Alle Fakten im nachfolgenden Dialog von Emmy & Walther sind belastbar und per Link (soweit vorhanden und mit ! = besonders empfehlenswert) für weitere Informationen verknüpft.
Ort des Geschehens: Gaststätte „Zur S-Bahn“
Heinrich-Grüber-Straße 1, 12621 Berlin
Fon: (030) 5627003
Hallo Peter … ick grüße dir … und een Pils würde ick jerne trinken.
Dit lässt sich einrichten, Walther … setz dir mal schon hin und fang an, die Woche ausklingen zu lassen. Haste dir wat vorjenommen am Wochenende?
Nee, nich so richtig. Bei dit Wetter hab ick eijentlich keen Bock, draußen rumzurennen … wenn du wüsstest, Peter, wie ick mir nach Frühling sehne … dit kann ick dir janich sagen.
Du kannst mir allet sagen, Walther … ick kann dir zwar nich helfen … aber zuhörn jeht schon janz jut.
Ick grüße euch meine Lieben … Peter, ick hätte jerne een Pils.
Is keen Problem, Emmy … setz dir hin, und denn fangt beede schon mal an zu quatschen… ihr wisst ja aus jahrelange Erfahrung, dass Pils immer een paar Minuten dauert.
Alles klar, Peter … wir kriejen dit in Griff. So … nu war ja jestern in London die Afghanistan-Konferenz. Da jing allet janz schnell. Dit Abschlussprotokoll wurde bereits vor Bejinn der Beratungen an die Journalisten verteilt.
Ick hab mir die Nachrichten jestern bestimmt zehnmal anjekieckt … aber ick hab nich wirklich mitjekriegt, wat da nu eijentlich an neuer Strategie beschlossen wurde. Jut, die Staatenjemeinschaft will die Verantwortung für Sicherheit und Ordnung bis 2014 an die Afghanen zurückjeben … und Karsai will die Korruption bekämpfen.
Der und Korruption bekämpfen … da kann ick ja nur lachen. Er, seine Minister und andere hohe Beamte renn doch dreimal die Woche mit ihre EC-Karten zur Staatsbank und kiecken nach, ob dit Ausland endlich wieder überwiesen hat … und wenn ja, denn wird sofort uffjeteilt.
Ham die denn in Afghanistan ooch EC-Karten?
Wie die Dinger da heißen, dit wees ick nich … aber irjendwelche Bankkarten wird’s da bstimmt ooch jeben…
Von mir jibs jetz ebenfalls wat … und zwar Jetränke. Lasst dit euch schmecken, meine Lieben … zum Wohle.
Ick erhebe mein Glas uff die netten Herrn inne S-Bahn … Prost, meine Lieben. Die Nato-Staaten wolln insjesamt 500 Millionen Dollar locker machen für sojenannte Taliban-Aussteijer … die solln Jeld kriejen, wenn se dem Terror abschwörn. Aber … woran wolln die denn erkennen, dass der und der wirklich Taliban is und ob der denn, wenn er sein Jeld jekriegt hat, ooch nich mehr als Terrosist weitermacht?
Dit is ne jute Frage, Emmy … die Taliban ham ja keene Auseise, wo drinne steht, dasse welche sind. Da wird wiedern Haufen Jeld verballert für nüscht. Und der Westen kann denn jeden Tag Zahlen verkünden von soundso ville Aussteijer … und irjendwann wern se feststellen, dass dit mehr Aussteijer jibt als Einwohner.
Oder Westerwelle stellt sich denn mit sein breites Grinsen hin und erklärt, dass dit Aussteijer-Programm noch erfolgreicher war als jedacht, weil selbst die Taliban, die rückfällig jeworden sind, noch een zweeten Versuch jemacht haben, ins zivile Leben zurückzukehren…
Möglich is allet, Emmy…
Ick fasse dit Erjebnis von London mal so zusammen: Theoretisch is allet klar … und praktisch is janüscht jelöst. Sowat nennt man Hornberger Schießen. Bei Maybritt Illner hamse dit Thema jestern ooch wieder ausführlich (!) beim Wickel jehabt … und bestimmt nich zum letzten Mal.
Außenminister Westerwelle strahlt jedenfalls übers janze Jesicht, wenn er seine sojenannten Erfolge im Fernsehen verkooft. Lass uns dit Thema wechseln … bei die Linken kehrt absolut keene Ruhe ein. Die Jenossen ausn Osten sind mit der vorjeschlagenen Doppelspitze Lötzsch/Ernst überhaupt nich einverstanden.
Dit rumort da immer mehr … ick bin mal jespannt, ob die Linke wieder in zwee Teile zerfällt … also in Ost und West … oder in PDS und WASG. Ick hab dit ja schon immer jesagt: Die Linken sind eben ooch nur ne janz normale Partei … die beschäftijen sich mehr mit sich selbst als mit Opposition. Die ham vor lauter Zerstrittenheit ja keene Zeit, die Rejierung uff die Finger zu kloppen.
Ick bestelle erst mal noch wat zu trinken ... Peter, wir nehm noch ne Runde Pils.
Is keen Problem … ick mach mir sofort anne Arbeit … quatscht mal nochn bisschen … ick bin gleich bei euch.
Wir verlassen uns druff. Jestern hat dit Oberverwaltungsjericht in Leipzig den Post-Mindestlohn jekippt. Dit is unzulässig, den uff alle andern Postdienstleister ooch anzuwenden. Und dit Erjebnis is, dass TNT gleich mal ne Lohnkürzung für alle seine Briefzusteller anjekündigt hat.
Dit is ne Sache, die ick sowieso nich verstehe. TNT macht schon seit Jahre mit Briefzustellungen in Deutschland Verlust. Aber die lassen nich locker. Und ick denke mal, dass die janze Sache nu wieder so ausjehn wird, dass die Briefträjer in Kürze so wenig Jeld verdienen, dasse zusätzlich uffstocken müssen. Dit bedeutet im Klartext, dass dit jeringere Porto, wat TNT für seine Briefe verlangen wird, durch den Staat subventioniert wird. Und PIN macht janz jenau dit selbe ... nach Jerichtsurteil Lohnsenkung!
Lasst euch noch mal kurz störn … eure zwee Pils sind nämlich fertig … Prösterchen, meine Lieben.
Prost Emmy, Prost Peter. So is dit eben mit Jesetze, die unsere Rejierungen, ejal welche, erlassen haben … die halten een Jerichtsurteil nich stand. Dit sind allet Dilletanten, die uns rejiern. Ick hab langsam ooch keene Hoffnung mehr, dass sich daran wat ändern wird. Unser Kriegsminister mit die ville Vornamen, der überlegt jetz, ne Militärstaatsanwaltschaft einzurichten.
Und warum ditte?
Weil dit im Moment so is, dass Soldaten, die im Kriegseinsatz zum Beispiel Zivilisten töten … warum ooch immer … anjeklagt werden nach Zivilrecht. Dit heißt, die werden in Deutschland vor Jericht jestellt wejen Totschlag … schlimmstenfalls wejen Mord.
Mein Jott, is dit allet kompliziert. Die Soldaten tragen da ihre Haut zu Markte … und denn könnse in Deutschland dafür ooch noch lebenslänglich in Knast jehn. Mensch, is dit ne verrückte Zeit, in die wir leben. Lass uns die Woche mit ne optimistische Aussicht beenden … Verkehrsminister Ramsauer will den Idiotentest für Autofahrer reformieren … dit wäre überfällig, hatter jesagt.
Son Test wünsche ick mir für unsere Politiker. Peter, mach mal bitte meine Rechnung fertig.
Denn kannste mein Zettel gleich mitbringen. Ick wünsche dir een schönet Wochenende, Walther … und alle anne Nebentisch ebenfalls…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen