Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.
Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003
Hallo Thorsten … ick nehme een Pils. Na is euer Saal heute vermietet? Is nachher Rambazamba mit Schlüpperstürmer?
Wo kommst du denn heute her? Warst du schon woanders wat trinken … oder warum redest du heute son wirres Zeug?
Na, weil heute 8. März is, also Internationaler Frauentag. Da biste doch zu DDR-Zeiten als Mann nie unbeschadet aus ne Kneipe rausjekommen, wenn Weiber da drinne Remmidemmi jemacht haben … man, warn dit noch Zeiten…
Tja, Walther … da haste heute Pech. Wie dit aussieht, haste deine Verjangenheitsbewältigung noch nich abjeschlossen. Aber da musste jetz durch … uff besoffene Weiber brauchste heute hier nich hoffen … es sei denn, du schaffst dit, Emmy nachher abzufülln. Aber da hab ick so meine Zweifel … die säuft dir doch eher untern Tisch als umjekehrt.
Ick grüße euch, meine Lieben … Thorsten … een Pils bitte … und bring mal noch zwee Kräuter mit … wie ick sehe, versteckt Walther een Blumenstrauß hinter sein Rücken … bring mal noch ne Vase mit.
Mein Jott, dit sollte doch ne Überraschung werden. Also, Emmy … ick gratuliere dir zum Frauentag. Und ick zahle heute die Rechnung.
Dit kommt janich in Frage. Ick nehme die Blumen nur an, wenn du mir die Rechnung überlässt.
Nich, dass ihr beede denkt, ihr kommt hier nachher ohne Bezahlen raus, bloß weil ihr euch nich einigen könnt, wer die Rechnung übernimmt. Da spielt sich nüscht ab … uff keen Fall.
Also jut … der Klügere jibt nach … ick lasse mein Jeld heute stecken.
Dit hätteste allerdings netter formulieren können. Aber ejal … Danke für die Blumen. Mir wäre dit allerdings lieber, wenn ick dit selbe Jehalt kriejen würde, wie meine männlichen Kollegen. Gleichberechtigung steht doch nur im Jesetz. Jut, die Frauen werden hier in Deutschland beim Spazierenjehn nich mehr anne Haare hinterherjezogen … aber von Gleichberechtijung sind wir noch ne janze Weile weit weg.
Bei mir nich, Emmy. Natürlich serviere ick bei die Damen immer zuerst … so, zwee Pils für euch … und denn noch zwee Kräuter. Prost, meine Lieben, lasst dit euch schmecken.
Uff die netten Herrn hier inne S-Bahn, die heute mal wieder janz besonders lieb sind. Und uff den Frauentag. Im Vatikan jeht dit ja nu ooch so richtig drunter und drüber. Jetz hamse da doch aus dem direkten Umfeld vom Papst een ermittelt, der männliche Prostituierte jenutzt hat ... vermittelt von een Sänger ausn heilijen Kirchenchor. Zuhälterei unter dem höchsten Dach der Kirche … wahrscheinlich mit göttlichem Beistand also. Da fällste doch vom Glauben ab, wennde sowat hörst. Da muss dit doch bei den Beichten zujehn wie inne Peepshow für Blinde, wat da der eene Jeistliche vom andern zu hören kriegt.
Dajejen is der Biblische Sündenfall een Scheißdreck. Wat sich im Schoße Jottes so alles zujetragen hat und wahrscheinlich immer noch passiert, dit is nich zu fassen. Und wie ick jestern grade jesehn und jehört habe, warn die Nonnen nich besser als ihre männlichen warmen Brüder. Die Hedwigsschwestern und andere barmherzigen Schwestern oder wie die Orden da alle heißen, warn keen Stück besser. Und wie man dit in etliche Bücher nachlesen kann, warn die Klöster inne Jeschichte nie Orte sexueller Langeweile und Eintönigkeit. Da wurde rumjehurt, jesoffen und der Völlerei jefrönt, dass dit ne helle Freude war. Nur nach außen durfte nüscht dringen … aber innerhalb der dicken Mauern tobte dit pralle Leben. Ick gloobe, sowat nennt man scheinheilig.
Letzten Freitag wurden ja nu ooch Missbrauchsfälle anne konfessionslose Privat-Schule bekannt. Da wern die Bischöfe tief durchjeatmet haben. Nu könnse mit ihre dicken Finger endlich ooch uff die andern zeijen. Und dit wird nich lange dauern, bisse öffentlich feststelln und verkünden, dass sexueller Missbrauch keen Privileg der Katholischen Kirche is. Wirste sehn, Walther. Ick hab übrijens ne Deutschlandkarte jefunden, wo alle Schulen einjezeichnet sind, wo bisher sexueller Missbrauch uffjedeckt wurde. Die stehn alle inne alten Bundesländer … bis uff eene, die befindet sich in Berlin … allerdings in Westberlin ehemals…
Sexuellen Missbrauch jabs bestimmt ooch im Osten, Emmy. Bloß sowat wurde nie mit dicke Schlagzeilen über die Medien verbreitet, aber mit Sicherheit rechtlich verfolgt. Dadruff jebe ick dir Brief und Siejel. Aber nu lass uns endlich mal vom dem Schweinskram wegkommen. Die meisten Deutschen wünschen sich die Große Koalition zurück … also dit, wat ick persönlich jewählt habe. Ick spüre späte Jenugtuung. Du weest ja, ick wollte Schwarz-Jelb verhindern und hatte erstmals im Leben meine Stimme für die SPD erhoben.
Ja, ick erinnere mir an dein persönliches Wahldebakel. Ick gloobe, sowat hat dit bisher noch nich jejeben, dass sich dit Volk zurücksehnt nach ne verflossene Rejierung … sowat jabs bisher nur bei verflossene Liebhaber … und nu dit. Schwarz-Jelb is nach noch nich mal een halben Jahre jescheitert … zumindest bei die Wähler. Die einzigen, die dit janz anders sehn, sind Mutti und ihre Bälger im Kabinett. Dabei jeht dit da zu wie in son Kinderladen mit antiautoritäre Erziehung. Keen Benehmen hat die Bagage. Die jehört alle wat hinter die Ohren.
Ick hab mal in mein Archiv nachjekieckt, wat der Schmickler, also der vonne Mitternachtsspitzen, uns nach die letzte Bundestagswahl mit uffn Weg jejeben hat für die kommenden vier Jahre. Aber … wie schlimm dit wirklich wird, dit konnte nichmal olle Schmickler voraussehen. Um noch mal uff die unjezogenen Kinder vonne Merkel zurückzukommen … dabei is mir einjefallen, dass dit in Berlin jetz die erste Kneipe jibt, die een Extra-Raum für Jäste anbietet, wo keene Kinder rindürfen.
Aber ne Kneipe, wo man bloß rumquatschen kann und nüscht trinken muss, die jibt dit noch nich … jedenfalls nich in Kaulsdorf. Hier wird notfalls zwangsversorgt … jedenfalls wenn ick im Dienst bin. Prösterchen, meine Lieben. Noch zwee Kräuter?
Nee, danke. Trotzdem Prost. Ja, stell dir dit mal vor … ne kinderfreie Zone sozusagen. Die Juppi-Eltern loofen Sturm dajejen … aber 75 Prozent der Berliner begrüßen dit. Also … nich dass die Sturm loofen, sondern dass dit nu endlich sone Kneipe jibt.
In die Kneipe würde ick ooch jehn. Man muss natürlich unterscheiden zwischen normale, vernünftige Kinder und sone, die die Eltern einfach machen lassen inne Kneipe. Wenn son Kind maln bisschen laut is oder heult … da kann ick mit leben, aber wenn mir son Balg beim Rumrennen die Jabel in Hintern haut oder den Kellner samt Jetränke fast umschubst und Mama denn ruft: Ivonne-Chantall, bitte nich ganz so doll … denn krieje ick son Hals.
Ja, ja … unsere Kinder … erst unerzogen und denn unjebildet. Na jut, dit is jetz unjerecht … janz so schlimm isset noch nich. Aber du weest ja: Wehret den Anfängen. Aber … wat solln die Eltern ooch machen? Schicken se ihre Kinder uff ne staatliche Schule, kann dit passiern, dasse doof bleiben … schicken se die uff teure private oder in ebenfalls teure katholische Internate, kann dit passiern, dasse sexuell missbraucht werden. Mein Jott … die Eltern haben dit heute aber wirklich nich einfach.
Haste dit von die Kraft in NRW jehört, die da für die SPD als Spitzenkandidatin in Wahlkampf zieht? Die will Hartz-IV-Empfänger als Hilfskräfte in Pflege- und Altenheime schicken … für een kleenen finanziellen Zuschuss. Im Prinzip springt die mit dem Vorschlag uff den Zug von Westerwelle uff. Die hat jemerkt, dass sone Kampagne jejen die Schwächsten und Ärmsten inne Jesellschaft beim Wahlvolk jut ankommt. Also … immer druff … und wenn die Ideen immer bekloppter werden…
Mit Hartz-IV-Empfänger lässt sich ooch richtig jut Jeld verdienen … man muss nur wissen wie. In Hamburg hamse jetz een CDU-Fritzen am Wickel, der hat die runterjekommensten Wohnblocks jekooft und vermietet die Wohnhöhlen da drinne an Hartz-IV-Empfänger. Laut Mietvertrag sind die Wohnungen doppelt so groß wie in Wirklichkeit … und die Miete überweist dit Amt völlig ohne Probleme … natürlich direkt an den Vermieter.
Tja … Arbeitslose ham eben keene Lobby … uff die könn alle druff rum hacken. Der Schmickler hatte ja inne letzten Mitternachtsspitzen ne tolle Idee vorjestellt. Der hat da vorjeschlagen, dasser von jedem Betroffenen 5 Euro einsammelt … und die 30 Millionen Euro überweist der denn als Parteispende an die FDP. Und schon wird sich Westerwelle wie verrückt um die Leute kümmern…
Der Vorschlag is jut. Aber ick muss langsam nach Hause, Emmy. Mit meine Olle muss ick schließlich heute ooch noch anstoßen. Rechnung hab ick ja heute nich … komm her, Emmy … heute kriegst du mal oochn Küsschen von mir.
Thorsten … die Rechnung bitte … ick mach mir denn ebenfalls uff die Socken…
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