Dienstag, 9. März 2010

363, Die Bahn war noch nie reif für die Börse.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003






Ick grüße dir, Peter … ick wünsche dir een schönen Tag und mir wünsche ick een Pils … mit ville Schaum druff.



Also … wie immer. Setz dir mal schon hin, Walther … ick mach mir sofort anne Arbeit.



Jenauso hab ick mir dit vorjestellt … ick ruhe aus … und du hast zu tun. Dafür bezahle ick schließlich ooch. Und du weest ja, Peter, abjerechnet wird zum Schluss.



So is dit Walther. Aber deinen Rechnungsbetrag für heute kann ick dir schon sagen. Dit macht nachher 3 Euro 40.



Sei dir da nich so sicher. Jestern war mein Rechnungsbetrag zum Beispiel Nullkommanüscht. Da hat Emmy bezahlt … wejen Frauentag. Jut, der Strauß, den ick ihr mitjebracht hatte, hat dit fünffache jekostet … aber bei Jeschenke sollte dit ja keene Jejenrechnung jeben.



Du sagst dit, Walther. Aber een Grund für Freibier heute fällt mir einfach nich ein. Du wirst wohl nachher tief inne Tasche greifen müssen.



Ick grüße euch, meine Lieben … Peterchen … een Pils hätte ick jerne … lässt sich dit einrichten?



Warum nich … der Keller is mit Fässer bis obenhin jefüllt. Wir ham so ville Bier, dass wir dit sojar verkoofen müssen. Fangt mal beede schon an zu quatschen … die Pils dauern nochn Moment.



Dit machen wir. Dit Theater um Westerwelle nimmt einfach keen Ende. Der lässt aber ooch wirklich keen Fettnäppchen aus, wo er rintreten könnte ... und diplomatisches Jeschick kann man dem ebenfalls nich grade vorwerfen. Vorn paar Tage hatter een Luxushotel eröffnet, wo sein Lebensjefährte die Einweihungsfeier organisiert hat … und jetz isser mit FDP-Parteispender uff Südamerika-Tour.



Dit is aber völlig normal, hat dit Auswärtige Amt mitjeteilt … dit ham seine Vorjänger ooch schon so jemacht. Also … ick wees nich, ob dit normal is. Aber wie ooch immer … jetz isset eben rausjekommen. Und dit wirft schon wieder een janz bezeichnendes Bild uff unsere Politiker. Die machen eben Klientel-Politik … die könn nich raus aus ihre bestechliche Haut. Und wenn dit Steinmeier, Fischer und wie die alle heißen ebenso jemacht haben, denn wird der Vorjang trotzdem nich besser. Im Jejenteil. Dit zeigt die wirkliche Dekadenz in unsere verkommene politische Kultur. Wo kommen wir denn da hin, wenn die ihre Auslandsdienstreisen wien Betriebsausflug organisieren? Aber … ick reje mir schon wieder mehr uff, als mir jut tut.



Denn trink erst maln Schluck … ick hab zwee frische Pils für euch … lasst dit euch schmecken, Prösterchen.



Heute noch mal uff die netten Herrn hier inne S-Bahn. Prost. Hör mir bloß uff mit die janzen Politiker … und mit die vonne FDP erst recht. Unser Entwicklungshilfeminister Niebel kommt ooch nich aus die Schlagzeilen. Erst seine Personalpolitik mit treue FDP-Parteisoldaten … und nu fängt der ooch noch an, die bisher janz jut funktionierenden Hilfeprojekte neu zu organisieren. Wat dabei hinten rauskommt, dit will ick mir janich vorstelln.



Dit sind doch alles sone Flitzpiepen. Nimm doch bloß mal Jesundheitsminister Rösler … jetz will der Kleene an die Preise für Arzneimittel drehen … erstaunlicherweise nach unten … schon steht die Pharmalobby uff der Matte und meldet schärfsten Protest an. Wat die Entwicklung von neue Medikamente anjeblich für Jeld kostet … dit is eijentlich unbezahlbar. Die kalkuliern knapp anne Schmerzgrenze … sagen se.



Bei Anne Will hat sich dit am Sonntag aber janz anders anjehört. Die hat jezeigt, dass die Pharma-Industrie bis zu dreimal so ville Leute im Vertrieb und inne Werbung beschäftigt wie inne Forschung. Und ick sehe dit ja selber, wenn ick mal bei meine Hausärztin bin … da sitzen ja manchmal mehr Pharma-Vertreter im Wartezimmer als Patienten. Die vermehrn sich wie die Pest ... und jejen Pharma-Fritzen jibs ooch keene Medikamente … jejen die is einfach keen Kraut jewachsen.



Jenauso wenig wie jejen bekloppte Politiker. Jestern hatten wir doch über die Hannelore Kraft vonne SPD jesprochen, die in NRW jejen den Rüttgers antritt. Die hatte doch ooch son unfertigen Vorschlag in Ring jeworfen, wat die Langzeit-Arbeitslosen betrifft. Die wollte die Leute als quasi Sozial-Hilfskräfte anne Pflejefront schicken … zum Beispiel als Vorleser in Altenheime. Denn hatte Westerwelle Beifall jeklatscht, wat natürlich nich ins SPD-Konzept passte … deshalb hat se sich jestern ausdrücklich abjegrenzt jejen die FDP. Und vonne Parteispitze der SPD jabs kraftlosen Beifall … wie die taz titelte.



Weeste, Walther … dit is wirklich zum Kotzen, wat sich die Arbeitslosen von unsere Politiker so anhörn müssen. Und ne Schande is dit, wennde siehst, wie die Leute in Suppenküchen renn und sich Lebensmittel schenken lassen, die vom Datum her hart am Limit sind. Und denn hamse Leute jezeigt, die sich als Jepäckträger am Münchner Hauptbahnhof verdingen oder als Kinderbetreuerinnen für een Euro die Stunde. Und die Leute müssen sich dit jefalln lassen, dass kübelweise Hass, Lüje und Spott über die ausjeschüttet werden … von wejen Schmarotzer und so.



Dieser Rotzlöffel Westerwelle hat sein janzes Arbeitsleben lang von Steuerjelder jelebt … und dit nich schlecht. Aber … ick will dit nich schon wieder durchkaun … ick kann nur sagen: Wat da jemacht wird, dit is ebenfalls Missbrauch … zwar keen sexueller … aber seelischer. Über sexuellen Missbrauch will ick heute aber eijentlich ooch nich reden … obwohl dit schon wieder jede Menge neue Fälle jibt.



Ick bestelle erstmal noch wat zu trinken. Peter … wir nehm nochne Runde Pils. Jeht dit in Ordnung?



Aber sicher doch. Ick hab schon mal een bisschen vorjearbeitet … ick bin in zwee Minuten bei euch. Quatscht mal nochn bisschen.



So machen wir dit. Bahnchef Grube hat jestern verkündet, dass sein Unternehmen noch lange nich fit is fürn Börsenjang. Der hat jesagt, dass da noch ne janze Menge Arbeit vor alle liegt, bis man dit Staatsunternehmen am Kapitalmarkt juten Jewissens den Investoren anbieten kann.



Ick sage dir mal meine persönliche Meinung. Die Bahn jehört überhaupt nich anne Börse … dit hat jefälligst een Staatsunternehmen zu bleiben. Ick wees doch jenau wat kommt. Der Staat buttert da jetz noch mal Milliarden Steuerjelder rin … und wenn dit Unternehmen in fünf oder 10 Jahre verhökert wird, denn wolln die Investoren schnell dit große Jeld machen … und in Kürze steht die Bahn schlimmer da als heute.



Jetz steh ick erst mal da … und zwar mit frische Jetränke. Lasst dit euch schmecken, meine Lieben. Prost.



Prost noch mal. Ick fürchte, Walther, du hast recht. Aber du weest ja, dass wir alle daran nüscht ändern können. Aber sollte die FDP mal wieder am Ruder sitzen, wenn die Privatisierung der Bahn zur Disposition steht, denn wern die sich schon dafür einsetzen … weil der Markt nämlich alle Probleme löst. So ähnlich, wie bei die letzte Finanzkrise. Der Markt rejelt dit jenau so lange, bis die Steuerzahler einspringen müssen, damit der Markt nich in een schwarzes Loch verschwindet…



Hör mir uff mitte FDP. Dit wird ja jeden Tag offensichtlicher, dass die nur ihre eiejene Klientel bedienen. Die sind ja inzwischen sowat von rotzfrech … dit is ja nich mehr zum Aushalten. Nu hat sich die CDU/CSU scheinbar dazu durchjerungen, dass die Banken ne Sonderabjabe zahln solln … und schon steht die FDP uff der Matte und hebt beede Hände. Die Banken … die kann man nu doch wirklich nich verantwortlich machen für die Finanzkrise. Ick wees nich, wie lange wir uns so ville Dummheit, Verlogenheit und Frechheit noch anhörn müssen. Die Finanzkrise wurde nich nur von drei Landesbanken ausjelöst, sondern von die, die dit richtig große Rad jedreht haben.



Jenau. Und ooch, wenn die Deutsche Bank keene Staatshilfen anjenommen hat, die ham mit ihre Schrottpapiere, die se den andern weltweit unterjejubelt haben, jenauso ville Schuld uff sich jeladen wie alle andern ooch. Aber … die FDP wird dit schon richten … uff die is Verlass. Jetz wees ick jedenfalls, wat een Wolf im Schafspelz is.



Dit kannste nachlesen … im Neuen Testament … Matthäus 7 und 15. Aber ick will jetz nich schon wieder vonne Kirche anfangen. Ick will nur noch nach Hause. Peter, mach doch bitte meine Rechnung fertig.



Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen … obwohl ick mit dir, Walther, jerne noch über die israelische Siedlungspolitik im Westjordanland jesprochen hätte…



Lassen wir dit für heute … dit is jenausone unendliche Jeschichte, wie sexueller Missbrauch … Kirche … FDP … Banken … Hartz IV … Koalition … Opposition … Kabinett … Bildung … Pharma … Krankenkassen…



Ick gloobe, jetz is Walther vor geistiger Erschöpfung einjeschlafen… Na denn, jute Nacht Leute … und jute Nacht Deutschland … aber hilft es wirklich, leise zu sein? NEIN!











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