273, Dachschaden im Kanzlerinnenamt.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden) für weitere Informationen verknüpft.

Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003

Ick grüße dir Peter … ick würde jerne een Pils trinken … haste noch wat inne Hinterhand für mir?

Nich nur inne Hinterhand … wir ham so ville Pils hier inne Kneipe, dass wir dit sojar schon verkoofen müssen … also, Zustände sind dit so kurz vor Weihnachten … andere bereiten sich langsam uff die Feiertage vor … und bei uns wird dit jeden Tag voller … ick wees ooch nich, wat mir mal inne Jastronomie jetrieben hat…

Nu hör aber uff … dit is ja jammern uff höchstet Niveau. Deine Trinkjeldkasse wird immer voller … und ick muss zusehn, wie ick hier jeden Tag meine vier Euro zusammenkratze, um noch überleben zu könn.

Walther … hör uff … mir komm gleich die Tränen … aber Freibier is nich drinne … jedenfalls nich bei mir.

Ick grüße euch, meine Lieben … schön, dass dit heuet noch nich so voll is hier … Peter, mach mir mal bitte een Pils.

Is schon in Arbeit … wenn die Tür uffjeht und ick dir sehe, denn greife ick inzwischen janz automatisch zum Pilsglas.

Dit is schön, Peter … denn mach mal ordentlich wat rin … ick hab Durscht heute … is ja schon wieder Mittwoch … meine Jott, die Zeit verjeht, da wird einem ja himmelangst. Du wirst sehn, Walther, Weihnachten is ooch ruckzuck vorbei … denn flackert Silvester noch janz kurz uff … und denn stehn schon die Osterhasen wieder inne Rejale.

Emmy, lass uns die sojenannte besinnliche Zeit nochn bisschen jenießen, lass uns den Stress abstreifen, lass uns an unsere Lieben denken … und denn lass uns endlich anstoßen, wenn Peter ausn Knick jekommen is.

Jetz is aber jenug … hier inne S-Bahn jibs die schnellste Bedienung berlinweit … und Walther nörjelt trotzdem rum … dit is nich zu fassen. Lasst mir mal schnell servieren, denn bin ick gleich wieder weg … sowat muss ick mir nich anhörn … und mittwochs schon janich.

Prost Peter … uff den kleenen Muck unter die Kellner … Prost Emmy … uff die schönste Frau inne S-Bahn heute.

Prost Walther. Bei unsere Merkel regnet dit rin … dit Kanzleramt hat Dachschäden … den Witz mache ick jetz selber: Dit war mir schon lange klar, dass die im Kanzlerinnenamt alle nich janz dicht sind. Da jibs inzwischen sojar Jutachten drüber. Baupfusch uff höchste Rejierungsebene. Die mussten sojar schon die Merkel aus ihrn Büro evakuieren, weil dit vonne Decke jetroppt hat.

Aber wahrscheinlich nich rechtzeitig … anders kann ick mir nich erklärn, wie die Olle der FDP nachjeben kann bei die versprochenen Steuererleichterungen ab 2010. Erst ham schon die Wirtschaftsweisen dringend davor jewarnt, Steuerjeschenke zu machen … und jestern hat der Bundesrechnungshof nachjezogen. Aber dit prallt an Merkel und Westerwelle allet einfach ab. Und Mutti kieckt immer janz säuerlich, wenn eener ihre Pläne kritisiert … die kann sojar richtig zickig werden, wenn eener ne andre Meinung hat.

Weiber sind eben so … und ältere janz besonders ... und denn komm noch die Wechseljahre dazu … unsere Mutti hat dit aber ooch wirklich nicht leicht. In Moskau hat dit übert letzte Wochenende kräftig jeschneit … Erjebnis: 900 Kilometer Stau … wohl jemerkt nur in Moskau und nich in janz Russland. Da is der Straßenverkehr praktisch komplett zusammen jebrochen … bei uns soll jetz übrijens ooch Schnee kommen inne nächsten Tage.

Da brauchen wir uns keene Sorjen machen, Emmy … unsere Winterdienste sind bestens vorbereitet … dit hab ick im Fernsehen jesehn … die ham allet im Griff … Salz, Streusand und so … allet in raue Mengen einjelagert. Allerding … als se dit jefilmt haben, da war von Schnee weit und breit nüscht zu sehn.

Jenau dit is dit Problem … theoretisch is allet super … aber wehe, dit schneit denn in echt. Warum soll dit dieset Jahr besser klappen als im vorijen? Die wern ooch diesmal wieder eiskalt erwischt, wenn dit Mitte Dezember plötzlich leise vom Himmel rieselt. Und wir alle mit. Und ick fürchte … denn ham wir die nächste S-Bahnkrise im öffentlichen Nahverkehr.

Im Irak jeht dit nu mit Tod und Terror ooch wieder los. Jestern jabs in Bagdad gleich vier Bombenattentate mit über 110 Tote … und dit im Rejierungsviertel. Von wejen die Amis ham da allet im Griff … die sind im Irak jenauso weit weg von normale Lebensumstände wie in Afghanistan. Da könn die so ville Soldaten hinschicken, wiese wolln … dit Chaos wird nur noch größer.

Der US-Jeneralstab hat seine Truppen in Afghanistan schon mal da druff einjestimmt, dass dit erheblich höhere Verluste jeben wird. Sowat motiviert die Soldaten bestimmt unjemein. Aber … wo die Jeneräle recht haben, da ham se eben recht. So is dit nu mal. Krieg is Krieg … schön, dass wir nu endlich wieder sagen können: Deutschland führt Krieg uff mehrere Kontinente … dit stärkt dit Selbstbewusstsein doch erheblich.

Nach die anjekündigten Entschädijungen für die Opfer von Kundus stehn jetz ooch bald die Anjehörigen der Toten ausm Kosovo-Krieg uff die Rejierungsmatte.

Die Opfer von wat fürn Krieg?

Kosovo, also Ex-Jugoslawien … dit war mitten in Europa … da hat die Nato doch ooch zujeschlagen … haste dit schon wieder verjessen? Dit is erst 10 Jahre her … dit war der erste Kriegseinsatz nach unsere Wiedervereinjung … beschlossen von Rot-Grün … natürlich mit Kollateralschäden … wie die Militärs tote Zivilisten bezeichnen, die aus Versehen mit ums Leben jekommen sind.

Peter … mach uns doch bitte noch zwee Pils … Walther is dabei, meine Weihnachtsvorfreude völlig jejen Null zu bringen.

Soll ick ne Weihnachts-CD einlejen … vielleicht Stille Nacht … oder so?

Nee … mach mal bloß zwee Pils … denn is schon jut. Mein Jott, den Kosovo-Krieg hatte ick wirklich schon wieder verjessen. Wir müssen mal dit Thema wechseln, Walther, sonst jehe ick heute janz depressiv nach Hause. Uff unsere Ostseeinsel Rüjen sind janz ville neue Betten für Touristen jeplant … janze Ferienanlagen solln da neu hochjezogen werden.

Damit schaufeln die sich denn wahrscheinlich langsam aber sicher ihr eijenet Touristik-Grab. Der Erholungswert jeht da doch langsam über die Wupper, wenn die immer mehr Touristen nach Rüjen karren. Die eenen zerlatschen die janze Natur … und die andern verstoppen die engen Alleen. So stelle ick mir Urlaub bestimmt nich vor … die Chaos fängt doch schon an, wennde in luftije Höhe über den neuen Rüjendamm jefahrn bist … Riesenstau anne erste Kreuzung von zwee Dorfstraßen … dit is Erholung pur.

So … meine Lieben … ick muss euch noch mal kurz störn … eure Bestellung is fertig … Prösterchen.

Uff die Herren heute noch mal. Prösterchen. Ick finde ooch, dass die nu mal langsam jenug Urlaubsplätze uff Rüjen haben … und Saison is ja da ebenfalls nich unbegrenzt und janzjährig. Die FDP muss übrijens 4,3 Millionen Strafe an Bundestag zahlen … wejen Möllemanns Spendenjemauschel vor rund sechs Jahren. Dit wird Westerwelle und seine jelben Kumpels janz schön ankotzen.

Dit kannste aber glooben … da bin ick mir janz sicher. Is eben dumm jeloofen … damals mit dem Möllemann. Aber die Partein im Bundestag ham schließlich fast alle Dreck am Stecken in Sachen Spenden. Und dit, wat wir wissen, dit is nur die Spitze vom Eisberg. Ick denke mal, da liejen noch ville mehr Leichen in alle möglichen Spendenkeller.

Sag mal, Walther, ick hab irjendwo ne Schlagzeile jelesen, dass unsere Finanzbehörden alleene bei die Burgerbrater McDonalds und Co. Uff rund 4,5 Milliarden Euro Mehrwertsteuer verzichten … aber verstanden hab ick dit nich. Kannst du mir dit erklären?

Kann ick, Emmy. Janz so is dit nich. Die 4,5 Milliarden beziehn sich uff die undurchsichtijen Steuerjesetze insjesamt. Aber ooch die Burger-Brater profitieren davon. Dit hängt zusammen mit unsere völlig bekloppten Jesetze in Sachen Mehrwertsteuer, die keen normaler Mensch nachvollziehen kann. Wenn die Leute ihre Fleischschrippe vor Ort essen, denn macht dit 19 Prozent Mehrwertsteuer … und wennse den Burger mitnehmen und unterwegs rinstoppen, denn is die Mehrwertsteuer bloß 7 Prozent … so einfach is dit … oder besser jesagt: So kompliziert … Schwachsinn in Potenz.

Na jut … Walther … lass uns langsam Schluss machen für heute … Peter, bring doch bitte meine Rechnung jelejentlich mit vorbei.

Und mein Zettel kannste denn gleich mit dazu packen … ick zahle ebenfalls.

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