreiber vom Atommüll-Versuchslager Asse beraten und vertreten hat … und nu sitzter wieder uff sein alten Posten im Umweltministerium.


Also een Atom-Lobbyist vom Feinsten … wie man so sagt. Dit is jenauso, als würde Finanzminister Schäuble den Ackermann oder den Nonnenmacher zum Jeneralbeufftragten für die Bankenkontrolle machen … da biste doch sprachlos.


SPD und Grüne loofen Sturm jejen die Personalentscheidung … aber dit prallt an Mutti und Röttgen natürlich ab. Die kiecken sehenden Auges zu, wie die Abteilung Reaktor-Sicherheit vonne Enerjiekonzerne komplett übernommen wird … wo soll dit bloß noch hinführn mit unsere Rejierungs-Laienspieltruppe?


Ick erzähle dir mal wat schönet: Dit größte Kreuzfahrtschiff der Welt is uff Jungfernreise jejangen … mit über 5.000 Passajiere an Bord … da muss dir doch dit Herz uffjehn. Uff dem Schiff is sogar ne echte Parklandschaft mit Sträucher und Bäume druff … und der Pool hat een Sandstrand … dit is eijentlich ja keen Schiff … dit is ne Insel.


Ja, die Amis wern immer verrückter … wennde uff son Kahn druffbist, denn is dit eijentlich völlig ejel, wo der hinfährt … du hast nämlich ja keene Zeit mehr, von Bord zu jehn, wennde dir allet ankiecken und mitmachen willst, wat da im Anjebot is. Alleene im nächsten Jahr solln noch 10 sone Klopper dazukommen … ick bin mal jespannt, wie lange se die Dinger mit Jäste vollkriejen.


Ick bestelle noch ne Runde … Peter, wir nehm noch mal zwee Pils … wenns recht is.


Is sehr recht … ick mache mir sofort anne Arbeit … ick bin gleich bei euch … quatscht mal nochn bisschen.


Dit machen wir doch jerne. Die Taliban ham jestern uff die Entscheidung Obamas reagiert, dasser 30.000 US-Soldaten zusätzlich nach Afghanistan schicken will. Die ham jeantwortet, der Friedensnobelpreisträjer soll sich uff een beschämenden Abzug mit vielen Särjen vorbereiten … und ick fürchte, dit wird wohl ooch so kommen. Ick kann mir einfach nich vorstelln, dass dit mal een Abzug ohne Blut, Schweiß und Tränen jeben wird. Dazu is die Karre da zu sehr in Dreck jefahrn … und ick sage dir, Emmy, im Irak jeht dit ebenfalls noch mal richtig los … die scheinbare relative Ruhe da is trüjerisch.


Also eens wees ick jenau: ne Welt janz ohne Krieg werden wir beede nich mehr erleben, so lange dit Menschen jibt, werden die immer Gründe finden, uffeenander einzukloppen. Der Platzeck in Brandenburg hat janich so ville Haare, wie ihm eijentlich grau werden müssten. Jestern hamse doch schon wieder een ehemaligen Stasi-Mitarbeiter inne Linkspartei öffentlich jemacht … dit war nu Nummer 7 von 26 Abjeordnete … dit sind bereits vier Wochen nach die Wahl mehr als 25 Prozent. Für Freitag hat Platzeck ne Rejierungserklärung anjekündigt … da bin ick mal jespannt druff. Der sitzt jedenfalls quasi inne Stasi-Falle…


Der betroffene Abjeornete hat dit abjestritten, dasser IM war … der hat zwar im Wachrejiment, wat ne militärische Stasi-Sondereinheit war, jedient, aber dit sei bekannt jewesen. Und die Linke will sich jetz bei die Birthler-Behörde beschwern … wejen Hetzjagd uff Abjeornete … aber ob die damit noch wat jekittet kriejen, dit wees ick nich.


So … meine Lieben … hier is die zweete Runde Jetränke für euch … lasst dit euch noch mal schmecken … Prösterchen.


Uff die Herren … und uff Frau Dr. Kristina Köhler … unsere neue Familienministerin wurden jestern nämlich vereidigt … von Bundespräsident Köhler höchstpersönlich. Der hat sojar een bisschen jeschmunzelt, als er den Namen jenannt hat … der kam ihm nämlich irjendwie bekannt vor. So … und nu hat also der Rejierungsalltag für die Olle bejonnen … und ick bin mal janz jespannt druff, watse draus macht.


Keene Sorje … wir werns erfahren … ob wir wolln oder nich. Der Chef der Direktbank ING-Diba in Frankfurt am Main hat jestern öffentlich mit seine Amtskollegen in andere Bankhäuser abjerechnet … der hat sich die janz schön zur Brust jenommen … von wejen nüscht jelernt aus die Krise, weitermachen wie bisher, verängstigte Kunden hochriskante Produkte verkoofen und so … dit volle Programm eben … als wäre nüscht jewesen.


Die Mutti hatte jestern ins Kanzleramt einjeladen … mal wieder zu een Krisenjipfel … diesmal Unternehmer, Banker und Jewerkschafter. Dit sollte een Jeneralangriff uff die Banken werden … wejen die sojenannte Kreditklemme … also, die wolln die Banken zwingen, dasse wieder zu ihrn eijentlich Jeschäft zurückfinden, nämlich Jeld jejen Zinsen zu verleihn. DGB-Chef Sommer hat aber schon abjewunken und jesagt, dasser nich mit een großen Durchbruch rechnet. Und der muss dit ja wissen … der hat ja schon zig Krisenjipfel bei Mutti mitjemacht. Nu soll dit een sojenannter Kreditmediator als Vermittler zwischen Wirtschaft und Banken rejeln … hört sich wieder janz schön nach Rumeiern an.


Die Banker lassen sich doch ausm Kanzleramt nich erschrecken oder unter Druck setzen, noch dazu, wo se dit schließlich schriftlich haben, dasse systemrelevant sind. Dit is doch een Freifahrtsschein zur nächsten Krise und mittendurch … die Steuerzahler ham schließlich tiefe Taschen. Und warum sollnse Jeld für Kredite rausrücken, wenn sich in die Casinos der Welt damit ville mehr Kohle machen lässt? Dit is zum Kotzen! Wenn sich die Rejierung nich bald wat einfallen lässt, wiese die Allmacht der Banken brechen können, denn kriejen die ooch die Wirtschaft nich wieder uff die Beene.


In Erfurt bei die Thüringer Alljemeine putschen jetz die Mitarbeiter jejen die Waz-Gruppe. Wat ick bisher janich wusste is, dass die Mitarbeiter der Zeitung damals … also Anfang 1990 … dit Blatt praktisch im Handstreich vonne SED jekapert haben … und denn wurde der Sergej Lochthofen in jeheime Wahl zum Chefredakteur bestimmt. Und der Mann jilt als eener der profiliertesten Chefredakteure in janz Deutschland … und nu dit: eiskalter Rausschmiss nach 20 Jahre erfolgreiche Arbeit. Mein Jott, in wat fürn System sind wir da 1990 bloß rinjetreten … oder beijetreten … wobei: rinjetreten trifft dit wohl am besten … ick hatte mir dit mal allet janz anders vorjestellt.


Die Daimler-Mitarbeiter in Sindelfingen, die hatten sich die Zukunft bestimmt ooch janz anders vorjestellt … und jetz wird der Konzern die Produktion der C-Klasse inne USA und nach Schleswig-Holstein verlagern. Die Mitarbeiter und Betriebsräte fürchten den Verlust von bis zu 3.000 Arbeitsplätze. Jestern hamse gleich mal mit ne spontane Arbeitsniederlejung dit jesamte Werk lahm jelegt.


Sind wir nu endlich mit allet durch für heute? Ick muss nämlich langsam los … Peter, ick hätte jerne die Rechnung.


Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen. Und darüber, dass der Autoabsatz 2010 erheblich einbrechen wird, könn wir denn ja noch mal irjendwann ausführlicher quatschen … dit is wirklich langsam dramatisch, wie schnell die Zeit hier inne S-Bahn immer verjeht…






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