Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.
Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003
Ick grüße die schöne Chefin … und ick bin bejeistert, dass du mir ins Wochenende begleitest. Dit Leben kann so schön sein. Ick hätte jerne een Pils…
…und een Küsschen kriegste nach sone nette Begrüßung natürlich ooch … so, und nu stez dir hin und lass mir in Ruhe zappen.
Keen, Problem, mein Engel … ick trete jetz schon mal in die Phase der Wochenendruhe ein … ick jenieße den Feierabend.
Dit machst richtig, Walther … und lass dir durch dit Blubbern hier nich störn … dit Fass is alle. Ick jeh mal schnell nachn Keller und stecke da neues Pils an.
Mach in Ruhe, Marlies … ick bin nochn paar Minuten hier.
Hallöchen Walther … is heute ja keene Bedienung hier? Wo kann ick denn da wat bestelln?
Marlies is nur kurz nachn Keller, dit Fass is leer. Setz dir mal schon hin, die kommt gleich.
Dit jeht bestimmt schnell … Marlies is ja ne flotte. Denn könn wir ja schon anfangen mit Quatschen.
Dit kann ja een Wochenende werden … Mutti und zu Juttenberg wern sich mal wieder tieferschüttert verneijen und uns zum Mittrauern uffordern … aber ick will langsam nich mehr. Ick hab von dit heldenhafte Sterben unserer jungen Soldaten in umjangssprachlich kriegsähnlichen Kampfhandlungen die Schnauze jestrichen voll.
Hallo Emmy, ick hab nur schnell een neues Fass anjesteckt. Nimmste een Pils?
Na logisch … mach mal. Tja, Walther … dit nationale Trauern wird wohl noch ne Weile weiter jehn … bis wir unsere Freiheit nich mehr am Hindukusch verteidigen … müssen. Und Kriegsminister zu Juttenberg will ja mächtig uffrüsten da unten … der hat schon 60 neue Panzerwagen inne Schweiz bestellt … in Afghanistan muss doch der Rest ooch noch kleenzukriejen sein. Von friedlichem Uffbau hat von unsere Politiker schon lange keener mehr jesprochen. Da jehts nur noch um Selbstverteidijung ... und ums blanke Überleben.
Und wie der scheidende Wehrbeufftragte Robbe jestern jesagt hat, lässt die Bundeswehr ihre ausjeschiedenen Soldaten ooch noch komplett im Rejen stehn. Da wird uff Biejen und Brechen versucht, kriegsbedingte Foljeschäden durch Bundeswehrjutachten abzuschmettern … na, wat solls … dit muss jeder wissen, der Da hinjeht.
So … da bin ick schone mit eure Jetränke. Zwee frische Pils für euch … sehr zum Wohle, meine Lieben.
Prösterchen … uff uns dreie. Sag mal, Walther … unsere Soldaten und Polizisten, die nach Afghanistan jehn, die kriejen ja dafür extra Jeld. Für die Polizisten sind dit wohl pro Tag 110 Euro … wie dit bei die Soldaten is, dit wees ick nich … aber Zuschläge kriejen die ooch. Könnte man die nich sojar als Söldner bezeichnen?
Een Söldner ist een jejen Bezahlung anjeworbener, zumeist zeitlich befristet dienender und durch Vertrag jebundener Soldat. Die jenaue Definition muss ick mir jelegentlich noch mal näher ansehn … und ne Meinung dazu musste dir selber bilden ... ick enthalte mir. Jestern wurde nu per Jerichts-Urteil entschieden, dass wir Ossis keen eijener Volksstamm sind.
Dit is schon erstaunlich, dass dit so jekommen is. Schließlich jibs doch ooch Russland-Deutsche … warum soll dit also keene DDR-Deutschen jeben? Denn hätten wir alle plötzlich een Migrationshintergrund … und könnten uns zur Einbürjerung mit dem Test bewerben. Ick sage dir … wir hätten uff een Schlag 50 Prozent weniger Ossis … aber wohin man die abschieben könnte, dit wees ick nich.
Wir Ossis bringen uns ja selber um unser kulturelles Erbe. In Stadtroda, in Thüringen, hat vorjestern een Müllauto dit Wahrzeichen zerstört … dit Stadttor, wat da sojar im Stadtwappen drinne is. Dieses Stadttor war grade frisch saniert worden und sollte jestern feierlich und öffentlich seine Bestimmung überjeben werden. Und ausjerechnet am Abend davor hat der Fahrer sein Müllauto da rinnjerollt … alles liegt in Trümmern … dit soll aber wieder uffjebaut werden.
Na, dit is ja schön. Dit Umweltbundesamt hat jestern mal wieder ne Maut für Autobahnen ins Jespräch jebracht. Wees denn der Umweltminister Röttgen janich, dass bald in NRW jewählt wird … oder hat der dit verdrängt? Mit die Hiobsbotschaft hätter doch nu noch drei Wochen warten können.
Dit hat ja nich der Minister verkündet, sondern nur sein Amt. Die Beamten ham vorjeschlagen, pro hundert Kilometer 4 Euro für Pkw zu verlangen … und dafür die Kfz-Steuer abzuschaffen. Also … mir kommt dit entjejen … ick fahre im Jahr rund 500 Kilometer Autobahn … dit macht 20 Euro. Kfz-Steuer zahle ick wesentlich mehr.
Aber … denk doch mal an die Pendler. Ick denk jetz aber erst mal an uns. Marlies, mach uns doch bitte noch zwee Pils.
Keen Problem, meine Lieben. Ick zappe wie wild … aber een paar Minuten dauerts trotzdem. Ick hoffe, ihr seid noch nich sprachlos…
Uff keen Fall … obwohl uns die Politiker manchmal sprachlos machen. Ick nehme mal den Niebel, den Entwicklungshilfeminister. Statt 0,51 von der jesamten Wirtschaftsleistung will der nur noch 0,4 Prozent für Entwicklungshilfe ausjeben … aber gleichzeitig bis 2015 den Etat uff 0,7 Prozent erhöhen. Dit sind doch alles Rechenkünstler … da müsste sich Adam Ries eijentlich tagelang im Grab umdrehn.
Und Mutti amüsiert sich nochn bisschen in Kalifornien. Obwohl … jestern hatse zumindest een kurze Betroffenheitsrede jehalten … und mental befindet se sich bei die Anjehörigen von die toten Soldaten. Aber in echt war se jestern in Hollywood … die Film-Stars hat dit aber nich so richtig interessiert. Na … immerhin … Heidi Klum war da.
Jetz bin ick erst mal da … eure zwee Pils sind fertig. Sehr zum Wohle, meine Lieben … Prösterchen.
Uffs Wochenende denn .. Prösterchen. Die Erjebnisse von dem Atomwaffenjipfel sind ja doch einigermaßen umstritten. Wat unsere großen Politiker als großen Erfolg schönreden, dit hinterlässt doch mehr Frage- als Ausrufezeichen. So seh ick dit jedenfalls.
Recht haste, Emmy. Ick seh dit jenauso. Jestern jabs nu een Treffen von unsere Bundesjustizministerin mit Bischof Zollitsch zum Thema Missbrauch. Natürlich verlief dit janz harmonisch … fast schon einmütig. Aber … wat Missbrauch wirklich für Kinder bedeutet, dit is mir jestern klar jeworden, als ick een Interview mit Ursula Enders vom Verein „Zartbitter“ jelesen habe. Die sagts da zum Beispiel, dass Missbrauch vor allem in Institutionen stattfindet, die autoritäre Strukturen uffweisen.
Dit kann schon sein … aber ick muss langsam los. Marlies, ick hätte jerne meine Rechnung … und wir beede, Walther, sehn uns ja am Montag wieder.
Bring mal mein Zettel gleich mit. Ick wünsche alle anne Nebentische zwee schöne freie Tage … und Stammjäste lade ick jerne übers Wochenende zu mir nach Hause ein. Nee … nich die janze Zeit … aber uff een Pils könnt ihr jerne vorbei kommen. Ick hab ooch een paar Späßchen für euch uff Lager … und dit in diese Zeiten. Ick hoffe, mein Korrespondent in Hoyerswerda lässt mir nich hängen…
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