Freitag, 9. April 2010

394, Schnitzelraub in Aachen.

Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.


Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“

Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin

Fon: (030) 5627003






Hallo Peter, ick grüße dir … wenn dit mitn Wetter so weiter jeht, denn könnt ihr ja den Bierjarten bald wieder uff machen.



Da sind wir doch flexibel … Walther. Willste oochn Pils … oder biste heute nur zum Quatschen herjekommen?



Nee … Pils muss schon sein … ick setz mir mal schon hin und stimme mir uffs Wochenende ein.



Is recht mein Lieber … bloß nich die Füße hochlejen … dit könnten die Jäste anne Nebentische falsch verstehn…



Nee … ick wees mir doch zu benehmen, Peter … ick sacke lediglich mental in mir zusammen … mehr mache ick nich.



Ick grüße euch, meine Lieben … und bei dit schöne Wetter würde ick jerne een Pils nehmen, Peter.



Dit sollste kriejen, Emmy. Denn fangt mal schon beede an zu quatschen … so verjeht nämlich die Zeit schneller. Und ihr wisst ja: Bei uns wird dit Pils von Hand jezappt … und nich jeschöpft.



Deshalb komm wir ja so jerne und so rejelmäßig hierher … am Personal liegt dit bestimmt nich.



Nu hör doch uff zu stänkern, Walther … die jeben sich doch hier immer Mühe … die sind doch janz nett alle.



Ja, dit stimmt, für ne Berliner Szene-Kneipe kann man dit durchjehn lassen. Mutti hat ja heute früh ihr schwarzes Kostüm anjezogen. Die nimmt nu doch an die zentrale Trauerfeier für die drei jefallenen Soldaten teil. Erst hat se ja rumjezickt und wollte nich … aber denn hat ihre Sprecherin verkündet, dasset ihr een Herzensbedürfnis is, da hinzujehn.



Diese janze Politiker-Kaste … dit is alles een verlogenes Pack … da kannste dir nur für schämen. Noch am Mittwoch hieß dit aus Rejierungskreise, dass Kriegsminister zu Juttenberg die Deutschlandfahne bei die Trauerfeier hochhalten wird … und denn jabs Jegrummel inne Medien und inne Bevölkerung … und schon wurde aus ne Absage een persönliches Anliegen zum Mittrauern. Die Christin Merkel jeht also zum Jottesdienst für im umgangssprachlichen Krieg jefallene junge Männer, die ihr Leben für Deutschland jejeben haben … aber keener wees eijentlich, warum.



Lasst euch mal kurz störn … eure zwee Pils sind fertig. Sehr zum Wohle, meine Lieben … und Prösterchen.



Prost … uff uns dreie. Jestern Nacht … oder besser jesagt: janz früh … lief im ZDF ne Reportage über Afghanistan. Die hieß: Die Afghanistan-Lüge (!) …. und seit ick wees, wie der ZDF-Verwaltungsrat von welche Parteien besetzt is, wees ick ooch, warum sone kritischen Reportagen mitten innen Nacht kommen.



Jestern fand ja in Prag een historisches Ereignis statt. Obama und Medwedjew ham den START-Vertrag zur Abrüstung von Atomwaffen unterschrieben. Der Obama scheint sich langsam an den bereits verliehenen Friedensnobelpreis ranzuarbeiten.



Dit stimmt. Und bei die Jelehenheit kam inne Medien ooch mal wieder zur Sprache, dass in Deutschland ooch nochn paar Atomraketen rumliejen. Allerdings wees keener so janz jenau, wie ville dit sind … jeschätzt wird so um die hundert.



Ick dachte, die Russen ham damals alles mitjenommen, als se aus Deutschland abmarschiert sind.



Die Russen schon … aber die Amis ham noch ne kleene Reserve hier jelassen. Sicher is sicher. Ick wees zwar nich so richtig, jejen welche Jegner inne Umjebung die die hier einsetzen könnten … aber die Amis wern sich schon wat dabei jedacht haben…



Ick hab jelesen, dass die katholische Kirche bei unsere Bevölkerung noch weniger beliebt is als dass dit die Banken sind. Und unbeliebter als die Parteien sind die Würdenträjer ooch noch.



Und an dem schlechten Ruf ham se nich mal lange jearbeitet. Wenn de dir überlegst, dass die katholische Kirche schon rund 2.000 Jahre alt is und nur etwa acht Wochen jebraucht hat, um ihrn Ruf zu ruinieren … denn kannste doch nur sagen: Ach, du lieber Jott … dit jing aber schnell.



Und … stell dir mal vor, Walther … zu dem katholischen Oberbischof Zollitzsch ham weniger Deutsche Vertrauen als zu Bank-Chef Ackermann.



Wat die mit Umfragen heute alles so rauskriejen, dit is nich zu fassen. Und die deutschen Lehrlinge sind immer blöder. Dit ham se allerdings nich mit ne Umfrage ermittelt … dit is die pure Wahrheit, die de dir in jedem Betrieb ankiecken kannst. Nachhilfe für Lehrlinge wird zur Rejel. Die Firmen-Chefs schlagen die Hände übern Kopp zusammen, wenn se ihre Neuankömmlinge aus die Schulen dit erste mal bejegnen. Die könn nich rechnen … die könn nich schreiben … die könn nich lesen.



Aber die könn bestimmt twittern und googln, die könn Abhängen und Dusseligquatschen … die wissen, wie man MP-3-Player bedient und im Computer rumballert … aber dafür jibs leider noch keene Berufe.



So is dit, Emmy. Aber ick hab noch Durscht. Peter … mach uns doch bitte noch zwee Pils zum Hiertrinken.



Keen Problem … ick hoffe, ihr beede habt noch die eene oder andere Anjelejenheit zu besprechen … aber ick beeile mir.



Mach janz in Ruhe, Peter. Wir sind ja hier schließlich zur Erholung … und nich uff die Flucht. Die US-Banken zahln wieder richtig fette Kohle aus … vor allem an ihre Manager. Stell dir mal vor, Emmy, 38 US-Banken reichen rund 140 Milliarden Dollar Jahresjehälter weiter … Finanzkrise ham die da nich jehabt … und ausjelöst schon janich.



Dit kann ja nich mit rechte Dinge zujehn … ick meine, die 140 Milliarden müssen doch erst mal verdient werden … und mit normale Arbeit jeht dit nich … sowat jeht nur mit Beschiss. Also … nüscht jelernt aus die Krise … munter weiter spekulieren … bis die janze Sache wieder über die Wupper jeht.



Ick kann dir erklärn, wie man ville Jeld macht … und zwar ohne wat zu tun. Dit jeht janz einfach … du musst bloß erst mal ville Jeld an sich haben … oder ne Bank oder Privatpersonen, die dir wat vorschießen. Und denn koofste damit Öl … am besten welches, wat noch janich jefördert is. Dit schaff ordentlich Nachfrage, weil mehr Rohöl jenraucht wird, als zurzeit verfügbar is. Und du weest ja: Die Nachfrage rejelt den Preis. Ergo … Ölpreis nach oben.



Verstehe. Und weil der Ölpreis wejen scheinbare Knappheit nach oben jeht, wirkt sich dit natürlich uff die Benzinpreise aus. Aber nich nur scheinbar … sondern in echt.



Du sagst dit, Emmy. Alleene wejen die Spekulationen uff Rohöl kostet unser Benzin im Moment rund 14 Cent pro Liter zu ville. Und wenn der Rohöl-Preis kräftig jestiegen is, denn verkoofen die Spekulanten dit Zeug einfach weiter. Jefördert isses zwar noch immer nich … aber schon ville teurer. Dit is Kapitalismus in Reinkultur.



Entschuldigt … dit hat een Moment länger jedauert … aber ihr seht ja selber, wat heute hier los is. Prost, meine Lieben.



Uff die netten Herrn hier inne S-Bahn. In Aachen is ne Sache passiert, da biste sprachlos. Een Fleischlieferant wollte inne Kneipe die Rechnung vom Vortag kassiern … und als der Wirt dit Jeld nich gleich zur Hand hatte, da is der Fleischermeister von Tisch zu Tisch jejangen und hat die Schnitzel vonne Teller einjesammelt. Und als er da durch war, isser inne Küche marschiert, um ooch da alle Fleischreserven einzupacken … der hat dit sojar aus die heißen Pfannen rausjenommen.



Tja … dit kann alles passiern. Dafür is die Kobra in Mühlheim wieder uffjetaucht, die da vorn paar Wochen ausn privaten Terrarium abjehaun is. Du erinnerst dir … da wurde een janzes Mehrfamilienhaus völlig entkernt, um dit Vieh zu finden. Und nu hamse se jefunden … tot … verhungert … inne Klebefalle. Dit is weiter nüscht als breite Klebebänder … und wenn Viecher da drüber loofen oder kriechen … denn sind die wie fest jetackert.



Nich … dass wir ooch noch festkleben hier. Lass uns lieber jehn, Walther … ick will ja nich dit janze Wochenende hier sitzen müssen. Peter … ick hätte jerne meine Rechnung.



Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen. Und alle anne Nebentische wünsche ick een schönes Wochenende … bis Montag … da treffe ick mir mit Emmy wieder hier. Und alle Stammjäste könn mir natürlich ooch am Wochenende virtuell besuchen komm. Wat zu trinken hab ick immer … und dit eene oder andere Späßchen ebenfalls. Hoffentlich hat mein Korrespondent in Hoyerswerda noch keen Feierabend jemacht … der muss mir doch noch wat überspieln für meine Stammjäste. Um Jetränke kümmer ick mir ja alleene … aber schließlich kann ick mir nich um alles kümmern…









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