Dienstag, 2. März 2010

356, Im Nebenjob Abgeordneter.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003





Hallo Thorsten, du alte Granate … ick grüße dir … mit een Pils könnteste dir bei mir unheimlich beliebt machen.



Ick will mir aber bei dir nich beliebt machen. Nimmste trotzdem eens?



Ja, mach mal. Denn trinke ick eben grundlos heute … einfach so, weil ick Durscht habe.



Du wirst schon noch Gründe finden, die dit lohnt runterzuspüln.



Da muss ick aber noch warten bis Emmy kommt. Ick kann mir immer erst richtig uffrejen, wenn eener zuhört. Und mit dir kann man sich ja nich unterhalten … du rennst ja immer bloß rum.



Ick hab eben flott zu tun … und du jenießt dein Feierabend. Wenn ick nich arbeiten muss, denn bin ick ooch ruiger.



Ick grüße euch, meine Lieben. Schön, dass ihr beede schon da seid. Thorsten, ick hätte jerne een Pils.



Alles klar, Emmy. Setz dir mal schnell zu Walther … der will sich uffrejen … und alleene macht ihm dit keen Spaß.



Wat haste denn schon wieder, mein Kleener? Wat fürne Laus is dir denn über die Leber jeloofen?



Eene Laus is jut … meine Leber is von Läuse so jut wie umzingelt. Stell dir mal vor … jetz ham die doch tatsächlich unseren Nachbarn Martin aktiviert.



Den Mann von die Schulzen? War der nich mal Lehrer?



Jenau … der is vor 6 Jahre in Rente jejangen … der is jetz 71.



Und zu wat hamse den aktiviert? Schneeschippen kann ja nich sein … der Schnee is doch wegjetaut.



Den hamse als Lehrer reaktiviert … der rennt jetz jeden Morjen wieder inne Schule.



Musser nachsitzen?



Quatsch. In Berlin fehln jede Menge Lehrer … und jetz holn se die, die wolln und die sich dit noch zutraun, uff Honorarbasis wieder an die Schülerfront. Wo soll dit bloß noch hinführn mit unsere Bildungspolitik? Und der Martin von nebenan, der kennt sich mit die moderne Technik janich aus. Für den mussten se extra wieder ne Tafel anne Wand hängen, wo der mit Kreide druff schreiben kann.



So … hier wären denn die zwee Pils für euch. Lasst dit euch schmecken, meine Lieben, sehr zum Wohle.



Prost … uff die netten Herrn inne S-Bahn. Na ja, is ja nich lange, denn hat dein Nachbar erstmal Osterferien. Olle Sarrazin hat sich jestern mal wieder zu Wort jemeldet. Der hat die Hartz-IV-Empfänger uffjefordert, sich kalt zu duschen … weil dit Jeld spart.



Ick gloobe, der wurde als Kind zu heiß jebadet. Ick verstehe nich, warum dieses elende Schandmaul nich endlich mal Ruhe jibt. Als der noch Finanzsenator in Berlin war, da hab ick dit ja noch verstanden, dass der sich zu sone Themen äußert … aber der is ja nu schon ewig Bundesbanker. Und ick finde, der sollte inzwischen janz andere Sorjen haben als darüber nachzudenken, wie andre Leute duschen.



Ja, aber als Bundesbanker nimmt doch keene Sau von dem Notiz. Und weil der wahrscheinlich sein Foto jerne uff alle Titelseiten sieht, haut der eben immer wieder uff andere druff ... allerdings nur uff die Schwächsten der Jesellschaft … uff Arme und Ausländer. An seinesgleichen traut der sich nämlich nich ran … obwohl dit über unfähige und raffgierige Banker nu wahrlich jenug zu sagen gäbe.



Der will ja nich als Nestbeschmutzer dastehn. Die FDP hat ihrn nächsten Skandal. In Hessen hat een FDP-Minister Uffträje anne Agentur weiterjejeben, an die die eijene Partei beteiligt is. Dit macht sich ooch nich grade jut inne Öffentlichkeit.



Dieses janze Parteijesoxe kannste doch komplett verjessen. Unsere Spitzenkasper wern von die Lobbyisten jeschmiert, die Ministerpräsidenten kannste für vertrauliche Jespräche mieten, die Parteien wern mit Spenden jefügig jemacht … und die kleeneren Amtsinhaber schieben sich eben Uffträje zu. Die sehn alle zu, wie se zurechtkommen.



Und wenn se aus ihre Ämter ausscheiden … ob nu freiwillig oder jezwungener Maßen, denn wechseln se inne Wirtschaft und ernten da die Früchte, die se als Politiker jesät haben. Dit is een verkommenes Pack, wat sich alle Neese lang zur Wahl stellt … dit is zum Verzweifeln.



Weeste, ville von die sind ja nur im Nebenjob Abjeordnete. Dit jeht quer durch alle Parteien … von Steinbrück bis Gysi … von CDU bis Grüne … die FDP nich zu verjessen und die CSU schon janich. Die verdienen sich dumm und dämlich neben ihre jewählte Tätigkeit als Volksvertreter. Und denn spieln se sich im Bundestag uff als Anwälte der Bürjer … aber in Wirklichkeit kümmern se sich vor allem um sich selber. Und ihre Bekanntheit als Politiker nutzen se aus, um ihre Honorare inne Höhe zu treiben.



Mir kotzt dit allet so an, dit kannste dir janich vorstelln. Aber … wat willste machen?



Vielleicht erst mal wat trinken? Ihr habt vor lauter Rumjequatsche mal wieder dit Bestelln verjessen … aber Onkel Thorsten passt schon uff, dass ihr beede nich uffn Trockenen sitzt. Prösterchen.



Prost Thorsten, Prost Emmy. Dieses janze Land is nur noch im Suff zu ertragen. Im Osten stehn rund eene Million Wohnungen leer. Dit is ne janz schöne Menge. Und die kosten richtig Jeld.



Vielleicht könn wir ja mit die leeren Wohnungen mal ne Kunstaktion machen?



Wat redest du denn da für wirret Zeug … wie kommst du denn jetz da druff?



In Sydney hat gerade een Künstler sone Aktion jemacht … also nich mit leere Wohnungen … aber mit nackte Menschen. Der hatte über die Medien dazu uffjerufen, dass man sich dennunddenn und um dieunddie Uhrzeit nackt vor der Oper einfinden soll, wenn man bei seine Aktion mitmachen will. Über 5.000 sind jekommen … und die hatter denn fotografiert.



Einzeln?



Nee, der hatn Gruppenbild jemacht … also … wo alle druff sind … mit Oper im Hintergrund. Und … wie ick jelesen habe, hat der so ville Fotos davon jemacht, also Gruppenfotos, dass mit die janzen Nackschen demnächst een Buch erscheinen wird.



Dit is natürlich clever. Da sind 5.000 Exemplare schon so jut wie verkooft … und wenn jeder noch eens zum Verschenken mitnimmt, denn sind dit schon 10.000. Da musste erst mal druff kommen…



Dit Umweltministerium hat sich ooch schon wieder wat ausjedacht. Die Bürjer, also wir, solln mehr Müll trennen. Die sind jetz dabei, ne Tonne zu erfinden, wo der Hausmüll noch mal sortiert werden soll.



Die sind doch bekloppt. Ick kann schon jetz kaum noch treten inne Küche vor lauter Sammelbehälter. Weißglas … Braunglas … Papier, Plaste, Bio, Batterien, Stromsparlampen, Einwegflaschen, Hausmüll … ick hab keen Platz mehr für nochne Tonne. Ick muss ja ooch irjendwo meine Kartoffeln hinlejen … und Raum für meine Kiste Pils brauche ick ebenfalls. Die solln mir bloß wegbleiben mit noch mehr Sammelbehälter.



Hast du eijentlich jewusst, dass Deutschland dit einzije Land weltweit is, wo Glascontainer Öffnungszeiten haben? Sowat jibs nur bei uns, dass de zwischen 12 und 15 Uhr und an jesetzliche Feiertage sowie an Sonntage nüscht rinschmeißen darfst.



Ick wunder mir über janüscht mehr. Und jetz jehe ick erstmal nach Hause. Thorsten … ick hätte jerne meine Rechnung.



Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen, Thorsten. Ick mach mir ooch langsam uff die Socken…




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen