Donnerstag, 11. März 2010

365, Im Land der Runden Tische.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003





Ick grüße dir, Susan, mein Engelchen … een Pils bitte und son kleenen Schmatzer zur Begrüßung … hätte ick jerne.



Du wirst ooch nich mehr erwachsen … immer dieses kindische Jehabe mit die Küsserei … so, und nu setz dir hin.



Ja, ick jeb ja schon Ruhe. Außeredm hab ick ick die Schnauze voll für diese Woche. Von mir aus könnte heute schon Freitag sein.



Na, die paar Stunden wirste doch wohl noch warten können … dit is ja nu wirklich nich mehr lange hin.



Du bist jut … noch eenmal schlafen, denn noch mal arbeiten … und erst danach is Wochenende. Dit kann noch ne harte Zeit werden bis dahin.



Hallöchen, alle zusammen … ick grüße euch … und een Pils hätte ick jerne, Susan … mit schön ville Schaum druff.



Wie immer also. Jut, eure kulinarischen Sorjen seid ihr erst mal los jeworden … jetz könnt ihr anfangen zu quatschen. Ick bin denn in Kürze bei euch.



Jute Idee. Ick hab jehört, dass bei Kago nu ooch der Ofen aus is … oder besser: Dit Feuer im Kamin is erloschen. Kago is pleite … aus die Maus. Der Insolvenzverwalter hat die Bude übernommen und is eijentlich noch janz optimistisch, dass er mit die restlichen Funken die Flammen noch mal in Jange kriegt.



Is Kago nich die Kamin-Bude, wo der Chef lebt wie Jott in Frankreich … mit Schloss und verjoldete Zäune und so?



Jenau die is dit … mit jenau dem Chef. Eens muss man dem Typ lassen, der hat aus ne kleene Ofensetzerei een Ofen- und Kamin-Imperium jemacht. Ursprünglich hieß der mal Karl-Heinz Gonschorowski … und als ihm denn der Erfolg langsam zu Kopp jestiegen is, da hatter sich quasi von seine Firma adoptieren lassen und deren Namen anjenommen. In sein Heimatort hamse sojar ne Straße nach ihm benannt … und da wohnt der ooch … inne Kago-Straße 1 bis 5.



Die Pharma-Unternehmen fürchten, dasse von Jesundheitsminister Rösler ebenfalls inne Pleite jetrieben werden, wennde hörst und liest, wie die sich dajejen wehrn, dasse Preise für neue Medikamente mitte Krankenkassen aushandeln solln. Fürn FDP-Jungspund-Minister is dit janz schön kühn, dass der sich wirklich an die Pillen-Maffia rantraut. Der CSU jeht dit allerdings zu weit … und der Opposition nich weit jenug … wie dit immer so is. Dit jeht ooch hier mal wieder nich um die Sache, sondern um die Profilierung der eijenen Partei. Dit is und bleibt Kinderjarten, wat unsere Damen und Herren Politiker da jeden Tag treiben.



Momentchen, meine Lieben … eure erste Runde Jetränke is fertig … lasst dit euch schmecken … Prösterchen.



Uff die schönen Frauen … und heute mal uff den Frühling … wenn dit Wetter nich von alleene wärmer wird, denn müssen wir uns eben die Temperaturen jemütlich saufen. Schwarz-Jelb befindet sich im freien Fall. Die Koalition hat die miesesten Umfragewerte seit 9 Jahre … und 84 Prozent der Wähler halten dit Experiment für so jut wie jescheitert.



Die zicken aber ooch untereenander rum … dit is nich mehr feierlich. Die machen praktisch Opposition innerhalb der Koalition … sone Konstellation hat dit noch nie jejeben. Merkel, Westerwelle und Seehofer haben dit erfunden … und nu wissen die drei Zauberlehrlinge nich mehr, wiese den Besen wieder inne Ecke kriejen solln. Jetz herrscht sojar Glaubenskrieg zwischen FDP und CDU/CSU. Familienministerin Schröder (CDU) greift Justizministerin Leutheuser-Schnarrenberger (FDP) an … wejen ihrn Umjang mitte Katholische Kirche … da biste nur noch sprachlos.



Irjendson CDU-Abjeordneter … der heißt wohl Stephan Mayer, hat wörtlich verkündet, dass er „…eene Schweigemauer bei der Katholischen Kirche beim besten Willen nicht erkennen kann.“. Mein Jott … hat der Typ die letzten drei Wochen im Beichtstuhl jeschlafen oder sich beim Rosenkranz-Beten verzählt? So vernagelt kann doch ja keener sein, dasser den alten Herrn den Unsinn abnimmt, den die jeden Tag verkünden.



Nu wolln ja alle Ministerien selber een Runden Tisch einberufen … dit Justizministerium, dit Familienministerium und dit Bildungsminsterium. Ick wees janich, ob die inne Rejierung überhaupt so ville Runde Tische haben. Und natürlich muss dit wieder im nächsten Chaos enden, wenn an jeden Tisch wat anderes beschlossen wird. Dit is doch zum Bepinkeln, wat die ja jeden Tag für Ideen loslassen. Und … bloß nüscht jejen die Kirche sagen. Dit könnten die Herrn Bischöfe in falschen Hals kriejen … und denn würdense Mutti und ihre Bälger vielleicht nich mehr mit in ihre Jebete einschließen.



Und die Waffen der Bundeswehr würdense vielleicht ooch nich mehr segnen. Und dabei wird dit jeden Tag notwendiger. Unser Kriegsminister war jestern zum Antrittsbesuch bei unsere Marine … und da konnte er sich anhörn, dass die Schiffe, die die jeliefert kriejen, zwar richtig jut teuer sind … aber zu nich ville zu jebrauchen. Und wennde dem Jeneralinspekteur der Marine jenau zuhörst, denn weeste, dass die Bundeswehr ooch in Zukunft weltweite Einsätze plant.



Dit war doch klar. Als damals Rot-Grün dit erste Mal nachm zweeten Weltkrieg die Offiziere und Mannschaften vonne Leine jelassen hat … dit war in Rest-Jugoslawien … da ham die Militärs im wahrsten Sinne des Wortes wieder richtig Blut jeleckt … und irjendwelche Gründe, irjendwo einzumarschiern, die lassen sich immer finden … und wenn mal nich, denn wern die Gründe eben erfunden. Siehe Irak. Da kann man sich denn richtig austoben … und mal ausprobieren, ob die Waffen ooch wirklich so funktionieren, wie dit inne Beschreibung steht.



Und Krieg kann ja ooch richtig Spaß machen … also, wennde uff der sicheren Seite bist. Du jehst in Texas morjens zur Arbeit, jagst in Afghanistan oder Paktistan per Joystick und Bildschirm Terroristen oder Leute, die de dafür hälst, schießt fernjesteuert een paar Autos oder Menschen ab … und denn jehste wieder nach Hause und spielst mit deine Kinder.



Mein Jott … is dit alles pervers. Ick muss noch wat trinken. Susan, mach uns doch bitte noch ne Runde Pils fertig.



Keen Problem … ick zappe … und ihr quatscht … und wenn die Gläser jut jefüllt sind, denn stehe ick sofort bei euch uff der Matte.



Dit is ne jute Idee. Jenau so machen wir dit. Israel benimmt sich ooch grade mal wieder wien Elefant im Porzellanladen. Der Obama schickt sein Stellvertreter Joe Biden in Nahen Osten, um die Friedensjespräche da wieder in Jang zu bringen … und jenau zum selben Zeitpunkt aktiviert Israel seine Bauarbeiter, um im annektierten Ost-Jerusalem 1.600 neue Wohnungen hochzuziehen. Dit is een Schlag ins Jesicht aller Menschen weltweit, die sich da unten Frieden wünschen.



Und dit isn Arschtritt für Obama. Netanjahu, also Israels Minister-Präsident, bedauert zwar den Zeitpunkt des Zusammentreffens von Staatsbesuch und Startschuss für Siedlungsbau … aber am Sachverhalt ändert dit nüscht.



Ick sage dir, Emmy, Israel is an Friedensjespräche mit den Palästinensern null interessiert. Im Jejenteil … die warten bloß uff den nächsten Anlass, dasse ihre Luftwaffe und Panzer wieder in Marsch setzen können. Und die lassen keene Jelejenheit aus, um zu provozieren. Und wennde wat dajejen sagst, denn biste Antisemit. So kann dit da nich weiterjehn. Dit muss möglich sein, die heutige aggressive israelische Politik öffentlich anzuklagen. Die tanzen doch allen andern Staaten uff der Neese rum … dit kann doch wohl nich sein.



Hör mal kurz uff, mit deine Hände rumzufuchteln … du haust mir ja die Gläser vom Tablett. So … hier sind eure zwee Pils. Prösterchen, meine Lieben.



Prost Susan, Prost Walther. Wer mir ooch langsam immer unheimlicher wird, dit is Bundesbanker Thilo Sarrazin. Ick gloobe, der is uff sein neuen Posten völlig unterfordert. Dit kann doch nich sein, dass der ewig mit neue Vorschläge rummotzt zu Themen, die den überhaupt nüscht mehr anjehn. Jestern hatter jefordert, dit Kinderjeld zu halbieren, wenn die Kinder ihre Hausuffjaben zweemal nich jemacht haben. Dafür is der doch janich mehr zuständig. Der müsste doch eijentlich janz andere Probleme haben … finde ick … also, eher Griechenland und fallenden Euro als verjessene Hausuffjaben.



Eijentlich schon. Aber mit die Themen schaffter dit nich uff die Titelseite vonne Bild … da musser sich schon Jedanken über Hausuffjaben machen … und denn klappt dit. Der Mann hat een Selbstdarstellungsdrang dit is schon unheimlich … der will unbedingt „dit schöne Männchen von Seite 1“ sein … und weil ihm der liebe Jott keene Riesen-Titten jeschenkt hat, musser eben völllig bescheuerte Ideen raushaun. Und schon klappt dit mit Seite 1 ... zumindest bei Bild.



Also Walther … nu reiß dir doch mal nochn paar Minuten zusammen … die Nebentische sind schließlich alle noch voll besetzt. Wat solln denn die wildfremden Leute von dir denken?



Ick sage hier bloß die Wahrheit … allerdings mit meine Worte. Und dit wird ja wohl noch erlaubt sein. Außerdem muss ick sowieso langsam nach Hause. Susan … ick hätte jerne meine Rechnung.



Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen. Ick werde mir zu Hause noch mal die Maischberjer von Dienstag ankiecken … die TV-Kritik war nämlich janich so schlecht





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