Freitag, 9. Oktober 2009

218, Ausstieg vom Ausstieg.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog zwischen Emmy & Walther sind belastbar, sie entsprechen also den Tatsachen und können nachgeprüft werden.

Ort des Geschehens: Gaststätte Zur S-Bahn
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003






Hallo, Susan, mein Engelchen … ick grüße dir und bestelle hiermit een Küsschen und een Pils.

Dit Küsschen kannst nich bestellen … dit is ne freiwillije Leistung … wenn man dit bestellen könnte, denn würde dit ja nachher mit uff die Rechnung stehn.

Stimmt … und inne Karte müsste dit ja denn ooch drinne stehn … und denn wäre dit ja ooch nüscht besonderet mehr für Stammjäste.

Walther … dit Küsschen is nich für Stammjäste … dit kriegt hier nur een Stammjast … und keen anderer. Dit haben Marlies und ick extra für dir einjeführt … ick wees heute nich mal mehr warum.

Weil ick son unwiderstehlicher Typ bin … wahrscheinlich.

Ick grüße euch, meine Lieben … Susan, schön, dir mal wieder zu sehen … mach mir mal bitte een Pils.

Ick bin schon dabei, Emmy … und nu hol den Typ mal wieder uff den Boden der Tatsachen zurück … der hält sich für unwiderstehlich … hatter jesagt.

Wat issn mit dir los, Walther? Kieckst du denn nich mal mehr beim Zähneputzen in Spiejel? Wie kommst du denn überhaupt uff sowat?

Nu hör uff … dit jibt viel wichtigere Themen, als dit, ob und wann ick in Spiejel kiecke. Ick finde jedenfalls, dass ick een netter Typ bin.

Dit habe ick ja ooch nich bestritten … hier sind erstmal eure zwee Pils, meine Lieben … ick hab nur bezweifelt, dass du unwiderstehlich bist. Aber … is ja nu ooch ejal. Prösterchen.

Prösterchen … sag mal, Walther, wat is denn da heute uff alle Zeitungen für ne Frau uff die Titelseite druff? Kennst du die? Die Merkel war doch jestern noch blond…

Du meinst bestimmt Herta Müller … die Dichterin. Die hat jestern den Literatur-Nobelpreis jekriegt … 10 Jahre nach Grass … dit is schon wat bedeutendet … die Olle hat dit ja fast aus ihre Hausschuhe jehaun.

Haste von die schon wat jehört oder jelesen?

Nee … erst jestern … dit erste Mal überhaupt. Die kommt aus Siebenbürgen in Rumänien, is also quasi ne Deutsche und wohnt schon seit über 20 Jahre in Berlin. In ihre Werke arbeitet se ihre persönliche Jeschichte uff … ihr Leben in Rumänien, die Verfolgung durch die Sekuritate, dit is praktisch die Stasi in Rumänien jewesen … Verfoljung … Unterdrückung … Zensur ihrer Werke und sowat allet.

Dit is ja een Ding … bei dem Günther Grass damals wusste ick ja wenigstens noch, dass der die Blechtrommel jeschrieben hatte … aber Herta Müller hab ick noch nie jehört … und dit, obwohl Müller ja nu wirklich keen ausjefallener Name is…

Ick hab jestern Abend im Internet jelesen, dass die Bücher von der bei Amazon jeordert werden in Größenordnungen … ick denke mal, der Spiejel muss seine Bestseller-Liste die Woche noch komplett umschreiben … Harry Potter weg … olle Herta uff Platz 1 … wirste sehn.

Walther, wat sagste denn zu die Angriffe uff Flugzeuje, die im Landeanflug sind? Ick meine die Leute, die die Piloten blenden mit irjendwelche riesijen Taschenlampen ... oder wie die Dinger heißen. Dit sind doch keene Dummen-Jungen-Streiche mehr … dit is doch kreuzjefährlich.

Jenau so is dit, Emmy, dit sind übrijens keene Taschenlampen, dit sind Laser-Pointer … quasi Laser-Kanonen, die de dir an jede Straßenecke koofen kannst. Und irjendwelche Bekloppten blenden damit die Piloten, wenn die landen wolln. Dit sind sone Typen, die ooch Holklötze vonne Autobahnbrücken falln lassen oder kleene Mädchen in Jullis schupsen…

…oder Helfer, die sich in Streitereien einmischen, tottreten. Ick könnte verzweifeln, wenn ick an die Zukunft denke … dit wird doch immer schlimmer … ick brauche noch wat zu trinken … Susan, wir würden jerne noch mal Jetränke ordern.

Is keen Problem … ick schon vorjearbeitet. Quatscht mal nochn bisschen … euch wird doch bestimmt noch wat einfalln.

Da kannste sicher sein, mein Engel. In Köln hamse Friseurjeschäfte kontrolliert … wegen Tariflöhne. Der niedrigste Stundensatz, den se uffjespürt haben, betrug 1,50 Euro die Stunde. Dit is doch Sklaverei … dit is doch keen Lohn mehr, den die kriejen … dit sind doch schon Verhältnisse wie mit KiK in Bangladesh.

Warte mal, bis schwarz-jelb erst mal richtig anne Macht is, denn wern se bei Überprüfungen noch uff janz andere Erjebnisse stoßen … dit sehe ick schon kommen. Du gloobst doch selber nich, dass für uns kleene Leute irjendwat besser oder einfacher wird. Für die da oben schon … da bin ick mir wiederum sicher.

So … da bin ick noch mal … und ick habe euch wat janz Leckeret mitjebracht … zwee frische Pils nämlich … Prösterchen.

Uff dir, mein Engel … und uff dir, Emmy. Ick hab jestern jelesen, dass schwarz-jelb den Atomausstieg absagen wird. Wat denkste denn, wer dafür jesorgt hat? RWE, E-on, Vattenfall und Konsorten … die Lobbyisten von die ham doch schon Blasen anne Füße von ihre Rumrennerei im Rejierungsviertel.

Die ham doch so teure Schuhe an … die sind doch luftjepolstert und wat wees ick allet … die machen doch keene Blasen.

Da kannste mal sehn, wie flott die Typen unterwegs sind. Na ja, jedet Volk kriegt eben die Rejierung, die dit Volk verdient. Italien hat Berlusconi … und wir ham jetz Merkel und Westerwelle. So is dit … wahrscheinlich bis 2013 … also, wenn’s richtig schlimm kommt.

Von Bio bin ick nu ooch endjültig weg … seit ick jestern Panorama jekieckt habe. Die machen da inne Landwirtschaft im Prinzip dit selbe, wat die normalen Bauern ooch machen … die spritzen Obst und Jemüse … die halten, transportieren und schlachten die Tiere nich artjerecht … die wolln dafür bloß mehr Jeld … so einfach is dit.

Nu hör doch mal uff, Emmy … bist du denn noch immer nich inne Wirklichkeit anjekommen? Gloobst du dit, watse dir in Anzeigen und Werbefilmchen vorlüjen? Also … ick habe damit schon lange abjeschlossen. Und für heute mache ick jetz ooch Schluss … Susan … ick hätte jerne meine Rechnung.

Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen … ick jehe denn ooch langsam.

Ick krieje von jedem 3 Euro 40 … inne Nachrichten hamse grade jemeldet, dass der Friedensnobelpreis dieset Jahr an Obama jeht.





Probieren Sie doch mal ein Rätsel, das zunächst unlösbar erscheint … aber … möglich ist alles!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen